Die rheinland-pfälzische Linken-Co-Vorsitzende Melanie Wery-Sims tritt aus der Partei aus. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Kay Nietfeld)

Anfeindungen, Kritik an Umgang mit Sexismusvorwürfen

Co-Chefin der RLP-Linken tritt aus der Partei aus

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Die Co-Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Linken, Melanie Wery-Sims, ist aus der Partei ausgetreten. Das hat ein Parteisprecher dem SWR bestätigt.

Der Teil der Programmatik, hinter dem sie nicht mehr stehe, sei zu groß, erklärte Wery-Sims selbst über Twitter. Außerdem gehe es bei der Linken "viel zu viel um innerparteiliche Grabenkämpfe".

Kritik an Umgang der Partei mit Ukraine-Krieg und Sexismus-Vorwürfen

In einem Schreiben an die Partei nennt Wery-Sims drei Hauptgründe für ihren Austritt. Zum einen zeigte sie sich sehr frustriert über parteiinterne Anfeindungen. "Ich bin vor sechs Jahren in DIE LINKE eingetreten, um Menschen zu helfen", erklärte sie. Stattdessen habe sie ihre Energie in den letzten Monaten und Jahren auf innerparteiliche Kämpfe verschwenden müssen.

Außerdem kritisierte sie die Haltung der Linken zum Ukraine-Krieg und zu Russland. Wery-Sims schrieb, sie habe kein Verständnis für die Pro-Russland-Fraktion in der Linken in Rheinland-Pfalz und im Bund. Sie wolle die so genannten "Putinversteher" als Landesvorsitzende nicht vertreten.

Zudem sei der Umgang der Bundespartei mit den Sexismusvorwürfen in der Linken unsäglich gewesen. Sie zeigte sich enttäuscht, dass der Bundesparteitag der Linken im Juni keine Möglichkeiten geschaffen habe, um mutmaßliche Täterinnen und Täter zu sanktionieren.

Mit Funktionen in der Partei gehadert

Dieses Schreiben veröffentlichte die 38-Jährige am Nachmittag auch auf Twitter. "Gerade fühlt es sich eher an, als hätte ich mit jemandem, den ich eigentlich noch sehr gerne mag, Schluss gemacht," schreibt sie in ihrem Tweet. Aber sie habe seit Anfang des Jahres extrem mit ihren Funktionen innerhalb der Linkspartei gehadert, so Wery-Sims.

2/2 Nichtsdestotrotz ist es der richtige Schritt. Seit heute Mittag bin ich kein Mitglied der Linkspartei mehr. Die Gründe dafür könnt Ihr in den Screenshots nachlesen. #dielinke #russland #linkemetoo #abschied #neuanfang #neuewegegehen https://t.co/lIJuV6QqdV

Sie wolle weiter politisch tätig bleiben - "aber aktivistisch kann ich so viel mehr erreichen als innerhalb der Partei". In ihrem Schreiben bittet Wery-Sims darum, ihre Entscheidung zu respektieren und ihr "etwas Zeit und Raum zu geben, mit dieser extremen Kursänderung erst einmal selbst klarzukommen." Wery-Sims selbst war zunächst nicht erreichbar.

Partei bestürzt über Austritt

Der Co-Vorsitzende der Partei, Stefan Glander aus Kaiserslautern, sagte dem SWR, alle in der Partei seien bestürzt über den Austritt. Er selbst wolle weitermachen. Jetzt müsse eine Nachfolgerin gesucht werden. Für Ende September sei planmäßig ein Landesparteitag angesetzt.

Seit Oktober Co-Vorsitzende der RLP-Linken

Im vergangenen Oktober waren Glander und Wery-Sims zum neuen Führungsduo der rheinland-pfälzischen Linken gewählt worden. Beim Bundesparteitag im Juni wollte die 38-Jährige aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich Bundeschatzmeisterin werden, scheiterte aber mit ihrer Kandidatur.

Nach dem Seximus-Skandal bei den Linken hatte sich Wery-Sims für einen kompletten personellen Neuanfang der Bundespartei ausgesprochen.

Bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr war die rheinland-pfälzische Linke auf ihr bisher schlechtestes Landesergebnis von 3,3 Prozent zurückgefallen. Bereits im März 2021 hatte sie mit 2,5 Prozent erneut den Einzug in den Landtag Rheinland-Pfalz verfehlt, damals mit Wery-Sims als Spitzenkandidatin.

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SWR