Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) war „klein im Wuchse und politisch schwach“. Bei dem „sehr ehrgeizigen und sehr intelligenten“ Wolfgang Schäuble (CDU), ehemals Bundesminister, „war unverkennbar, aus welcher deutschen Region er kam“. Und Maike Kohl-Richter, die Witwe von Helmut Kohl, hat bei Gesprächen mit dem Altbundeskanzler immer dazwischen gequatscht.
Viele Lästereien stecken in den Tagebüchern von Horst Teltschik, der in der Vereinigungszeit zu den wichtigsten Beratern des damaligen Bundeskanzlers gehörte. Teltschik, 84 Jahre alt, bringt sie dieser Tage auf den Markt. Der Mann schreibt Klartext – sehr persönlich, amüsant, unverblümt. Etwa über den Charakter seines früheren Chefs. Einmal habe Helmut Kohl einen Mitarbeiter in den Senkel gestellt und hinterher zu ihm, Teltschik, gesagt: „Der wehrt sich nicht einmal.“
Teltschiks Buch gibt Einblicke, wie sehr es – oder gerade – auf den höchsten Ebenen der Macht menschelt. Konkurrenz und Ranschmeiße, Kabale und Liebe. Eher beiläufig – und damit umso erschreckender – macht die Lektüre deutlich, wie sehr Politikerinnen und Politiker von Umfragen geleitet sind. In Helmut Kohls berühmten Zehn-Punkte-Plan zur deutschen Vereinigung sei es ursprünglich nicht um die DDR und die deutsche Einheit gegangen. Sondern darum, „was müssen wir tun, damit die Umfrageergebnisse besser werden“.
Eine vergleichbare Lästereien-Sammlung erhoffe ich mir von Altbundeskanzlerin Angela Merkels (CDU) Memoiren nicht. Sie sind für Ende November angekündigt. Auf die ist Horst Teltschik auch schlecht zu sprechen, weil sie auf einen Brief von Teltschik, in dem er ziemlich untertänig seine Dienste anbietet, nicht reagiert habe. Nach der Lektüre von Horst Teltschiks Buch weiß ich: Es handelt sich um die größtmögliche Grobheit, die man dem eitlen Herrn antun kann.