Tatsächlich: Die Gaspreise am europäischen Gasmarkt sinken wieder. Dieser Trend geht weiter und gerade ist ein seit Monaten nicht da gewesener Tiefstand erreicht worden - bei einem Wert, der als Indikator für das allgemeine Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt gilt. Zum Start in die letzte Oktoberwoche ist der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas auf 100 Euro pro Megawattstunde gefallen, auf den niedrigsten Stand seit Juni 2022. Gleichzeitig werden viele Verbraucherinnen und Verbraucher von ihrem jeweiligen Gasanbieter zu höheren Abschlagszahlungen aufgefordert.
Warmes Wetter, Sparen und EU-Pläne lassen Preise sinken
An der Börse wird immer die Zukunft gehandelt und da sind viele Experten momentan relativ optimistisch. Das liegt zum einen daran, dass Deutschland, aber auch andere Länder in der Europäischen Union, die eigenen Gasspeicher bisher gut füllen konnten. Geholfen hat dabei, dass dieser Herbst bisher ziemlich mild ist und dass Unternehmen und auch Privatleute Energie sparen.
Außerdem wird in Spanien derzeit viel Flüssiggas angeliefert - sogar mehr, als zur Zeit entladen werden kann. Und es gibt Absprachen zwischen den Ländern, sich zu helfen: Deutschland bekommt zum Beispiel zusätzliches Gas aus Frankreich, Norwegen liefert Rekordmengen und zum Jahreswechsel sollen die ersten Flüssiggasterminals an der deutschen Küste in Betrieb gehen.
Dazu kommt: Europäische Länder wollen künftig gemeinsam Gas einkaufen und ihre Marktmacht besser nutzen. Das sorgt für eine gewisse Entspannung und das zeigt sich auch an den Börsenpreisen für Gas.
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher müssen trotzdem vorerst mehr zahlen
Dass Gasversorger trotzdem von vielen Verbrauchern höhere Abschlagszahlungen verlangen, erklärt sich so: Es liegt daran, dass wir unser Gas und auch unseren Strom eben nicht tagesaktuell selbst an der Börse einkaufen - sondern das tun die Energieversorger. Und die kaufen zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein.
Wann und wie viel genau sie einkaufen sollen, ist gar nicht so einfach für die Unternehmen zu planen: Denn die Kundinnen und Kunden schließen zu unterschiedlichen Zeitpunkten Verträge ab und manche kündigen wieder. Das bedeutet, dass auch die Kundenzahlen schwanken.
Folglich braucht es eine Mischkalkulation beim Einkauf: Eine bestimmte Menge Energie wird langfristig eingekauft, weitere Mengen mittel- oder eher kurzfristig. Wenn also der Börsenpreis steigt oder sinkt, kommt das erst zeitverzögert bei uns Kundinnen und Kunden an.
Bisher hinken wir der Entwicklung aber so weit hinterher, dass bei vielen Haushalten die Preiserhöhungen der Vergangenheit noch gar nicht angekommen sind - und das zeigt sich jetzt in höheren Abschlagszahlungen.
Hier können Sie im Angebot der Verbraucherzentralen berechnen, wie sich Ihre Strom- und Gaspreise entwickeln könnten.
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Wie können sich Verbraucherinnen und Verbraucher bei einer Preiserhöhung verhalten?
"Erstmal nicht verzweifeln, sondern sich genau anschauen, um wie viel sich der Preis erhöht." Dazu rät SWR-Wirtschaftsredakteurin Jutta Kaiser. Mehr zahlen muss wohl jeder. Aber geht es um eine Verdreifachung oder Vervierfachung, dann sollte man in jedem Fall Preise vergleichen, und zwar die von überregionalen Anbietern und die Preise der Grundversorgung - das sind oft die Stadtwerke vor Ort. Diese Versorger waren früher oft teurer, seit einiger Zeit sind sie aber meistens günstiger als die Konkurrenz, weil sie größere Mengen langfristig eingekauft haben.
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Die Grundversorgung beim örtlichen Anbieter ist oft günstiger
Wer zu seinem Grundversorger wechseln will, sollte darauf achten, dass er wirklich in den richtigen Tarif kommt. Denn manche Anbieter hatten zuletzt versucht, neue Kunden erstmal für einige Monate in der teureren Ersatzversorgung unterzubringen. Die ist aber nur für Notfälle gedacht, nicht für einen normalen Vertragswechsel. Wem also nur der Ersatzversorgungstarif angeboten wird, der sollte sich wehren und den Anbieter bei der Verbraucherzentrale melden.