Christine Lambrecht (SPD), Bundesverteidigungsministerin (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, Bernd von Jutrczenka)

"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Digitales Talent und positives Denken

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Jan Seidel

Wir sollten nicht immer alles schlechtreden. Deutschland ist voller Talent, das an die Öffentlichkeit drängt. So wie Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, sagt Jan Seidel.

Meine Frau sagt, es wäre schön, wenn wir zu Beginn des Jahres auch mal eine positive Kolumne bringen könnten. Es gibt eh schon so viele schlechte Nachrichten – und außerdem kann man ja zum Jahresanfang auch mal an das Gute denken.

Jan Seidel steht im Gang eines SWR-Gebäudes (Foto: SWR, © SWR/Christian Koch, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im Rahmen einer engen, unternehmensbezogenen Berichterstattung im SWR-Zusammenhang bei Nennung Bild: SWR/Christian Koch (S2+), SWR Presse/Bildkommunikation, Baden-Baden, Tel: 07221/929-24429, foto@swr.de)
Die Meinung von Jan Seidel

Also: Entgegen diesen ganzen Unkenrufen sind wir in Deutschland auch digital auf einem sehr guten Weg. Nehmen Sie nur mal unsere Verteidigungsministerin, Christine Lambrecht. Die stellt sich einfach in der Silvesternacht auf die Straße – und grüßt alle ihre Fans mit einem ungezwungenen kurzen Handy-Video. Erzählt, was sie erlebt hat im zu Ende gehenden Jahr – und wie das so war für sie. Inhaltlich ein bisschen holprig, aber das ist nicht so schlimm.

Die Kolumne von Jan Seidel können Sie hier auch als Audio hören:

Denn: Im Video hört man im Wesentlichen die Böller, die gutgelaunte Berliner im Hintergrund in den Nachthimmel schießen. Dazwischen ab und zu: Frau Lambrecht. Kunstkritiker könnten meinen, die technische Unvollkommenheit der Produktion korreliert auf feine Art und Weise mit den inhaltlichen Defiziten des Vortrags – und weist so auf nachdenklich-spielerische Weise auf die Probleme der aktuellen Weltlage hin.

Viele CDU-Politiker sind von Lambrechts Vortrag so hingerissen, dass sie jetzt spontan vorschlagen, die Ministerin sollte sich künftig ganz aufs Influencertum verlegen, nur noch solche inspirierten und inspirierenden Internet-Videos herstellen - und dafür ruhig auch ihren Ministerposten ruhen lassen.

Die SPD hat diese Vorschläge aber natürlich sofort als Finte entlarvt und ihrerseits ihren Vordenker und Meinungs-Influencer Ralf Stegner losgeschickt. Der konnte eloquent erklären, warum alles eigentlich ganz anders ist, und zwar inklusive des Kriegs in der Ukraine. Damit dürfte der Beef – wie die Influencer gerne sagen – erstmal nachhaltig beigelegt sein.

Und für uns bleibt die Erkenntnis: Wer über so viel digitales Talent und Potential verfügt wie unser Land, der kann sich freuen. Und dann auch mal einen positiven Ausblick auf das Jahr wagen. Es kann eigentlich nur besser werden.

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