Wahlhelfer Patrick Schmeichel bereitet die Auszählung der Stimmzettel aus King County vor, die am Wahltag in einer Official Ballot Drop Box eingeworfen wurden. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/The Seattle Times/AP | Ken Lambert)

Deutsche Politiker und Journalisten zu US-Midterms

Meinung: Donald Trump, ein deutscher Dämon

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Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

In vielen Kommentaren deutscher Politiker und Journalisten zu den US-Wahlen schwingt viel Überheblichkeit, viel Besserwisserei mit, meint Martin Rupps.

Nach der US-Wahl am Dienstag finde ich viele Kommentare deutscher Politiker und Journalisten ungenießbar. Der greise Joe Biden kam besser davon als gedacht, lautet am Mittwoch der Tenor, doch der böse Donald Trump ist wie befürchtet zurück. Da schwingt für mein Dafürhalten viel Überheblichkeit, viel Besserwisserei mit. Eine billige, von Missmut und Zorn geleitete Politiker-Verkloppe. Und die wenig verhohlene Unterstellung, die Amerikaner seien zu dumm für guten politischen Streit.

Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)
Die Meinung von Martin Rupps

Ein Unglück, aber kein Weltuntergang

Ich hätte Donald Trump nicht gewählt, aber er hat die Wahl im November 2016 gewonnen. Und könnte es in zwei Jahren wieder schaffen. Das ist politisch ein Unglück, aber kein Weltuntergang. Donald Trump war im Präsidentenamt peinlich, aber beherrscht. Seine fortgesetzte Dämonisierung in deutschen Leitartikeln und Talkshows verdient er nicht.

Ein Blick in die Zeitgeschichte kann Maßstäbe zurechtrücken. Während meiner bisherigen Lebenszeit saßen im Weißen Haus schon Kriminelle (Richard Nixon), Faulpelze (Ronald Reagan) und Lebemänner (Bill Clinton). Dass die amerikanische Demokratie ausgerechnet mit Donald Trump und seinen Anhängern dem Untergang geweiht ist, wie der Wahlkämpfer Joe Biden bei jeder Gelegenheit behauptete, wird in Deutschland für bare Münze genommen.

Ich finde diese Haltung anmaßend – auch vor dem Horizont einer jahrhundertealten Demokratie, der wir unsere eigene, junge verdanken.

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