Die Menschen in Baden-Württemberg nehmen laut einer Studie öfter an Weiterbildungsmaßnahmen teil als in anderen Bundesländern. Im Jahr 2022 haben 62 Prozent der zwischen 18- und 64-Jährigen an mindestens einer Weiterbildung teilgenommen. Die meisten dieser Maßnahmen finden berufsbegleitend statt, sind relativ kurz und führen nicht zu einem anerkannten Bildungsabschluss, wie das Arbeitsministerium in Stuttgart mitteilte. Deutschlandweit lag die Beteiligung dagegen bei 58 Prozent, wie aus der Studie hervorgeht, die das Arbeitsministerium in Auftrag gegeben hatte.
Baden-Württembergs Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte, die Studie mache deutlich, dass gezielte Weiterbildung kontinuierlich an Bedeutung gewinne. Vor allem die betriebliche Weiterbildung ist beliebt - sie machte im Jahr 2022 mit 76 Prozent den größten Teil aller Fortbildungen aus. Der Anteil der individuellen berufsbezogenen Bildungsmaßnahmen beträgt 6 Prozent, der nicht berufsbezogenen Maßnahmen 18 Prozent.
SPD kritisiert Landesregierung Bildungszeit in BW: Bisher kein Erfolgsmodell
Die Bildungszeit trat 2015 in BW in Kraft. SPD und Gewerkschaften hofften auf mehr Chancen für Arbeitnehmer, sich fortzubilden. Doch die Nutzung war gering.
Innerhalb von 10 Jahren deutlicher Anstieg bei Weiterbildungszahlen
Für Hoffmeister-Kraut zeigt sich die wachsende Bedeutung auch daran, dass die Weiterbildungsquote im Land über die letzte Dekade um fünf Prozentpunkte und damit deutlich angestiegen sei. Der Landeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Kai Burmeister, sagte, in diesen Zeiten sei Weiterbildung das A und O für sichere Beschäftigung. Insgesamt sei man angesichts des Tempos des Wandels leider noch nicht auf dem nötigen Niveau, was Breite und Tiefe bei dem Thema angehe.
Wichtig ist auch, dass Weiterbildungen nicht betrieblichen Sparprogrammen zum Opfer fallen.
Ungelernte bilden sich seltener weiter
Die Teilnahme an entsprechenden Angeboten ist nach dem Ergebnis der Studie immer noch auch von der beruflichen Position abhängig: Die Quote bei der Gruppe der Un- und Angelernten betrug lediglich 53 Prozent. Diese Menschen sollen verstärkt auf entsprechende Chancen hingewiesen werden, die sich ihnen durch gezielte Angebote bieten.
Eine positive Entwicklung zeige sich in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen, deren Weiterbildungsquote innerhalb von zehn Jahren um 17 Prozentpunkte stark angestiegen sei, so Hoffmeister-Kraut. Sie liege damit in Baden-Württemberg ganze zwölf Prozentpunkte über der bundesweiten Quote. Eine Ursache für diese Entwicklung dürfte auch in der Erhöhung des Renteneintrittsalters und der Verlängerung der Lebensarbeitszeit liegen.
Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp
Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.
Unternehmer-Chef: Lebenslanges Leben ist gefragt
Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmer Baden-Württemberg, Oliver Barta, sagte, die Berufswelt und die Anforderungen an die Beschäftigten befänden sich im permanenten Wandel, der durch technologische Umbrüche im Zuge der Transformation enorm beschleunigt werde. "Die Anstrengungen beim Thema Weiterbildung müssen daher deutlich gesteigert werden. Denn Ausbildung endet heute nicht mehr mit Abschluss von Lehre oder Studium, stattdessen ist die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen gefragt."