Die letzten Fahrgeschäfte werden noch aufgebaut, am Freitagmittag um 16 Uhr gehts dann los: 17 Tage lang belagert das Ulmer Volksfest mit seinen Achterbahnen, Karussellen und verschiedenen Essensständen die Friedrichsau. 17 Jahre lang ist Organisator Oliver Fischer schon mit an Bord. Er führt an diesem Donnerstag durch das noch nicht ganz fertiggestellte Volksfest.
Schockverliebt durch die Geisterbahn
Im Alter von drei oder vier Jahren ist es um Oliver Fischer geschehen: Mit seinem Vater besucht er das Ulmer Volksfest, in der Geisterbahn hat's dann "die Sicherung rausgezündet", wie er es beschreibt. Seitdem ist er Fan und seit etwas später, 2007, dann auch aktiv mit dabei. "Ich glaube, bei diesem Beruf gehört ganz viel Begeisterung für das Thema dazu, sonst kann man des nicht machen."

Jedes Jahr versucht er mit Geschäftsführerkollege Michael Steinmüller und Projektmanager Stefan Scheller den Volksfestbesuchern ein neues Erlebnis zu bieten. Dabei hilft ein Punktesystem, das die Attraktivität der vielen Fahrgeschäfte bewertet, die zur Auswahl stehen. Bis zu 90 Prozent der großen Attraktionen werden jährlich ausgetauscht. Lediglich Autoskooter und Riesenrad bleiben in der Regel gleich.
Ich möchte nicht, dass die Leute über den Platz laufen und wissen, ah: Da steht der, da steht der. Muss ich nicht mehr hingehen, kenne ich schon im Schlaf.
Der "Volksfestchef" kann nicht alles fahren
Doch auch Gewohnheiten sind bekanntlich da, um sie zu brechen. So schafft es der "XXL-Racer" nach 2023 erneut in die Friedrichsau, zu beliebt war das sogenannte Riesenpropeller-Karussell. "Der musste eine Stunde vorher schon zumachen", erzählt Oliver Fischer, "weil die Schlange teilweise so lang war, dass er sonst die Leute bis zum Ladenschluss nicht mehr wegbekommen hätte."

Für ihn sei der XXL-Racer aber nichts. "Alles, was relativ hoch ist, da bleibe ich lieber draußen." Er ist eher Fan von gemäßigteren Attraktionen wie das "Magic", seiner Lieblingsbahn. Die Angestellten müssen also einige der Fahrgeschäfte testen.
650 Bewerber auf 70 Plätze
Bei der Auswahl dieser Attraktionen stehen Oliver Fischer und sein Team in Konkurrenz zu anderen Volksfesten, die gleichzeitig stattfinden. Vier Jahre haben sie zum Beispiel gebraucht, um die Geister-/Achterbahnkombi "Spuk" nach Ulm zu bringen. Andererseits gibt es in guten Jahren aber auch bis zu 650 Schausteller, die sich auf die rund 70 verfügbaren Plätze auf dem Ulmer Volksfestplatz bewerben.

Die Planungen für eine optimale Zusammenstellung der Attraktionen dauern dementsprechend fast ein Jahr. Es gibt auch Absprachen mit anderen Festen, um den Schaustellern eine möglichst angenehme Tour durch Deutschland zu ermöglichen. Wie zum Beispiel bei der Achterbahn "Feuer & Eis", die in Ulm einen Halt auf ihrer Abschiedstournee macht, bevor sie im Ausland die Fahrgäste zum Schreien bringt.
Kein Bierzelt beim Ulmer Volksfest
Bierzelte gibt es auf dem Ulmer Volksfest wie gewohnt keine. Das würde mit der klaren Zielgruppe "Familien" nicht zusammenpassen. "Wir wollen kein 'Mallorca-Ballermann', bloß im Zelt mit Disco-Musik. Und das schätzen auch die Schausteller", so Oliver Fischer. Die Attraktionen werden zwischen 3,50 Euro und 8 Euro kosten, je nach Größe. Gegenüber dem Vorjahr soll es nicht teurer werden.

Oliver Fischer hofft jetzt noch auf besseres und beständigeres Wetter als in den vergangenen Tagen. Dann kann es für ihn ein erfolgreiches Ulmer Volksfest werden. "Volksfestmüde" ist er auch nach einer so langen Zeit noch nicht. Dennoch: "Ich brauche danach drei Wochen Urlaub. Wenn ich zurückkomme, habe ich dann wieder Bock, in die Planung zu gehen."
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