In Lauchheim gibt es einen Streit um einen Ponyhof, der die Zukunft des Hofes bedroht. Und das, obwohl sich der "Ponyclub Pferdeblume" in den vergangenen fünf Jahren als ernstzunehmendes pädagogisches Angebot für Kinder etabliert hat. 50 bis 60 Kinder reiten dort jede Woche, pflegen die acht Pferde, gehen mit ihnen spazieren und profitieren auch in ihrer persönlichen Entwicklung von dieser Zeit. Das bestätigen die Eltern durchgehend.

Der Schock war groß, als bekannt wurde: Das Angebot am Stadtrand von Lauchheim wird es möglicherweise bald nicht mehr geben. Denn der Ponyclub steht vor beinahe unlösbaren Problemen mit Stadt- und Kreisverwaltung. Wobei sich diese Probleme fatalerweise auch noch gegenseitig ergänzen.
Ich verstehe jetzt grundlegend die Welt nicht mehr, was denn überhaupt das Problem hier ist.
Das sieht auch die Betreiberin Monika Sekler: "Dann haben sich die Beschwerden oder die Probleme anscheinend gehäuft, die wir, denk ich mal, trotzdem jedes Mal alle behoben haben, aber irgendwie nimmt es kein Ende. Und ich verstehe jetzt grundlegend die Welt nicht mehr, was denn überhaupt das Problem hier ist", sagt sie.
Unterstand des Ponyhofs eigentlich ein Schwarzbau
Doch von vorne: Pferde, sagt Monika Sekler, gehören bei ihrer Familie eigentlich schon immer dazu. Solange sie denken kann, sind die Tiere Teil der Familie. So lag irgendwann der Gedanke für die gelernte Erzieherin nahe, die größeren Pferde und die Ponys auch pädagogisch einzusetzen, mit einem Coaching für Erwachsene und einem Freizeitangebot für Kinder.

Sie tut das auf der anderen Seite ihres Wohnhauses in Lauchheim, dort, wo Felder, Wiesen und Wälder beginnen. Und wo der Bebauungsplan der Stadt Lauchheim endet, zwar noch auf städtischem Gebiet, aber im sogenannten Außenbereich.
In einem Außenbereich darf prinzipiell nur bauen, wer "privilegiert" ist. Das kann die Bundeswehr sein oder ein landwirtschaftlicher Betrieb. Damit endet die Liste schon fast. Der Ponyclub ist aber kein landwirtschaftlicher Betrieb, sondern ein Gewerbe. Schon vor Anmeldung dieses Gewerbes hatten die Seklers einen Pferdeunterstand gebaut.

Entstanden aus einem kleinen Schuppen, dann hier und da erweitert, wirkt der Unterstand bis heute ziemlich provisorisch. Laien fragen sich da möglicherweise, ob es da überhaupt eine Baugenehmigung braucht. Es gab jedenfalls nie eine. Mit der Folge, dass der Pferdeunterstand eigentlich ein Schwarzbau war - und so entstand ein Zustand, den die Seklers "Duldung" nennen und die Stadt- und Kreisverwaltung "Kompromiss": Solange die Anwohner sich nicht von dem Betrieb gestört fühlten, akzeptierten die Behörden den Pferdeunterstand.
Anwohnerinnen und Anwohner bemängeln Verkehr und Lärm
Das Konstrukt hatte seine Macken - und die traten bald zutage, mit wachsendem Erfolg des Ponyclubs. Anwohner bemängelten Verkehr und Lärm im Wohngebiet, was dazu führte, dass der Ponyclub die Eltern bitten musste, von der anderen Seite anzufahren. Zudem wurden die Betriebszeiten des pädagogischen Angebots eingeschränkt. Wie sehr das geholfen hat, darüber gibt es verschiedene Darstellungen. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
Unterstand für Ponys liegt zu nah am Bach
Direkt angrenzend an den Pferdeunterstand fließt ein kleiner Bach vorbei, der Rohrbach. Der Bau seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2015 zu nah am Bach. Das kam bei einer wasserrechtlichen Begehung des Ponyhofs heraus. Es geht nicht um große Distanzen, aber sie reichen: Der Unterstand muss weg, forderte die Behörde im Landratsamt des Ostalbkreises.

Fünf bis zehn Meter weiter könnte der Offenstall ja neu gebaut werden, außerhalb des Randstreifens des Gewässers. Dann würde es keine Einwände mehr geben, von keiner Behörde des Kreises. Das hat Monika Sekler schriftlich. Für den neuen Stall braucht der Betrieb allerdings auch eine Baugenehmigung.
Turbulente Gemeinderatssitzung in Lauchheim
Die Bauvoranfrage bei der Stadt Lauchheim schien nur Formsache. Aber die Geschichte sollte sind anders entwickeln. Bei der entscheidenden Sitzung tauchten Befürworter und Gegner des Ponyhofs in großer Zahl im Rathaus auf. Die Stühle reichten kaum aus.
Es wäre ja auch ein Präzedenzfall gewesen, wenn man das genehmigt hätte.
Und: Die Bürgermeisterin beschloss, die Abstimmung über die Bauvoranfrage geheim durchzuführen. Zum ersten Mal in einer öffentlichen Sitzung der Stadt. Ergebnis: 8:7 Stimmen gegen das Projekt.

"Es wäre ja auch ein Präzedenzfall gewesen, wenn man das genehmigt hätte", sagt die Lauchheimer Bürgermeisterin Andrea Schnele. "Ich glaube, da wären dann auch viele nachgekommen und hätten gesagt: Warum bei mir nicht? Das hat ja auch viel kleiner begonnen und ist dann immer, immer größer geworden, und das ist, denke ich, auch das Problem."
Landratsamt entscheidet über Zukunft des Ponyhofs
Diese Entscheidung bedeutet das K.o. für den Ponyhof. Der alte Stall muss weg, der neue darf nicht gebaut werden. Und damit gibt es künftig keine Unterstellmöglichkeit für die Ponys mehr. Es sei denn, das Landratsamt des Ostalbkreises als entscheidende Baubehörde setzt sich über das Votum des Lauchheimer Gemeinderates hinweg - und das wäre ein ungewöhnlicher Vorgang.
Es wäre toll, wenn die Familie Sekler einen anderen Ort findet, wo sie das betreiben kann.
Der Lauchheimer Bürgermeisterin liegt viel daran, klarzustellen, dass sie kein Tier- oder Kinderfeind ist, und die Stadträte auch nicht. Dem Betrieb hilft das allerdings nicht: "Es wäre toll, wenn die Familie Sekler einen anderen Ort findet, wo sie das betreiben kann", sagt Andrea Schnele. Dieser andere Ort, das stellt sie mit Bedauern fest, wird allerdings wohl nicht in Lauchheim liegen. Alle Versuche, hier einen anderen Standort zu finden, seien gescheitert.

Die Eltern und Kinder protestieren gegen das drohende Aus. Verhindern werden sie es bei diesem Sachstand kaum können. Und Monika Sekler selbst sagt, dass sie in dieser Situation auch mit dem Gedanken spielt, Lauchheim den Rücken zu kehren. Wenn sie denn woanders ein Gebiet findet, in dem sie mit ihren Pferden und den Kindern arbeiten darf: "Also, es wird auf jeden Fall weiter gekämpft für die Pferde, für die Kinder. Wenn es nicht dieser Ort ist, dann muss es ein anderer sein. Auf jeden Fall geben wir nicht auf."