Gegen Aufrüstung und für Frieden "Jetzt erst recht"

Ostermarsch Ellwangen: Friedensbewegung kämpft um Aufmerksamkeit

Stand

Von Autor/in Peter Köpple

Die Gefahr eines Krieges scheint so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Was ist aus der Friedensbewegung geworden? In Ellwangen bereitet ein Aktionsbündnis einen Ostermarsch vor.

Derzeit ist in Deutschland viel die Rede von Wehrtüchtigkeit, Aufrüstung und steigender Kriegsgefahr. Die Bedrohung scheint bei der aktuellen Weltlage so groß wie seit langem nicht. Was ist aus der Friedensbewegung geworden, die in den 1980-er Jahren so präsent war? Es gibt sie noch - zum Beispiel in der Kleinstadt Ellwangen auf der Ostalb.

Die Friedensaktivisten dort kämpfen um Aufmerksamkeit und tun sich schwer, Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu finden. Das Aktionsbündnis Mahnwache Ellwangen plant für Samstag den traditionellen Ostermarsch.

Friedensbewegung hofft auf mehr Menschen bei Ostermarsch

Sie kleben Plakate in ihrer 24.000-Einwohner-Stadt, malen Transparente, üben Friedenslieder, bereiten Reden für die Kundgebung vor, laden vorab die örtliche Presse ein. Der Ostermarsch hat Tradition in Ellwangen. Bei der 24. Auflage jetzt hoffen die Organisatoren, dass angesichts der aktuellen Weltlage mehr als die sonst üblichen 300 Teilnehmer und Teilnehmerinnen kommen.

Vielleicht 400, meint Karin Böhme als Sprecherin des Aktionsbündnisses Mahnwache Ellwangen. Trotzdem wundert man sich bei der Friedensbewegung, dass bei der derzeitigen Rüstungsspirale und steigender Kriegsgefahr nicht noch viel mehr Menschen für den Frieden auf die Straße gehen.

Plakate kleben: Der Ostermarsch hat zwar in Ellwangen Tradition. Trotzdem muss die Friedensbewegung derzeit um Aufmerksamkeit kämpfen.
Plakate kleben: Der Ostermarsch hat zwar in Ellwangen Tradition. Trotzdem muss die Friedensbewegung derzeit um Aufmerksamkeit kämpfen.

"Eigentlich kann ich es mir nicht erklären", sagt Böhme, die schon seit Jahrzehnten in der Friedensbewegung aktiv ist. "Die Sehnsucht nach Frieden ist sehr groß und die Angst vor einem Krieg gerade bei jungen Menschen hoch." Sie nimmt aber auch wahr, dass selbst manche ehemalige Friedensaktivisten inzwischen für Aufrüstung sind. "Mir scheint es, dass mehr Menschen bereit sind zuzuhören, wenn es heißt, wir müssen wieder kriegstüchtig werden. Das hätte in den Achtziger Jahren keiner öffentlich bekannt."

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Kampf für Frieden: "Manche resignieren einfach"

Der Rentner Gerhard Schneider ist auch schon lange bei der Ellwanger Mahnwache dabei und stellt fest, dass manche den Glauben an Friedensdemonstrationen aufgegeben haben. Einigen scheint die Lage so hoffnungslos, dass sie denken, das bringe sowieso nichts. "Ich leide darunter", sagt Schneider, "dass die Übermacht der Befürworter von Waffeneinsätzen so groß ist, dass viele andere Menschen einfach resignieren."

Und so soll diesen Samstag in Ellwangen das Motto "Jetzt erst recht" lauten. "Wir glauben, dass eine andere Welt möglich ist", meint Josef Baumann, der die Kundgebung in der Innenstadt moderieren wird. "Eine Welt der Entspannung, Versöhnung und Verhandlungen." In Deutschland gebe man inzwischen mehr Geld für Rüstung als für soziale Projekte aus, kritisiert Baumann. Er fordert auch, dass die Bundeswehr keine Jugendoffiziere mehr in die Schulen schickt, um "bei den Schülern fürs Sterben zu werben."

"Und wenn es nur ein Zeichen ist..." Am Samstag sollen bei der Kundgebung am Ellwanger Fuchseck auch Friedenslieder gesungen werden. Der Musiker Walter Belge studiert  die Lieder mit den Mitgliedern des Aktionsbündnisses ein.
"Und wenn es nur ein Zeichen ist..." Am Samstag sollen bei der Kundgebung am Ellwanger Fuchseck auch Friedenslieder gesungen werden. Der Musiker Walter Belge studiert die Lieder mit den Mitgliedern des Aktionsbündnisses ein.

Mir ist bewusst, dass es zu einem Krieg kommen kann. So richtig vorstellen kann ich es mir aber nicht, weil ich ja noch nie Krieg erlebt habe.

Die 16-jährige Schülerin Tessy Wiedenhöfer will auf jeden Fall zum Ostermarsch gehen. Sie will dafür kämpfen, dass sie in ihrem Leben keinen Krieg mitmachen muss. "Ich finde es wichtig, dass sich Jugendliche für Politik interessieren, weil Entscheidungen, die aktuell getroffen werden, ja auch entscheidend für unsere Zukunft sind." Tessy spricht auch über ihre Angst: "Mit ist bewusst, dass es zu einem Krieg kommen kann. So richtig konkret vorstellen kann ich es mir aber nicht, weil ich ja noch nie Krieg erlebt habe."

Die 16-jährige Schülerin Tessy Wiedenhöfer will beim Ostermarsch dabei sein. Sie findet es wichtig, dass sich Jugendliche für Politik interessieren. Im SWR-Interview spricht sie auch über ihre Ängste vor einem Krieg.
Die 16-jährige Schülerin Tessy Wiedenhöfer will beim Ostermarsch dabei sein. Sie findet es wichtig, dass sich Jugendliche für Politik interessieren. Im SWR-Interview spricht sie auch über ihre Ängste vor einem Krieg.

Ihre Mitschülerin Elisa-Lou Masri aus der zehnten Klasse des Ellwanger Peutinger-Gymnasiums wird am Samstag beim Ostermarsch sogar eine Rede halten. "Dabei geht es mir gar nicht so sehr um die große Weltpolitik", erklärt sie. Die 16-Jährige will darüber sprechen, dass Frieden schon im Kleinen, im Alltag, anfängt. "Dass wir friedvoll miteinander umgehen, mit Verständnis und Empathie. Auch so können wir zu einer friedlicheren Welt beitragen."

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