Händchen halten für die Stromversorgung: Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war bei der Eröffnung des Gaskraftwerks in Leipheim dabei. (Foto: Peter Allgaier)

Festakt zur Einweihung mit Markus Söder

Leipheim: Gaskraftwerk als Reserve für Stromausfall

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SWR Aktuell-Autorin Monika Götz (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Am Montag hat das Gaskraftwerk in Leipheim seinen Betrieb aufgenommen. Es ist allerdings nur als Reserve gedacht und soll im schlimmsten Fall einen größeren Stromausfall verhindern.

Mit einem Festakt ist am Montagnachmittag die Fertigstellung des Gaskraftwerkes auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände in Leipheim (Kreis Günzburg) gefeiert worden. Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war vor Ort. Das Kraftwerk ist eines von vier Reserve-Gaskraftwerken, die die Sicherheit der Stromversorgung in Süddeutschland gewährleisten sollen. Der Grundstein für das seit vielen Jahren als Reserve geplante Gaskraftwerk in Leipheim war im Herbst 2021 gelegt worden.

Das Gasturbinenkraftwerk in Leipheim wird nur in Betrieb genommen, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Das ist etwa der Fall, wenn Photovoltaik- und Windkraftanlagen an manchen Tagen wenig Strom liefern, während der Verbrauch hoch bleibt. Die Anlage geht also nicht in den Dauerbetrieb, sondern soll das Netz stabilisieren und im schlimmsten Fall einen größeren Stromausfall verhindern.

Gaskraftwerk kann binnen einer halben Stunde volle Leistung bringen

Und das geht schnell: Das Gaskraftwerk kann laut dem Bauherrn, der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG), binnen einer halben Stunde seine volle Leistung bringen. Es hat eine Leistung von 300 Megawatt. Das entspricht ungefähr einem Viertel dessen, was früher ein Block des nahegelegenen Atomkraftwerkes Gundremmingen erzeugt hatte. Als Kosten nannte die LEAG vor gut zwei Jahren 270 Millionen Euro.

Die Anlage des Gaskraftwerkes Leipheim. Das Gaskraftwerk Leipheim wird am Montag in Betrieb genommen. Es ist als Reserve gedacht und soll nur im Notfall Strom erzeugen.   (Foto: BR, Peter Allgaier)
Das Gaskraftwerk Leipheim ist am Montag in Betrieb genommen worden. Es ist als Reserve gedacht und soll nur im Notfall Strom erzeugen.

Den Strom erzeugen Turbinen, die durch Gas angetrieben werden. Das Kraftwerk kann flexibel an- und ausgeschaltet werden. Die LEAG erbaute es in knapp zwei Jahren im Auftrag des Netzbetreibers Amprion für Siemens Energy.

Ministerpräsident Söder fordert Bau neuer Kraftwerke

Der bayerische Ministerpräsident nannte das Gaskraftwerk einen "Sicherheitsfaktor", um die Stromversorgung zu garantieren. Durch den Ausstieg aus der Kernenergie, den er angesichts der Energiekrise als "verfrüht" kritisierte, habe sich die generelle Lage verschlechtert. "Nicht nur im medizinischen Bereich können wir uns Stromausfälle nicht leisten, sondern auch bei Hochtechnologieunternehmen, wo ganze Produktionsreihen aussortiert werden müssen", so Söder. Er plädierte grundsätzlich dafür, mehr Kraftwerke zu bauen.

Erste Pläne für Gaskraftwerk Leipheim als Reserve bereits 2011

Erste Pläne für ein Gaskraftwerk auf dem ehemaligen Militärflugplatz Leipheim (bis Ende 2008) gab es schon 2011. Damals hatten die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm angekündigt, für rund 900 Millionen Euro ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk zu bauen. Es folgten ein Bürgerbegehren und Zustimmung in einem Bürgerentscheid, Änderungen der Pläne und insgesamt drei Ausschreibungen. Die Lausitz Energie Kraftwerke AG übernahm schließlich das Projekt und feierte im September 2021 Grundsteinlegung.

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