Großes Interesse - Rund 700 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Infoveranstaltung in die Sporthalle Tannenplatz. Hier wurden gestern Standorte vorgestellt für eine mögliche Unterbringung von Flüchtlingen im Ulmer Stadtteil Wiblingen. (Foto: SWR)

Nach Kritik am ursprünglichen Standort

Wiblingen: Stadt Ulm will Flüchtlinge auf drei Standorte verteilen

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Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold (Foto: SWR)

Rund 700 Menschen sind am Mittwochabend zu einer Infoveranstaltung der Stadt Ulm über Flüchtlingsunterkünfte im Stadtteil Wiblingen gekommen. Drei Standorte sind im Gespräch.

Das Interesse war groß, die Sporthalle Tannenplatz sehr gut gefüllt. Rund 700 Menschen sind am Mittwochabend zu einer Infoveranstaltung der Stadt Ulm über Flüchtlingsunterkünfte im Stadtteil Wiblingen gekommen. Insgesamt drei mögliche Standorte hat Baubürgermeister Tim von Winning präsentiert: Die von der Regionalen Planungsgruppe Wiblingen (RPG) favorisierte "Hundewiese" auf dem Bezirkssportgelände sowie die von der Stadtverwaltung bevorzugten Gebiete "Fahrtäcker" und "Hinter den Gärten."

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Aus einem Standort werden drei

Ursprünglich wollte die Stadt Ulm die Flüchtlingsunterkunft in der Nähe des Friedhofs in Wiblingen ansiedeln. Doch bei einer ersten Bürgerversammlung hagelte es Kritik. "Ich bin sehr froh, dass wir nach der letzten Veranstaltung nochmal nach Hause geschickt worden sind, um nochmal alle Standorte anzuschauen", sagte Ulms Baubürgermeister Tim von Winning nach der Veranstaltung dem SWR.

Insgesamt 16 Standorte haben daraufhin die Stadtverwaltung und die RPG überprüft, bewertet und ihre Ergebnisse verglichen. Fünf kamen in eine engere Auswahl, doch eine perfekte Lage für die Container, bei der beide Parteien keine Einwände hätten, gab es nicht. Deshalb präsentierte die Stadtverwaltung den Besuchern nun einen Kompromiss aus den Standorten "Hundwiese", "Fahrtäcker" und "Hinter den Gärten".

Die 16 Standorte, die die Ulmer Stadtverwaltung und die RPG untersucht haben. Rot bedeutet ungeeignet, gelb bedeutet bedingt geeignet und grün bedeutet geeignet. Die Empfehlung der RPG ist als Stern gekennzeichnet, die Empfehlnung der Stadtverwaltung als Kreis. Kein Standort wurde von beiden mit "grün" bewertet, der für die Unterbringung von Flüchtlingen sehr geeignet wäre. (Foto: Stadt Ulm)
Insgesamt 16 Standorte haben die Stadtverwaltung (Kreis) und die RPG (Stern) untersucht und bewertet. Rot gekennzeichnete Standorte wurden als ungeeignet bewertet. Gelbe Standorte als bedingt geeignet und grüne Standorte als geeignet. Kein Standort wurde dabei von beiden Parteien als geeignet eingestuft. Die Stadtverwaltung will dem Gemeinderat die Standorte 1, 13 und 14 vorschlagen. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Google Maps Screenshot vom Standort "Fahrtäcker" , der von der Stadtverwaltung favorisiert wird. Er liegt im Norden Wiblingens. Hier könnten 56 Flüchtlinge untergebracht werden.  (Foto: Google Maps/Stadt Ulm)
Der Standort "Fahrtäcker" wird von der Stadtverwaltung favorisiert. Er liegt im Norden Wiblingens. Hier könnten 98 Flüchtlinge untergebracht werden. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Google Maps Screenshot vom Standort "Hinter den Gärten" , der von der Stadtverwaltung favorisiert wird. Er liegt innerorts im nördlichen Wiblingen. Hier könnten 56 Flüchtlinge  untergebracht werden.  (Foto: Google Maps/Stadt Ulm)
Auch der Standort "Hinter den Gärten" wird von der Stadtverwaltung favorisiert. Er liegt innerorts im nördlichen Wiblingen. Hier könnten 56 Flüchtlinge untergebracht werden. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Google Maps Screenshot vom Standort Hundewiese. Sie wird von der RPG favorisiert und liegt auf dem Gelände des TV Wiblingen. Hier könnten 98 Flüchtlinge untergebracht werden.  (Foto: Google Maps/Stadt Ulm)
Die RPG hat sich für den Standort "Hundewiese" ausgesprochen. Er liegt auf dem Gelände des TV Wiblingen. Hier könnten 98 Flüchtlinge untergebracht werden. Bild in Detailansicht öffnen

Infoveranstaltung in Ulmer Stadtteil Wiblingen: Viel Diskussion, viele Emotionen

Mittwochabend kamen die Bürgerinnen und Bürger zu Wort, um ihre Gedanken zu den zuvor vorgestellten Standorten zu teilen. Es wurde viel diskutiert und es war auch emotional, größtenteils aber fair und sachlich. Es wurden Ängste und Sorgen angesprochen, aber auch dazu aufgerufen, den Geflüchteten zu helfen und sie schnell zu integrieren.

Schnell wurde aber klar: Eine optimale Lösung für die Unterbringung von Geflüchteten im Ulmer Stadtteil Wiblingen, mit der auch alle zufrieden sind, die wird es nicht geben. Von den Vorschlägen der Stadtverwaltung ist auch Burkhard Siemoneit von der RPG "nicht absolut begeistert." Die Regionale Planungsgruppe hatte neben dem Standort "Hundewiese" auf dem Gelände des TV Wiblingen auch einen Standort an der Johannes-Palm-Straße bevorzugt.

Siemoneit kritisiert, dass die anderen beiden Vorschläge der Verwaltung zu sehr innerorts wären. Er verwies auf andere Gemeinden, bei denen Containerdörfer eher an einer Randlage errichtet wurden. Insgesamt sei er aber zufrieden mit der Veranstaltung, da zahlreiche Wiblinger vor Ort waren, um sich über die aktuellen Entwicklungen zu informieren.

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Mehr Standorte = Mehr Kosten

Die nun vorgeschlagenen drei Standorte werden allerdings teurer als einer einziger Standort. Rund eine Million mehr soll das Projekt jetzt kosten, insgesamt zehn statt der ursprünglich geplanten neun Millionen Euro. Vor allem beim Standort "Hundewiese" müsste aufgrund der schweren Erreichbarkeit voraussichtlich ein Lärmschutzwall vorrübergehend durchbrochen werden, damit dort Container gebaut werden können.

Das letzte Wort hat der Ulmer Gemeinderat, der am 24. April darüber entscheiden soll. 15 Stadträte waren am Mittwoch in Wiblingen vor Ort, um sich ein Meinungsbild vor ihrer Entscheidung abzuholen. Eine schwierige Entscheidung, bei der es "kein schwarz oder weiß gibt", so Tim von Winning. Eine Entscheidung, über die der Ulmer Baubürgermeister zudem froh ist, "dass ich sie nicht treffen muss."

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