Neuankömmlinge gehen in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) zu ihrem Quartier. Die LEA ist für viele Geflüchtete der erste Anlaufpunkt in BadenWürttemberg, bevor sie auf die Gemeinden im Land verteilt werden. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Stefan Puchner)

Tausende sind seit Kriegsbeginn aus Ukraine gekommen

Unterbringung von Flüchtlingen: Landkreise in der Region Neckar-Alb und Nordschwarzwald bald am Limit

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Uli Mix

Seit Beginn des Ukraine-Krieges sind in der Region tausende Flüchtlinge angekommen. Bislang finden sich genügend Unterkünfte für sie, doch die Landratsämter kommen an ihre Grenzen.

Allein im Kreis Reutlingen sind gut 2.000 ukrainische Flüchtlinge gemeldet. Im Kreis Tübingen sind es 1.800, im Zollernalbkreis 1.200. Das Landratsamt Freudenstadt hat 800 Flüchtlinge registriert, die in den vergangenen drei Monaten aus der Ukraine gekommen sind, das Landratsamt Calw rund 1.300. Im Kreis Rottweil sind 1.200 Flüchtlinge angekommen, im Kreis Tuttlingen sind es 1.400. Das ist ein großer Unterschied zu 2015/16. Damals kamen zwar auch viele Flüchtlinge, aber über einen viel längeren Zeitraum.

Willkommensschild in der LEA Meßstetten (Foto: SWR, Tim Meier)
In der LEA Meßstetten werden die Flüchtlingen willkommen geheißen

Die meisten Flüchtlinge sind privat untergebracht

Dennoch ist es bisher kein großes Problem, die Menschen unterzubringen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind. Das liege an der großen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, heißt es übereinstimmend aus allen Landratsämtern. So werden noch immer private Wohnungen angeboten, die dann an Flüchtlinge vermietet werden. Im Kreis Tuttlingen zum Beispiel sind 90 Prozent der Flüchtlinge privat untergebracht. Doch die Frage ist, ob das so bleibt.

Das Bild zeigt Frauen und Kinder an einem Tisch in einem Café (Foto: SWR, Franziska Ehrenfeld)
Viele Privatleute kmmern sich um die Flüchtlinge aus der Ukraine, wie hier in Nehren.

Unterbringung könnte zum Problem werden

Bei den Verantwortlichen in der Region klingt schon leise Furcht an. Der Leiter des Amtes für Migration und Flüchtlinge des Kreises Freudenstadt Benjamin Geigl sagt, dass zunächst vor allem Flüchtlinge kamen, die private Kontakte nach Deutschland hatten. Deshalb habe die private Unterbringung so gut geklappt. Jetzt kommen eher Menschen ohne Kontakte. Sollte sich die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland wie vorhergesagt noch verdoppeln, dann wisse er nicht, wo er die im Kreis Freudenstadt noch unterbringen solle.

Landkreise bemühen sich um Integration

Wie lange der Krieg noch dauert, ist ungewiss. Deshalb ist es auch völlig unklar, wie lange die Menschen aus der Ukraine in der Region bleiben. Trotzdem wird versucht, sie zu integrieren, so die Landratsämter. So dürfen sie arbeiten, ohne einen Sprachkurs zu machen – anders als Asylbewerber. Aber arbeiten ohne Sprachkenntnisse sei schwierig. Es gibt bereits Sprachkurse und Angebote von Hilfsorganisationen. Dabei können die Landkreise auf Strukturen zurückgreifen, die sich 2016 bewährt haben, als tausende syrische Flüchtlinge kamen, heißt es.

Ukrainische Kinder und Jugendliche die vor dem Krieg geflüchtet sind bekommen in Reutlingen in Räumen des Dialog e. V. Schulunterricht (Foto: SWR, René Munder)
Ukrainische Kinder und Jugendliche die bekommen in Reutlingen Schulunterricht

Kinderbetreuung ist noch ungeklärt

Ein großes Problem ist laut der Behörden die Betreuung der Kinder. Die Kitas sind oft schon überlastet, es gibt keine Plätze für die jüngeren Kinder. Für die älteren Kinder wurden bereits erste Vorbereitungsklassen eingerichtet. Womöglich können sie dann im Herbst eine Schule in Deutschland besuchen. Die meisten Jugendlichen aber bekommen noch Online-Schulunterricht aus der Ukraine. Solange die Kinder und Jugendlichen aber nicht zuverlässig betreut würden, könnten die Eltern, vornehmlich die Mütter, nicht arbeiten, so die Landratsämter. Es seien ja vor allem Frauen und Kinder, die vor dem Krieg geflohen seien.

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