Nicole Ebinger ist Restauratorin beim Landesamt für Denkmalpflege und untersucht in einem Labor in Esslingen die Ausgrabung vom zweiten Keltengrab bei der Heuneburg. (Foto: SWR, Rene Munder)

Goldperlen und Mumie im Grab entdeckt

Neue Erkenntnisse um zweites Keltengrab an der Heuneburg

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Tim Richter
Tim Richter ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)
Stefanie Assenheimer
Stefanie Assenheimer (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Im Oktober 2020 wurde an der Heuneburg ein Keltengrab gehoben und nach Ludwigsburg gebracht. Seither sind Archäologen dem Geheimnis auf der Spur. Nun gibt es neue Ergebnisse.

Das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg hat neue Erkenntnisse zum zweiten keltischen Fürstengrab der Heuneburg nahe Herbertingen (Kreis Sigmaringen). Es handelt sich um ein sogenanntes Wagengrab. Das heißt, dass der oder die Tote auf einem Wagen gebettet bestattet wurde.

Funde aus dem Keltengrab

Archäologen und Naturwissenschaftler des Landesdenkmalamtes haben neben Knochenresten über 30 Perlen aus Gold und Kleiderbroschen aus Bernstein gefunden, außerdem auch die Reste eines Pferdewagens mit Bronzebeschlägen und Tierfell.

Mumie wird noch untersucht

Die Forscherinnen und Forscher fanden in dem Grab auch einen bestatteten Menschen. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Frau. Mit Sicherheit könne man das aber noch nicht sagen. Auch wie alt die Person war, werde noch untersucht, sagte Chefrestauratorin Nicole Ebinger dem SWR.

Freigelegte Funde am Keltenblock zeigt Goldbeschläge. Viele kleine solcher Blöcke untersuchen die Forscherinnen und Forscher und freuen sich, wenn sie was finden. (Foto: SWR, Rene Munder)
Viele kleine solcher Blöcke untersuchen die Forscherinnen und Forscher und freuen sich, wenn sie was finden.

Erstaunlich: Hölzer des Grabs teilweise erhalten

Das Grab in der Donauebene unterhalb der Heuneburg stammt aus der Zeit um 600 Jahre vor Christus. Das Landesdenkmalamt untersucht es seit vier Jahren mit modernsten wissenschaftlichen Methoden. Erstaunlich für die Wissenschaft ist, dass die Hölzer der Grabkammer und auch Grabbeigaben aus organischem Material teilweise noch erhalten sind. Die trockenen und warmen Sommer der vergangenen Jahre haben aber zu Schäden geführt.

Das Grab wurde als großer Block ins Labor gebracht. Das Landesdenkmalamt hat ihn in kleine Blöcke zerlegt. Diese werden Stück für Stück untersucht. Gefunden wurden auch diese Goldbeschläge.  (Foto: SWR, Rene Munder)
Das Grab wurde als großer Block ins Labor gebracht. Das Landesdenkmalamt hat ihn in kleine Teile zerlegt. Diese werden Stück für Stück untersucht. Gefunden wurden auch diese Goldbeschläge.

Grab als Block geborgen und transportiert

Im Oktober 2020 wurde die gesamte Grabkammer im Block geborgen, weil laut Landesdenkmalamt eine fachgerechte Freilegung der Bestattung vor Ort nicht durchgeführt werden konnte. Funde seien sehr korrosionsanfällig. Wenn man sie aus der Erde ausgräbt, zerfallen sie, sagte damals Landesarchäologe Dirk Krausse. Der Block hatte ein Gewicht von rund 80 Tonnen und war acht Meter mal sechs Meter groß. Mit Hilfe von zwei Schwerlastkränen wurde er geborgen und nach Ludwigsburg transportiert. Dort sowie in einem Labor in Esslingen wurde er in kleinere Blöcke unterteilt und wird seither untersucht.

Zweites Keltengrab mit reichen Beigaben

Die Wissenschaftler versprechen sich viele neue Erkenntnisse über die Kelten des siebten bis fünften vorchristlichen Jahrhunderts. Sie hatten die Heuneburg bewohnt, die als die älteste Stadt nördlich der Alpen gilt. 2010 wurde bereits ein Grab einer keltischen Fürstin mit einzigartigen Beigaben aus Gold, Bernstein und Bronze nur hundert Meter von der jetzigen Fundstelle entfernt ausgegraben.

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