In Herbertingen (Kreis Sigmaringen) suchen Archäologinnen und Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege nach Resten der Außensiedlung der keltischen Heuneburg. Über der Donau lag vor 2.600 Jahren nicht nur ein Macht- und Handelszentrum, sondern auch die älteste Stadt nördlich der Alpen. Am Hang westlich der Burg stießen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf einen mächtigen Graben mit einem sieben Meter breiten Durchlass, der wahrscheinlich zu einem Tor führte. Der Graben, der die Siedlung umschloss, war mindestens drei Meter breit und vermutlich fünf Meter tief. In der Verfüllung wurde viel Material entdeckt, das auf eine wohlhabende Bevölkerung schließen lasse, so Chefarchäologe Dirk Krausse. Zwei Lehmziegel könnten zu einer Tormauer gehört haben, ähnlich der auf der Heuneburg
Mächtige Befestigungsanlage der keltischen Außensiedlung
Mit einem kleinen Bagger, Schaufeln und Spateln arbeiten sich die Fachleute in den beiden 300 Quadratmeter großen abgestuften Gruben in die Tiefe. Gut drei Meter haben sie schon geschafft und den Boden des Grabens noch nicht erreicht. An der Frontseite ist an den Schichten gut sichtbar, dass die Befestigungsanlage der Kelten mindestens drei Meter breit war. Grabungsleiter Quentin Sueur hat mit seinem Team jede Menge Funde aus der Blütezeit der Heuneburg schon geborgen, darunter die typische rote Keramik der Burg mit den geometrischen Mustern und den Rest eines Armreifs aus Sapropelit.

Lehmziegel könnten auf Tor hinweisen
Das gräuliche Gestein aus Faulschlamm war als Schmuck sehr beliebt, erklärt der französische Archäologe. Noch begeisterter ist er von zwei Lehmziegeln, die zu einer Toranlage wie auf der Heuneburg gehört haben könnten.
"Man könnte sich vorstellen, dass es vielleicht ein Tor wie das von der Vorburg der Heuneburg gewesen sein könnte, zum Beispiel mit Steinfundament und Lehmziegel drauf."

Kelten der Außensiedlung waren wohlhabend
Chefarchäologe Dirk Krausse vom Landesamt bremst allerdings die Euphorie des jungen Kollegen. Die Ziegel könnten auch als Herdplatten gedient haben. Der Abfall jedenfalls, der in den Graben geworfen wurde, sei ein eindeutiger Hinweis dafür, dass die Kelten in diesem Areal sehr wohlhabend waren, so Krausse weiter. Sie konnten sich eigene Handwerker leisten.
"Die haben es sich leisten können, Metall mal zu verlieren, und auch dieses Rohmaterial nicht bis zum Letzten zu verwenden, sondern einfach auch Abfall zu erzeugen."
Neue keltische Herrschaft nach 530 vor Christus
Um das Jahr 530 vor Christus ist die Heuneburg samt Außensiedlung abgebrannt. Darauf weisen auch Holzkohlereste im Graben hin. Eine neue Herrschaft hat das Regiment übernommen, die Siedlung abgeräumt und den Müll in den Graben geworfen, so die These von Prof. Krausse. Sie wollten schlicht eine neue Architektur aufbauen. Dieser Prozess habe aber Jahre gedauert wie die Funde nahelegen, so Krausse weiter. Die Archäologen wollen bis Ende des Jahres weitergraben und weitere Erkenntnisse präsentieren.