Eine Schubkarre liegt umgekehrt in einem Anhänger. Darunter liegen kaputte Dachziegel. Daneben Arbeitshandschuhe und ein Strohbesen. (Foto: SWR, Ingemar Koerner)

Viele Schäden an Häusern und Bäumen im Zollernalbkreis

Eine Woche nach dem Unwetter: So steht es um die Aufräumarbeiten

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Ingemar Koerner

Entwurzelte Bäume, abgedeckte Dächer: Im Hechinger Stadtteil Weilheim sind die Folgen des Unwetters auch über eine Woche danach noch sichtbar. Vor allem eins brauchen die Betroffenen: Geduld.

Das Rathaus des Hechinger Stadtteils Weilheim (Zollernalbkreis) hat immer noch Lücken zwischen den Dachziegeln. Dort regnet es seit über einer Woche in das alte Haus. Es stammt aus dem Jahr 1680, sagt Gerd Eberwein, der parteilose Ortsvorsteher in Weilheim. Vor dem Gebäude liegen Ziegel zusammengefegt an der Hauswand.

Eberwein ist froh, dass in Weilheim niemand verletzt wurde. Woanders hatten die Menschen weniger Glück. In Stetten, einem anderen Hechinger Stadtteil, wurde ein 62-jähriger Mann während des Unwetters in der vergangenen Woche in seinem Zelt von einem Baum erschlagen.

Das Weilheimer Rathaus hat Lücken im Dach, wo der Sturm die Ziegel abgedeckt hat. Einige davon liegen davor auf dem Boden. Ein Absperrband verläuft davor, damit Fußgängerinnen und Fußgänger nicht zu nah am Gebäude gehen. Sie könnten sonst von losen Dachziegeln getroffen werden. (Foto: SWR, Ingemar Koerner)
Vor dem Weilheimer Rathaus verläuft ein Absperrband, damit Fußgängerinnen und Fußgänger nicht zu nah am Gebäude gehen. Sie könnten sonst von losen Dachziegeln getroffen werden.

Storch stirbt an Verletzungen nach Sturm

In Weilheim hatte der Sturm einen Storchenpapa aus dem Nest auf der Sankt Marienkirche gefegt. Schwer verletzt wurde er gefunden und ins Mössinger Vogelschutzzentrum gebracht. Ein Flügel war ausgekugelt und der Storch hatte Prellungen. 

Doch schon wenige Tage später starb der Storch. Das Nest ist immer noch sichtbar vom Sturm zerzaust. Es liegt schief auf der Plattform auf dem Kirchendach. Vor dem Sturm lag es gerade und war ordentlicher, sagt Eberwein bedauernd.

Das Nest hängt sichtbar seitlich von der Plattform auf dem Kirchendach. Seitlich ragen Zweige heraus. (Foto: SWR, Ingemar Koerner)
Das Nest auf der Sankt Marienkirche, aus dem der Wind den Storch geweht hat.

Dächer abgedeckt, Schornstein umgeworfen: Wohnen unter besonderen Voraussetzungen

Beim Ortsvorsteher selbst hatte es noch in der Sturmnacht durch das beschädigte Dach geregnet. Ebenso bei vielen anderen Menschen in Weilheim. Auf einem Wohnhaus wurde sogar ein Schornstein umgeworfen. Ihn musste die Feuerwehr noch in der Nacht vom Dach holen, damit er nicht abstürzen konnte.

Er liegt vor dem Sechs-Parteien-Haus auf einem Parkplatz am Boden. Das Dach ist notdürftig mit Planen und Holz abgedichtet. Die Bewohnerinnen und Bewohner können dort wohnen - doch wann das Dach neu gedeckt wird, ist noch unklar.

Ein Schornstein liegt auf einem Parkplatz vor einem Wohnhaus in Weilheim. Das runde Rohr ist gut erkennbar. Drumherum sind eine Fassung aus Stein und Putz. Am Dach befestigt war mit einer Metallplatte. Davor liegen kaputte Ziegel und weitere Überbleibsel. (Foto: SWR, Ingemar Koerner)
Kaputte Dachziegel und die Blechfassung liegen bei dem zerstörten Schornstein.

Nach Unwetter mit Sturmböen und Starkregen: Aufräumen und warten ist angesagt

Nun geht es ans Aufräumen. "Das betrifft fast jeden in dieser Gewitterzone," sagt Eberwein. An der Sankt Marienkirche sammeln freiwillige Helfer heruntergefallene Dachziegel ein. Die meisten sind kaputt, einige sind ganz geblieben.

Die dürfen nun Kindergartenkinder bemalen. Aufs Dach können sie nicht zurück, denn da muss alles einheitlich sein. Dafür werden keine Reste verwendet. Die Dächer der meisten Wohnhäuser müssen ebenfalls neu gedeckt werden. Wann es soweit ist, kann Eberwein nicht sagen.

"Die Schäden an den Dächern werden dann gemacht, wenn die Handwerker dafür Zeit finden. Es ist ja gerade viel los. Irgendwo reiht man sich dann ein, auf deren Liste. Da muss man einfach warten und Geduld haben."

Bäume entwurzelt, Äste abgebrochen

Schäden gab es bei dem Sturm nicht nur an Häusern und Gebäuden - auch an Bäumen und Büschen. Äste brachen ab, einzelne Bäume wurden komplett entwurzelt. Das herumliegende Holz sammelten Freiwillige, Feuerwehr und THW aber schnell ein. So sind zwar wieder alle Weilheimer Straßen freigeräumt - aber einzelne sind nach wie vor gesperrt. Denn Äste, die nicht zu Boden fielen und hoch oben im Geäst liegen, können jederzeit herunterfallen.

Deswegen sind einige Wege gesperrt - auch der Wanderweg Hutzel-Tour. Er führt um Weilheim herum und bietet unterwegs Ausblicke auf Alblandschaften und die Burg Hohenzollern. Doch auf den Wegen liegen große Äste, die nicht passierbar sind. Zudem sind einige Orte gesperrt, an denen Wanderer und Spaziergängerinnen Rast machen können. Denn sie sind unter Bäumen, in denen ebenfalls loses Geäst hängt. Einer dieser Orte ist auf dem Bleichberg. Dort gibt es Bänke und Liegen mit Blick auf das Alb-Panorama. Doch die Sitzgelegenheiten sind gesperrt. Lebensgefahr.

An anderen Stellen sind solche Absperrbänder schon zerstört worden. Eberwein hat selbst schon einen Mofa-Fahrer dabei ertappte, wie er trotz Sperrung auf dem Weg fuhr. "Das ist eben die Unvernunft der Leute," sagt er achselzuckend.

Gerd Eberwein steht vor einem Absperrband. Es sperrt mehrere Sitzgelegenheiten ab, die unter Bäumen stehen. Im Hintergrund sieht man solch eine Bank. Sie bietet einen Blick direkt zur Burg Hohenzollern, die entfernt im Hintergrund zu sehen ist. (Foto: SWR, Ingemar Koerner)
Normalerweise bietet sich auf dem Bleichberg ein wunderbarer Ausblick auf die Burg Hohenzollern. Doch die Sitzgelegenheiten sind derzeit gesperrt.

Unwetter richtet auch Schäden auf Streuobstwiesen an

Die Hutzel-Tour führt abgesehen von schönen Rastplätzen auch über Streuobstwiesen. Auf diesen stehen Obstbäume, die der Sturm ebenfalls sichtbar gezeichnet hat. Schäden, die es nicht nur in Weilheim gab. Auf der Streuobstwiese der Chorgemeinschaft Mössingen (Kreis Tübingen) liegen ebenfalls viele Äste am Boden - voll mit Früchten behangenen. Ein schmerzhafter Anblick für die Mitglieder wie Hans Streib.

„Das ist schon eine Stück Geschichte vom Chor. Unsere Altvorderen haben die gepflanzt. Wir haben das bisher gepflegt und deshalb tut es schon weh, wenn man sieht, was kaputt gegangen ist.“

Nun müssen er und die anderen Ehrenamtlichen statt ernten aufräumen. Wie lange sie dafür brauchen werden, kann Hans Streib noch nicht abschätzen. Einige Monate werde es sicher dauern.

Orkanböen bis 174 km/h und Blitze

Wie schlimm die Region auch außerhalb von Hechingen von dem Unwetter in der vergangenen Woche betroffen ist, zeigt das Beispiel Sonnenbühl (Kreis Reutlingen): Dort wurden Böen mit einer Geschwindigkeit von 174 Kilometern pro Stunde gemessen.

In mehrere Gebäude schlug zudem der Blitz ein. Am schlimmsten traf es eine Scheune im Pfullendorfer Teilort Litzelbach (Kreis Sigmaringen). Dort entstanden laut Polizei rund 700.000 Euro Schaden.

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