Der Automobilzulieferer Eissmann Automotive Deutschland GmbH aus Bad Urach (Kreis Reutlingen) sowie die wichtigsten deutschen Tochtergesellschaften haben am Mittwoch beim Amtsgericht Tübingen einen Insolvenzantrag gestellt.
Unternehmen beliefert weltweit viele Autohersteller
Das Unternehmen wurde 1964 gegründet. Es produziert für den Automobilmarkt Verkleidungskomponenten wie Mittelkonsolen, Instrumententafeln, Armauflagen, Türverkleidungen, Sitzrückenschalen und Driver Airbags. Auch Schaltgriffe und Wählhebel sowie komplette Verkleidungssysteme gehören zum Angebot. Eissmann beliefert nach eigenen Angaben nahezu alle namhaften Automobilhersteller und Automobilzulieferer in der Welt.
Ganze Branche hat zu kämpfen
Das schwäbische Unternehmen steckt seit längerer Zeit in der Krise. Seit Jahren werde es saniert, teilte Eissmann selbst mit. Doch Rezession, Inflation und gestiegene Zinsen belasten das Unternehmen zu stark. Nun sind kurzfristig und unerwartet Gelder und Erträge ausgefallen. Dadurch war das Regelinsolvenzverfahren "wirtschaftlich wie strategisch geboten". In der Branche der Automobilzulieferer hat nicht nur Eissmann zu kämpfen. Auch bei Konzernen wie Bosch und ZF Friedrichshafen werden derzeit Tausende Arbeitsplätze abgebaut oder stehen zur Disposition.
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Knapp 1.000 Beschäftigte von der Insolvenz betroffen
Laut Unternehmenshomepage beschäftigt Eissmann Automotive derzeit weltweit an 17 Standorten rund 5.000 Mitarbeitende, rund 1.000 davon in Deutschland. Laut Mitteilung erwirtschaftete die Unternehmensgruppe in den vergangenen Geschäftsjahren rund 450 Millionen Euro Umsatz.
Im Rahmen des Insolvenzverfahrens dürfte es bei dem Spezialisten für den Innenausbau nun zu weiteren Einschnitten kommen. In den Monaten Februar, März und April erhalten die Beschäftigten zunächst Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit. Der Betrieb soll laut einer Pressesprecherin weiterlaufen. Die ausländischen Töchter sind nicht Teil des Insolvenzverfahrens. Nun prüfe der Insolvenzverwalter, wie es weitergeht.
Insolvenzverwalter ist zuversichtlich
Der Insolvenzverwalter Holger Leichtle hat sich bereits ein Bild der Lage bei Eissmann gemacht. Um die Jobs zu sichern, dürfe der Betrieb nicht stillstehen. Und da sehe es gut aus: die Ware sei da, die Mitarbeiter seien da, es werde gearbeitet. Und auch die wesentlichen Kunden würden dem Unternehmen zur Seite stehen, so Leichtle. Sie hätten ein Interesse, dass es bei Eissmann weitergehe.
Die Insolvenz sei eine vorläufige Problemphase, sagte Insolvenzverwalter Leichtle. Es gebe ausreichend Aufträge, mit denen man arbeiten könne. So bleibe genug Zeit einen Investor zu finden, so Leichtle.