Früher geläufig unter dem Begriff "Mundraub", heute ganz klar "Diebstahl": Wer fremde Obstbäume aberntet, macht sich strafbar. (Foto: IMAGO, Silas Stein)

Darüber spricht die Region Südbaden

Wochenrückblick: Wo ihr legal Kirschen klauen könnt

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Anita Westrup
Anita Westrup (Foto: SWR)

Gratis Obst, Kräuter und Nüsse ernten statt Plantagen am Kaiserstuhl zu plündern. Tipps für den legalen Mundraub und kühle Köpfe - der Wochenrückblick für die Region Südbaden.

Salli und moin, ich bin Anita Westrup, Reporterin im SWR Studio Freiburg und hier erfahrt ihr, welche Regio-News mich in dieser Woche besonders bewegt haben:

Dreister Kirschen-Klau am Kaiserstuhl: So geht's auch legal

Knallrote Kugeln, süßes Fruchtfleisch: Wenn ich Kirschen am Baum sehe, dann juckt's in meinen Fingern. Ich will die roten Bollen sofort pflücken und reinbeißen. Kirschkernweitspucken inklusive. Doch das wilde Naschen ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat - egal, ob eine Kirsche oder dutzende Kilogramm mitgenommen werden, wie jetzt geschehen am Kaiserstuhl.

An der Landstraße zwischen Endingen und Königschaffhausen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) haben Unbekannte rund 50 Kilogramm Kirschen mitgehen lassen. Die Polizei sucht nach Zeugen. Aber die Chancen, die Täter in solchen Fällen zu finden, seien überschaubar, erzählt mir Jessica Joos vom Obsthof Sehringer in Schallstadt-Mengen. Auch ihre Obstplantage wurde schon geplündert. Im vergangenen Jahr haben Unbekannte eine komplette Kirschbaum-Reihe abgeerntet. Bis zu 150 Kilogramm Kirschen futsch. Wie dreist! Aber leider kein Einzelfall. "Es wird immer mehr gestohlen", sagt Joos. Es gebe keine Versicherung gegen den Obst-Diebstahl. Erzeuger blieben oft auf dem Schaden sitzen. Das muss echt frustrierend sein!

Auf der Seite Mundraub.org kann man Obstbäume, -sträucher, Nüsse und Kräuter in seiner Umgebung finden, an denen man offiziell naschen darf. (Foto: Screenshot Website Mundraub.org)
Auf der Seite Mundraub.org kann man Obstbäume, -sträucher, Nüsse und Kräuter in seiner Umgebung finden, an denen man offiziell naschen darf.

Als Tourenradlerin strample ich oft durch die grünen Weiten Südbadens. Und weil das hungrig macht, halte ich unterwegs immer Ausschau nach Obstbäumen. Die Plattform "Mundraub.org" hilft mir auf der Jagd nach ein bisschen Süße. Okay, ich gebe zu, der Name ist nicht so glücklich gewählt, aber die Idee dahinter ist ziemlich cool: Hier kann man Bäume finden, von denen man legal ernten darf – ohne sich des Diebstahls schuldig zu machen. Entlang des Vogel-Sees bei Forchheim gibt es zum Beispiel viele Sträucher mit Brombeeren. Und für alle sparbewussten Kirsch-Fans: In Bahlingen am Kaiserstuhl, in der Nähe des Bergfriedhofs, kann man gut und legal Kirschen essen. Oder in der Nähe des Sanitätsbunkers des Westwalls bei Opfingen. Enjoy!

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Über den Kirschen-Diebstahl berichtete SWR4 Baden-Württemberg am 5. Juni 2023.

Verdacht auf Femizid: Dreifache Mutter in Bonndorf getötet

Rote Grablichter, Blumen, Familienfotos vor dem Wohnhaus des Opfers: Der Bonndorfer Ortsteil Ebnet (Kreis Waldshut) trauert. Vergangenen Freitag ist dort eine 35-jährige Frau auf offener Straße mit einem Messer getötet worden. Ein tiefer Stich unter der linken Achselhöhle ist nach Auskunft der Polizei Grund für den Tod der dreifachen Mutter - so das Ergebnis der Obduktion. Der tatverdächtige Ex-Partner sitzt in Untersuchungshaft. Verdacht auf Femizid.

Messer, Stich, Mutter, Tod - beim Schreiben dieser Worte muss ich schlucken. Die sachliche Berichterstattung ist für mich oft ein Schutzschild, um die Grausamkeiten nicht an mich herankommen zu lassen. Aber ich will ehrlich sein: Mich hat der gewaltsame Tod der jungen Frau, die etwa in meinem Alter war, sehr nachdenklich gestimmt. Bonndorf (nicht die Bronx!) - für mich ein kleiner, heiler Fleck auf der Landkarte, irgendwo im Schwarzwald. Mit einer großen Schinken-Fabrik und den gut gelaunten Pflumeschluckern an Fasnet.

Eine Rote Bank als Symbol gegen Gewalt an Frauen im Freiburger Stadtgarten. (Foto: SWR, Anita Westrup)
Die Rote Bank als Symbol gegen Gewalt an Frauen im Freiburger Stadtgarten.

Anruf bei Armin Bohnert von der Polizei Freiburg. "Es gibt keine gesonderte polizeiliche Statistik über Femizide, also Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts", sagt Bohnert. Die Oberkategorie nennt sich "Partnergewalt", Gewalt gegen die Partnerin, gegen den Partner. Und diese hat laut des Polizeidirektors im Polizeipräsidium Freiburg, dazu zählt auch der Landkreis Waldshut, 2022 einen neuen Höchststand erreicht - mit 1.584 Fällen. In keinem anderen Präsidiumsgebiet in Baden-Württemberg ist die Zahl so hoch wie im Polizeipräsidium Freiburg.

Jahr/Fälle von Partnergewalt (Quelle: Kriminalstatistik Polizeipräsidium Freiburg):

  • 2022: 1.584, darunter 1.235 weibliche Opfer
  • 2021: 1.402, darunter 1.111 weibliche Opfer
  • 2020: 1.453, darunter 1.142 weibliche Opfer
  • 2019: 1.438, darunter 1.104 weibliche Opfer
  • ....
  • 2014: 1.357, darunter 1.077 weibliche Opfer

Was tut die Polizei, um Partnergewalt einzudämmen? Armin Bohnert berichtet von zwei Herangehensweisen. Angenommen eine Frau wurde von ihrem Partner geschlagen: Neben der strafrechtlichen Verfolgung des Täters, sofern die Frau ihn angezeigt hat, nimmt die Polizei Kontakt zum Aggressor auf und nimmt eine sogenannte Gefährderansprache vor. Das heißt: Die Beamtinnen und Beamten suchen das Gespräch mit dem Angreifer und wollen die Situation deeskalieren. Parallel dazu setzen sich die Einsatzkräfte mit dem Opfer in Verbindung. Die Polizei erklärt unter anderem, wie sich die Frau am besten schützen kann. Konkret geht es da auch um sichere Haustüren. Besonders interessant: Die Polizei analysiert auch die Social-Media-Präsenz der Betroffenen und gibt Tipps zum sicheren Umgang, damit Personen zum Beispiel nicht geortet werden können.

Über die tödliche Messerattacke in Bonndorf berichtete SWR4 Baden-Württemberg am 5. Juni 2023.

Gegen Schwitze-Hitze: Offenburgs coolste Orte

Hot, hotter, Offenburg! 2.800 Stunden im Jahr scheint die Sonne dort im Schnitt, und damit ist die Stadt in der Ortenau die sonnigste Deutschlands. Das hat kürzlich das Berliner Energie-Unternehmen Enpal herausgefunden. Ehrenvoller Titel, doch bei solchen Nachrichten möchte ich nicht in der Haut einer Offenburger Schweißdrüse stecken. Denn vor ihr liegen arbeitsreiche Monate. Ein Glück, dass die Offenburger Stadtverwaltung einen coolen Einfall hat.

Wer in Sunshine-City OG lebt, soll auf der Internetseite "mitmachen.offenburg.de" jetzt kühle Orte markieren. Das kann eine Parkbank im Schatten, ein Rasensprenger auf dem Bolzplatz oder vielleicht die heimische Tiefkühltruhe sein? Ich bin gespannt auf die Vorschläge. Die Ergebnisse sollen übrigens in einem Stadtplan eingezeichnet werden. Meine Idee: Wenn sich Offenburg im Sommer schon in eine Sauna verwandelt, dann doch bitte mit Eisaufguss. Warum nicht Eiswürfel-to-go-Maschinen in der Stadt verteilen und die erhitzten Gemüter mit kleinen, schmilzenden Cool-Downern ein wenig herunterkühlen?

In den SWR4-Regionalnachrichten haben wir darüber am 07. Juni 2023 berichtet.

Sommerhitze: Wo kühlt ihr euch am liebsten ab?

Vergangene Woche haben wir euch gefragt, wie ihr zu E-Scootern steht. Das Ergebnis unserer nicht repräsentativen Umfrage ist eindeutig: "Super nervig und unnötig" sagen 87 Prozent. Für "Praktisch! Ich lasse jetzt öfter das Auto stehen" haben knapp 10 Prozent gestimmt. Und rund drei Prozent fahren voll auf die Flitzer ab und meinen "Macht mega Spaß!". Hintergrund unserer Umfrage: Vergangene Woche hat ein 72-jähriger Rentner zum Faustschlag angesetzt. Der Grund: Ihm kam ein 16-jähriger E-Scooter-Fahrer entgegen. Auf dem Gehweg!

Meistgeklickt: Das hat die Menschen in der Region Freiburg und Südbaden auch noch interessiert:

Was hat euch diese Woche sonst noch beschäftigt? Schreibt uns: online.studiofreiburg@swr.de.