Enge Straßen, kaum Parkplätze - ein Problem auch in Freiburg. Da wird auch mal schnell mit einem oder zwei Reifen auf dem Gehweg geparkt. Eigentlich ist das verboten. Das besagt ein landesweiter Erlass von 2020. Dass Ahnden ist Job des Ordnungsamts.
Doch in Freiburg sind dieses Jahr die Anzahl der Privatanzeigen bei diesen Delikten stark angestiegen. Auch durch Aktivisten. Allein 200 Anzeigen durch Privatpersonen gab es in einer Straße in drei Monaten. Bedeutet: 55 Euro Strafe pro Brief. In ganz Freiburg gab es insgesamt rund 2.000 private Anzeigen wegen Falschparkens innerhalb eines halben Jahres.
Klimaaktivist kämpft für mehr Platz auf Gehwegen
Wir sind unterwegs mit Aktivist Hannes B. (Name redaktionell geändert). Aus Angst vor Anfeindungen will er seinen echten Namen nicht nennen. Er hat sich das Anzeigen von Gehwegparkern in Freiburg zur Aufgabe gemacht. In der Kirchofstraße im Stadtteil Zähringen ist eine Grundschule.
Der Gehweg hier nur für Fußgänger vorgesehen, dennoch parkt ein weißer SUV direkt vor dem Gebäude. Dem Aktivist sind die falsch auf Gehwegen abgestellten Autos ein Dorn im Auge. Er sieht dadurch die Verkehrssicherheit eingeschränkt.
Bewohner in der Lugostraße fürchten die privaten Anzeigen
In der Lugostraße im Freiburger Stadtteil Wiehre kennt man Aktivist Hannes B. auch. Die Anwohner sind alles andere als begeistert vom ihm. Die Straße war in den letzten Monaten vermehrt von Privatanzeigen wegen Falschparkens betroffen: Allein 200 Anzeigen durch Privatpersonen gab es von September bis November. Daher hat sich hier die Interessensgemeinschaft Lugostrasse gegründet. Auch in anderen Stadtteilen und Straßen kam es zu einer gestiegenen Anzahl von Bußgeldbescheiden.
Beim Parken auf der Straße: mindestens 3,05 Meter Abstand lassen
Parken die Autos auf der Straße, statt auf dem Gehweg, ist es auch problematisch. Denn: Müllautos oder Liefer-LKW bleiben so jetzt regelmäßig in der Lugostraße stecken. Stefan Herz vom Amt für öffentliche Ordnung in Freiburg rät, mindestens 3,05 Meter freizulassen, wenn auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Auto parkt.
Interessensgemeinschaft Lugostraße: Stadt muss handeln
Die Interessensgemeinschaft Lugostraße findet: die Stadt muss handeln. Klar, die Feuerwehr und Rettungswagen brauchen Platz, aber die Anwohner auch. Bei der Stadt sucht man noch nach langfristigen Lösungen.
Langfristig soll ein Zustand erreicht werden, wo nicht mehr unzulässig auf dem Gehweg geparkt wird, so Stefan Herz vom Amt für öffentliche Ordnung. Das Garten- und Tiefbauamt, überprüfe und überplane Bezirke und Quartiere, in denen Klärungsbedarf besteht, so Herz weiter.
Aktivist: Verkehrsraum entschieden umverteilen
Aktivist Hannes B. (Name geändert) will weiterkämpfen. Ihm geht es ums Prinzip. Er findet, der Verkehrsraum müsse entschieden umverteilt werden. Das ginge zwar nicht von heute auf morgen, brauche aber ein ambitioniertes Programm. Die Lösung sei ungeheuer einfach, der Stadtverwaltung fehle diesbezüglich aber der Mut.