Linus trägt ein weißes T-Shirt und sitzt an einem Esstisch. Vor ihm liegen sein Laptop und sein Mathebuch. Auf dem Laptop ist die Nachhilfe-App "Matheheld" zu sehen. Linus schaut konzentriert auf den Laptop und hält einen Stift in der Hand. Er hat seine blonden Haare zu einem Zopf gebunden. (Foto: SWR, Katharina Seeburger)

Nachhilfe für Mathe per Smartphone

Die App "Matheheld" will bei den Mathehausaufgaben Nachhilfe geben

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Katharina Seeburger
Eine Frau mit dunkelblonden Haaren lacht in die Kamera. Ihre Haare sind etwas länger als schulterlang. Katharina Seeburger trägt einen gestreiften Pullover in blau, rosa und grau. (Foto: SWR, Laura Könsler)

Bei Schülern sorgt Mathe oft für Frust. Nachhilfelehrer aus ganz Deutschland haben jetzt gemeinsam eine neue App entwickelt - auch ein Mathematiker aus dem Kreis Lörrach war dabei.

Prozentrechnen, Dreisatz, komplizierte Formeln - beim 14-jährigen Linus Schellhammer aus Weil am Rhein (Kreis Lörrach) sorgt das nicht für Begeisterungsrufe sondern für Frust. Eigentlich ist der Gymnasiast gut in der Schule, nur mit Mathe hat er Probleme. Die App "Matheheld" gibt ihm Nachhilfe. Sie wurde im Kreis Lörrach mitentwickelt.

SWR-Reporterin Katharina Seeburger hat sich die Nachhilfe-App "Matheheld" angesehen.

Vor allem die Hausaufgaben haben Linus in Mathe immer Kopfzerbrechen bereitet. Sein größtes Problem: Die Aufgabenstellung verstehen und die Informationen aus dem Unterricht zu Hause bei den Aufgaben anwenden. Oft musste ihm seine Mutter dabei helfen, was zu Streit in der Familie führte.

"Vielleicht liegt es auch in der Familie, dass ich Mathe nicht so gut kann. Vielleicht ist das vererbt."

Mathehausaufgaben größtes Problem für Schüler

Genau hier will die Nachhilfe-App "Matheheld" ansetzen, sagt der Mitentwickler Sven Siegin aus Bad Bellingen (Kreis Lörrach). Denn Linus sei nicht der einzige mit diesem Hausaufgaben-Problem. "Der Schüler sitzt vor den Hausaufgaben und weiß nicht, wo er anfangen soll", sagt Sven Siegin. Meistens bräuchten die Schülerinnen und Schüler nur eine erste, kleine Hilfestellung und könnten dann die Aufgaben lösen.

Sven Siegin sitzt an einem Esstisch. Neben ihm steht ein Laptop auf dem Tisch, die Nachhilfe-App "Matheheld" ist darauf zu sehen. Er hat ein blaues T-Shirt an, kurze, braune Haare und trägt eine Brille. Er blickt in die Kamera und trägt eine Brille. Sven hält einen Taschenrechner in der Hand.  (Foto: SWR, Katharina Seeburger)
Mathematiker Sven Siegin hat zusammen mit Informatikern die Nachhilfe-App "Matheheld" entwickelt.

Diese Erfahrung habe er über die Jahre als Nachhilfelehrer gemacht, sagt Sven Siegin. Außerdem haben er und sein Team am Anfang eine Umfrage unter Eltern gemacht, welches Nachhilfeangebot diese sich für Mathe wünschen.

"Meistens braucht der Schüler nur eine erste kleine Hilfestellung, dann marschiert er alleine los."

Die Eltern wollten, dass erstmal die Hausaufgaben gelöst sind. Denn herkömmliche Erklärvideos, etwa auf Youtube, erklären den Stoff nur allgemein. Aber sie lösen damit nicht das spezifische Problem bei der Mathehausaufgabe, das die Schüler und ihre Eltern zum Beispiel auf Seite 87 mit der Aufgabe 13 haben.

Nachhilfe-App für Mathe rechnet Hausaufgaben vor

Bei "Matheheld" können sich die Schüler jede Aufgabe aus ihrem Mathebuch vorrechnen lassen. Dafür haben Nachhilfelehrer aus ganz Deutschland für jede Aufgabe im Mathebuch ein Erklärvideo erstellt - insgesamt mehr als 13.500 Videos. Sie zeigen und erklären, wie sie die jeweilige Aufgabe rechnen.

Diese Videos gibt es in der App für alle Mathebücher der Klassen fünf bis zehn - für alle Schularten in Baden-Württemberg. Als nächstes sollen laut Sven Siegin die Klassen elf und zwölf folgen, dann die Mathebücher der anderen Bundesländer.

Linus und seine Mutter sitzen neben einander. Seine Mutter zeigt ihm etwas im Mathebuch, Linus gestikuliert mit seiner Hand, weil er nicht versteht, was seine Mutter ihm erklärt. Nachhilfe für Mathe bekommt Linus jetzt von der App "Matheheld". (Foto: SWR, Katharina Seeburger)
Diese Zeiten sind vorbei: Seit Linus Schellhammer die Nachhilfe-App "Matheheld" hat, muss ihm seine Mutter Patrizia nicht mehr die Hausaufgaben erklären.

Die Hausaufgaben einfach aus dem Video abschreiben geht aber nicht. Die Nachhilfelehrer rechnen die Aufgaben mit anderen Zahlen, die Aufgabe selbst bleibt aber die gleiche. So müssen die Schülerinnen und Schüler die Hausaufgaben auch tatsächlich selbst rechnen.

Die App "Matheheld" macht Mathe für Linus verständlicher

Seit einem Jahr nutzt Linus die Matheheld-App, die ihm bei den Hausaufgaben hilft. Er versucht erst, die Aufgaben alleine zu lösen. Kommt er nicht weiter, sucht er die entsprechende Aufgabe in der App.

Seine Noten sind in Mathe bisher nicht viel besser geworden - noch nicht. Dafür er verstehe mehr im Unterricht und seine Hausaufgaben könne er jetzt ohne die Hilfe seiner Mutter lösen. "Ich fühle mich freier und selbstständiger, weil ich kann halt alles fast alleine machen. Das ist ein großer Vorteil", sagt Linus.

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