Kühe auf Feld (Foto: SWR)

Kampf gegen den Klimawandel

Bad Dürrheimer Landwirt will mit Humus das Klima retten

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Silas Schwab
Silas Schwab (Foto: SWR)

Humus ist gut fürs Klima: Er speichert Kohlenstoff. Deshalb baut Landwirt Christoph Trütken Humus auf. Aber seine Klimaschutz-Mission könnte ausgerechnet am Klimawandel scheitern.

Humus speichert Kohlenstoff in der Erde und entzieht ihn damit der Atmosphäre. Deshalb gilt Humus als Klimaretter. Bio-Landwirt Christoph Trütken aus Bad Dürrheim (Schwarzwald-Baar-Kreis) setzt deshalb auf Humus. Er hatte 2018 den ersten Kontakt mit Carbocert. Die Firma vermittelt zwischen Landwirten, die Humusaufbau betreiben, und Unternehmen, die über den Kauf von Co2-Ausgleichs-Zertifikaten den Aufbau unterstützen. Seitdem hat Trütken den Aufbau von Humus auf seinen Feldern erfolgreich intensiviert.

Die erste Zwischenbilanz kann sich sehen lassen: Über 1.000 Tonnen CO2 hat Christoph Trütken innerhalb von drei Jahren in seinen Böden gespeichert. So viel hatte er nicht erwartet. Wie das Experiment ausgehen würde, war lange ungewiss.

Umgetrampelte Gräser als CO2-Speicher

Ein neues Weidesystem sorgt dafür, dass seine Rinder nicht alle Halme abfressen, sondern einige platttreten und zurücklassen. Die abgestorbenen Pflanzenteile bilden den Humus im Boden. Auf dem Hof stellt Trütken außerdem Kompost her, den er ein Mal pro Jahr auf seinen Feldern verteilt. Außerdem pflanzt er Bäume zwischen den Feldabschnitten, um Kühen und Feldern mehr Schatten zu bieten.

Seine Maßnahmen sorgen dafür, dass der Boden nie brach liegt, sondern feucht und voller Biomasse bleibt. Durch Fotosynthese machen die Pflanzen aus CO2 Sauerstoff, den sie in die Luft abgeben, und Kohlenstoff, den sie im Boden speichern.

Kein wirtschaftlicher Gewinn

Für die ersten 1.000 Tonnen hat Trütken rund 50.000 Euro bekommen. Die örtliche Sparkasse gleicht damit ihre eigenen Emissionen aus. Aufgrund seiner Investitionen und den Effekten, die der Humusaufbau kurzfristig auf seinen Ertrag hat, glaubt Trütken nicht, dass er damit Gewinn macht. Aber er kann sein Invest in den Humusaufbau so finanzieren.

"Ich kann mir dadurch leisten, dass ich einen Kompostwender habe, ich kann damit Bäume pflanzen. Also ich kann ausprobieren. Dafür nutze ich das Geld."  

Christoph Trütken, Bio-Landwirt aus Bad Dürrheim (Foto: SWR)
Christoph Trütken, Bio-Landwirt aus Bad Dürrheim

Kritik am Verkauf von Zertifikaten

Trotz dieser Beispiele gibt es immer wieder Kritik am Zertifikatehandel und Humusaufbau. Die Wirksamkeit sei gering, zeigen Studien, etwa vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung. Die Landwirtschaft solle erst mal weniger CO2 ausstoßen, fordern deshalb einige Wissenschaftler und Naturschützer. Außerdem sei das Aufbauen von Humus nur sinnvoll, wenn der Kohlenstoff auch im Boden bleibt.

"Ich halte es für sehr sinnvoll, aber nur wenn man das langfristig macht. Kurzfristig kann es zu einer Speicherung kommen, aber das verpufft sofort wieder, wenn man das nicht kontinuierlich weiter macht. Das müsste also über Jahrzehnte weiterlaufen."

Trockenheit erschwert den Humusaufbau

Landwirt Trütken will in jedem Fall langfristig CO2 speichern, aber auch weiter einsparen. Hierfür verzichtet er auf große Maschinen und pflanzt Gräser, die dafür sorgen, dass seine Kühe weniger Methan ausstoßen. Dennoch ist er sich unsicher, ob das reicht. Die Trockenheit macht es schwer, CO2 dauerhaft im Boden zu binden. Der Humus trocknet schnell aus. Deshalb hofft Trütken, dass schnell mehr Landwirte seinem Beispiel folgen und sie so vereint den Klimawandel aufhalten können.

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