Noch nicht mal volljährig und schon im Gemeinderat? Davon träumen Eric Herbertz, Mia-Helena Ruh und Romeo Guzsvany aus Ballrechten-Dottingen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Das geht, denn bei der Kommunalwahl 2024 dürfen 16-Jährige nicht nur wählen, sondern erstmals auch selbst gewählt werden. Ihr Motto: etwas verändern, statt zuschauen. Zusammen bringen sie es auf eine Lebenserfahrung von 48 Jahren. Damit treten sie jetzt gemeinsam für die Freien Wähler an.
So berichtete SWR1 Baden-Württemberg über die jugendlichen Kandidaten:
Mehr Raum für junge Leute im Ort
Die drei Schüler sind stolz auf ihre Heimat im Markgräflerland, haben allerdings ein paar Verbesserungsvorschläge. Zum Beispiel wünschen sie sich einen Ort für junge Menschen, an dem sie niemanden stören. Noch muss der Platz vor der Grundschule dafür herhalten. Ein Problem, wie vor allem Mia-Helena findet. Denn Jugendliche hinterließen dort Zigarettenstummel und Alkoholflaschen und Pizzakartons, und damit auch Scherben im Kies, an denen sich die Kinder dann verletzen könnten. Die 16-Jährige wünscht sich einen Platz, der weit genug von den Anwohnern entfernt und mit Mülleimern ausgestattet ist, sodass niemand gestört oder gefährdet wird.
Hier kommen super viele Jugendliche abends vorbei und lassen ihren Müll liegen.
Dreifach engagiert: Vom Jugendzentrum in den Gemeinderat
Drei Mal die Woche verbringen die drei im örtlichen Jugendzentrum mit Kindern und Jugendlichen aus dem Ort ihre Nachmittage. Hier tragen sie die Verantwortung über die Bar und Einkäufe, sind Ansprechpartner für die junge Generation aus Ballrechten-Dottingen, kennen ihre Bedürfnisse und Wünsche. Über die Einrichtung ist auch der Kontakt zum Gemeinderat entstanden. Carsten Meurer, der Leiter des Jugendzentrums, hatte den Dreien vorgeschlagen, ihn dorthin zu begleiten. Zum Erstaunen des Bürgermeisters Patrick Becker (Freie Wähler), der den Jugendlichen spontan vorschlug, sich doch gleich für die Wahl zum Gemeinderat aufstellen zu lassen. Gesagt, getan.
Ich bin wahnsinnig stolz auf die Drei, dass sie gesagt haben: Wir machen dass jetzt einfach.

Politik für Junge Menschen und mehr Transparenz
Der Besuch im Gemeinderat hat den 17-jährigen Romeo Guzsvany begeistert. Allein schon, dort zu sitzen und zu hören, was alles so im Dorf abgeht, habe ihm Spaß gemacht. Sein Anliegen ist klar: Er will sich für die Jugend einsetzen.
Auch der technikbegeisterte Eric Herbertz (16) hat schon eine Vorstellung davon, was er im Gemeinderat verändern will. Seine Idee: ein Social-Media-Kanal für Ballrechten-Dottingen, in dem gut verständlich und transparent über Entscheidungen der Gemeinde aufgeklärt wird. Auf Instagram sind die Jugendlichen nicht nur privat unterwegs, sie posten dort auch regelmäßig Inhalte für das Jugendzentrum.
Ich wünsche mir mehr Transparenz, unter anderem auch auf den Kanälen, auf die die Jugend guckt – und das ist nicht Website unserer Gemeinde.
Frischer Wind im Gemeinderat: Mehrwert oder mehr zusätzliche Arbeit?
Bürgermeister Patrick Becker ist gespannt, ob sich durch die Nachwuchsräte - falls sie ausreichend Stimmen bekommen - etwas im Gemeinderat ändert. Vor allem im Bereich Kommunikation und Social Media erhofft er sich frischen Wind. Er ist sich aber auch über die fehlende Lebenserfahrung der drei jungen Kandidierenden bewusst. Sollten sie gewählt werden, bräuchten sie sicherlich mehr Anleitung und Begleitung, als ältere Gemeinderäte, so Becker.
Ich glaube schon, dass sie mehr Anleitung brauchen und mehr Begleitung. Vielleicht auch intensivere Informationen zu den Themen.
Trotz fehlender Lebenserfahrung: Die drei fühlen sich der Aufgabe gewachsen
Auch wenn sie noch jung sind und sich mit vielen Themen, die in einem Gemeinderat anfallen, noch nicht auseinandergesetzt haben, sind die Drei zuversichtlich, dass sie den Anforderungen gewachsen sind. Die Unterstützung von Jugendreferent Carsten Meurer sowie die des Bürgermeisters ist ihnen sicher.
Ob bald wirklich frischer Wind im Gemeinderat von Ballrechten-Dottingen weht, wird sich am Sonntag entscheiden. Dass gleich alle drei zum Zug kommen, gilt als eher unwahrscheinlich, so Bürgermeister Becker. Doch egal wie die Wahl ausgeht, für ihre Freundschaft soll das Ergebnis keine Rolle spielen, sagt Mia-Helena. Sie hoffen, "dass einer reinkommt - einfach für die Jugend."
SWR Aktuell Wahl-Special Kommunalwahl 2024
In unserem Online-Special finden Sie alle Informationen rund um die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 in Baden-Württemberg.