Schaustellerin Sabine Ernst ist an diesem Dienstagnachmittag gerade auf dem Weg nach Backnang (Rems-Murr-Kreis). Dorthin lässt sie ihren Schausteller-Stand vom Cannstatter Festgelände transportieren. Denn was auf ihm zu sehen ist, hatten Stuttgarter Grüne zusammen mit vielen anderen Motiven des Frühlingsfests scharf kritisiert: eine Statue mit nackten Brüsten.
Auch Sabine Ernsts Stand mit dem Namen "Märchen aus 1.001 Nacht" wurde damit Teil einer Debatte darüber, ob Darstellungen wie Zeichnungen auf dem Frühlingsfest sexistisch oder diskriminierend sind. Nun zieht Sabine Ernst ihre Konsequenzen aus der Debatte.
Diese Darstellungen sind nach Ansicht der Grünen sexistisch oder diskriminierend:
Schaustellerin: Brüste werden übermalt oder überklebt
Sie teile die Kritik der Grünen nicht, sagte Sabine Ernst dem SWR. Die Bemalung ihres Stands sei weder diskriminierend noch sexistisch, sondern eher schön im orientalischen Ambiente, so die Stuttgarter Schaustellerin. Trotzdem lasse sie die Statue nun ändern, denn sie wolle verhindern, dass Volksfeste wegen solcher Abbildungen in einen schlechten Ruf gerieten und als nicht mehr familienfreundlich gälten, sagte Ernst, die an ihrem Stand Korkenschießen anbietet und mit ihm nach eigenen Angaben seit vielen Jahren in ganz Deutschland unterwegs ist.
Die Brüste sollen an diesem Tag in Backnang übermalt oder überklebt werden. Da der Maler nicht nach Stuttgart aufs Festgelände kommen konnte, entschied sich Ernst, zu ihm zu fahren. Sie werde die Statue aber "nicht ganz anziehen" lassen.
Stuttgarter CDU findet die Grünen-Forderungen überzogen
Von der politischen Konkurrenz der Grünen kommt Ablehnung. Der Stuttgarter CDU-Kreisvorsitzende Thrasivoulos Malliaras schrieb in sozialen Medien, er halte nichts von den Forderungen.
Stadt Stuttgart will offenbar Treffen mit Schaustellern abwarten
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (ebenfalls CDU) nimmt Schaustellerinnen und Schausteller wie Sabine Ernst in Schutz und warnt, der Gemeinderat dürfe nicht zur "Zensurbehörde" oder "Hohen Rat der Tugend- und Sittenwächter, der Inquisitoren und Diskriminierungsfahnder" werden.
Debatte über Wagenmotive Nach Kritik am Frühlingsfest Stuttgart: OB Nopper nimmt Schausteller in Schutz
Stuttgarter Grüne hatten Frühlingsfest-Motive als sexistisch und diskriminierend kritisiert. OB Nopper (CDU) lehnt ihre Verbots-Forderung ab. Wer setzt sich am Ende durch?
Auch die Stadt Stuttgart reagierte auf die Vorwürfe der Grünen-Gemeinderatsfraktion. Die Stadtspitze teilte am Dienstag dem SWR auf Anfrage mit, dass nun der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen beteiligt werde. Er solle gemeinsam mit der Verwaltung entscheiden, ob die Gestaltung von Verkaufswägen und Fahrtgeschäften durch die Politik reguliert werden müsse. Da geplant ist, dass Mitglieder dieses Ausschusses in den kommenden Tagen an einem Vor-Ort-Besuch zusammen mit Schaustellerinnen und Schaustellern und Grünen-Vertreterinnen und -Vertretern teilnehmen, will die Stadtspitze offenbar diesen Termin abwarten.
Vorwürfe der Stuttgarter Grünen-Fraktion Schausteller-Verband zu sexistischen Bildern auf dem Frühlingsfest: "Wir sind gesprächsbereit"
Nach den Vorwürfen um sexistische Darstellungen auf dem Stuttgarter Frühlingsfest wollen Schausteller mit der Grünen-Fraktion vor Ort sprechen. Der Verband signalisiert Kompromissbereitschaft.
Der Schausteller-Verband hatte dem SWR zu dem geplanten Treffen unter anderem gesagt: "Wir werden vor Ort diskutieren, ob es sinnvoll ist, bestimmte Darstellungen abzudecken oder zuzuhängen."