Die Stuttgarter Stadträtin Jitka Sklenářová (Grüne) ist zufrieden: Es sei super, dass der Schausteller-Verband ein Treffen mit ihrer Gemeinderats-Fraktion vorgeschlagen habe, sagte sie am Montag dem SWR. Der genaue Tag sei noch offen. Auch Vertreter der Stadtverwaltung sollen demnach dabei sein, darunter auch Fachleute aus der "Abteilung für Chancengleichheit und Diversity".
Grüne sammelten Dutzende Beweisfotos
In den Tagen zuvor hatten Sklenářová und ihre Fraktionskolleginnen und -kollegen Schausteller-Betriebe des Frühlingsfests heftig kritisiert: An ihren Ständen und Fahrgeschäften seien teilweise sexistische und diskriminierende Bilder oder Statuen zu sehen. Um das zu beweisen, sammelten die Grünen mehrere Dutzend Fotos, die alle beim Frühlingsfest Stuttgart gemacht worden seien.
Diese Darstellungen sind nach Ansicht der Grünen sexistisch oder diskriminierend:
Schausteller reagierten auf Sexismus-Vorwürfe der Grünen
Vertreter der Schaustellerinnen und Schausteller reagierten über das Wochenende auf die Kritik: Man werde sich die kritisierten Stände nun genauer anschauen, teilte ihr Verband am Sonntag mit. Der Vorsitzende der Schausteller in der Region Südwest Stuttgart, Mark Roschmann, kündigte im Gespräch mit dem SWR an, auf die Grünen-Gemeinderatsfraktion zuzugehen, um die Vorwürfe zu klären.
Auf dem Stuttgarter Frühlingsfest gehen die Meinungen zu den Abbildungen stark auseinander:
Auch im Netz sorgen die Vorwürfe der Grünen für unterschiedliche Reaktionen, wie die Kommentare bei SWR Aktuell auf Instagram zeigen:
Grüne: "Fast Aufruf zur Vergewaltigung"
Grünen-Gemeinderätin Petra Rühle hatte vor der Ankündigung der Schausteller im SWR-Gespräch die Kritik ihrer Fraktion erklärt und dazu gesagt: "Wir sehen bei einigen Buden das Problem, dass die Darstellungen so eindeutig sexistisch und diskriminierend sind, dass das einfach eine Problematik darstellt". Wo es möglich sei, sollten sie jetzt sofort abgehängt werden, betonte sie. Eine Abbildung komme ihrer Ansicht nach fast einem Aufruf zur Vergewaltigung gleich.
Kritik: Hat mit Brauchtum nichts zu tun
"Wir wollen selbstverständlich niemandem den Spaß nehmen. Aber wenn auf einer Abbildung einer Frau die Kleider vom Leib gerissen werden und das als Belustigung gesehen wird, wird definitiv eine Grenze von Spaß und Brauchtum überschritten", betonte Rühle. Es sei nicht "der Spaß der Frau", wenn sie von wildfremden Männern am Hintern und zwischen den Beinen begrabscht werde. "Brauchtum ist was anderes", sagte die Grünen-Politikerin. Auf welches Fahrgeschäft sich speziell diese Kritik bezog, ist unklar.
Grüne: Darstellungen anderer Kulturen teils diskriminierend
Die Grünen-Fraktion kritisiert auch Bilder, die Menschen aus anderen Kulturen zeigen sollen. Viele dieser gemalten Darstellungen auf dem Frühlingsfest Stuttgart seien diskriminierend.
Hätte die Stadt mehr dagegen unternehmen müssen?
Die Grünen kritisieren außerdem, nach ähnlicher Kritik am Historischen Volksfest habe die Stuttgarter Verwaltung damals zugesagt, auf den Veranstalter zuzugehen. Es sei zugesagt worden, dass in den Verträgen mit den Schaustellerinnen und Schaustellern untersagt werde, mit diskriminierenden Bildern zu werben.
Unterdessen wird ähnliche Kritik aus Mannheim laut, wo Grüne im Gemeinderat ebenfalls fordern, die Stadt müsse derartige Darstellungen auf der Mannheimer Maimess künftig verbieten.
Frauenpolitische Sprecherin der Grünen "verärgert" Kritik an Sex- und Erotik-Bildern an Fahrgeschäften und Buden auf Maimess Mannheim
Abbildungen von Frauen in erotischen Posen, die Besucher der Mannheimer Maimess dazu verleiten sollen, Autoscooter zu fahren oder Süßes zu kaufen. Dagegen regt sich Kritik.