Auf Heimbewohnerinnen und -bewohner kommen enorme Preissteigerungen zu. Die Gründe sind vielfältig: Zu gestiegenen Energiekosten und einer derzeit besonders hohen Inflation kommen für private Pflegeeinrichtungen höhere Lohnkosten, denn sie hatten anders als Heime von karitativen Trägern bisher keine Tarifbindung.
- Hunderte Euro mehr für die Pflege im Monat
- Pflegeheime versuchen zu sparen
- Werden Pflegebedürftige auf die Straße gesetzt?
- Evangelische Heimstiftung fordert Systemwechsel
Hunderte Euro mehr für die Pflege im Monat
"Gute Pflegekräfte brauchen eine faire und anständige Bezahlung", sagt Alexander Flint. Er ist Inhaber des privaten Pflegeheims Kronenhof in Großerlach (Rems-Murr-Kreis). Er habe bisher schon vergleichsweise gut bezahlt, erklärt er, deswegen treffe ihn das Tariftreuegesetz nicht ganz so hart. Doch auch bei ihm steigen die Kosten: Bewohnerinnen und Bewohner müssen 230 Euro pro Monat mehr zahlen. Der Eigenanteil - also das, was unabhängig von der Pflegeversicherung jede und jeder einzelne zahlen muss - steige damit auf 3.300 Euro monatlich.
"Wir haben förmlich explodierende Kosten: beim Thema Energie, beim Thema Personal, bei vielen anderen Themen auch."

Pflegeheime versuchen zu sparen
In anderen Pflegeheimen steigen die Kosten teilweise noch stärker - auf bis zu 4.000 Euro Eigenanteil im Monat, so Schätzungen der Evangelischen Heimstiftung, die für ihre eigenen 100 Pflegeheime in Baden-Württemberg von durchschnittlich 3.600 Euro monatlich im nächsten Jahr ausgeht. Um den Anstieg zumindest etwas zu bremsen, versuchen die Heime gegenzusteuern.
Das Freiburger St. Laurentiushaus investiert beispielsweise 1,3 Millionen Euro in die Umstellung von fossiler Energie auf Nahwärme. "Aus Rücklagen", erklärt Herbert Pieroth. Außerdem werde bei jeder Glühbirne überlegt, ob sie brennen muss. Darüber hinaus werde versucht beim Einkauf zu sparen - angefangen bei Lebensmitteln bis hin zu Putzmitteln.
Werden Pflegebedürftige auf die Straße gesetzt?
Die Einsparungen bei den Sachkosten werden nur bedingt zur Entlastung führen, denn die Personalkosten machen in Pflegeheimen den größten Kostenanteil aus. Pflegeheiminhaber Flint aus Großerlach spricht von 70 Prozent. Und da schlägt jede Lohnerhöhung auf die Gesamtkosten durch - und damit in der Regel auch auf den Eigenanteil.
Diese Kostensteigerung kann sich nicht jeder leisten. Doch was heißt das? Werden pflegebedürftige Menschen auf die Straße gesetzt? "Nein, das machen wir auf keinen Fall", sagt beispielsweise Herbert Pieroth, geschäftsführender Heimleiter des St. Laurentiushauses in Freiburg. Schon jetzt würden viele Heimbewohnerinnen und Heimbewohner Sozialhilfe empfangen. Er geht davon aus, dass die Kosten für die Kommunen nochmals steigen werden, denn Städte und Gemeinden sind letztlich die Sozialhilfeträger.
"Wenn unsere Preise steigen, dann steigen die Sozialhilfeausgaben der Kommunen auch."
Evangelische Heimstiftung fordert Systemwechsel
"Familien, Rentner, Studierende, Geringverdiener: Für alle soll es Entlastungspakete geben", sagt Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung. "Doch die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen hat niemand auf dem Schirm." Es gebe längst eine massive Pflegekrise, weil sich viele Menschen gute Pflege nicht mehr leisten könnten. Er fordert einen Systemwechsel ähnlich wie bei den Krankenkassen und schlägt einen "Sockel-Spitze-Tausch" vor: "Das heißt, die Bewohner bezahlen nur einen fixen Anteil an den pflegebedingten Aufwendungen, den Rest bezahlt die Pflegekasse."
Darüber hinaus fordert die Evangelische Heimstiftung einen Investitionskostenzuschuss zur kurzfristigen Entlastung. Dieser sollte von den Ländern bezahlt werden.

Pflegeheim-Inhaber Alexander Flint aus Großerlach sieht das ähnlich. Dabei blickt er nicht nur auf die aktuelle Situation: "Was kommt nächstes Jahr? Gesteigerte Vorauszahlungen für Energiekosten, gesteigerte Heizkosten, gesteigertes Was-weiß-ich." Und was im dann folgenden Jahr kommen wird, will er heute noch gar nicht wissen.