Durchschnittlich 2.619 Euro im Monat kostet aktuell der Platz in einem Pflegeheim in Baden-Württemberg. Damit nimmt das Land einen Spitzenplatz in Deutschland ein. Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt kosten Pflegeheimplätze im Durchschnitt 1.700 Euro pro Monat. Diese Zahlen gehen aus der Statistik hervor, die der Verband der Ersatzkassen (Vdek) am Mittwoch in Berlin veröffentlicht hat. Danach ist auch der Eigenanteil an der reinen Pflege mit 1.286 Euro (ohne Zuschüsse) in Baden-Württemberg am höchsten in Deutschland.
Kleine Pflegereform der alten Bundesregierung zeigt nur geringe Wirkung
Dabei hatte das Bundesgesundheitsministerium noch unter Jens Spahn (CDU) Entlastungszuschläge für Heimbewohner beschlossen. Diese Zuschläge steigen mit der Dauer der Pflegebedürftigkeit. Der Eigenanteil an der reinen Pflege sollte im ersten Jahr im Heim um fünf Prozent sinken und dann immer weiter auf 70 Prozent im vierten Jahr.
Der Eigenanteil für die reine Pflege ist allerdings seit 1. Januar von durchschnittlich 912 Euro auf 964 Euro am 1. Juli gestiegen. Grund sind gestiegene Kosten für Löhne, Lebenshaltungs- und Energiekosten. Die Zuschüsse verpuffen also teilweise.
vdek: Länder sollen Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen übernehmen
Die Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, sagte am Mittwoch, dass die Entlastung durch die Zuschläge bei gleichzeitig steigenden Pflegekosten vor allem im ersten Jahr nur begrenzt spürbar seien.
Deshalb brauche es dringend eine Lösung für das Problem. Elsner sieht auch die Bundesländer in der Pflicht. Sie sollten die Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen übernehmen. "Das würde die Pflegebedürftigen um durchschnittlich 469 Euro im Monat entlasten."
Arbeitgeberverband Pflege: "Kosten-Tsunami" in der Pflege
Auch der Arbeitgeberverband Pflege, der die umsatzstärksten privaten Pflegeanbieter vertritt, schlägt angesichts der explosionsartig steigenden Kosten Alarm. Präsident Thomas Greiner warnte vor einem wahren "Kosten-Tsunami".
Wenn nichts passiere, so Greiner, blieben die gestiegenen Kosten an den Pflegebedürftigen, ihren Familien und den Kommunen hängen. Greiner fordert deshalb einen Inflationszuschuss des Bundes von 25 Prozent für die gestiegenen Sachkosten wie Unterkunft und Verpflegung. Dies könne auch verhindern, dass immer mehr Pflegebedürftige in die Sozialhilfe abrutschen.