Der Eigenanteil in Pflegeeinnrichtungen wird wegen der Inflation bald steigen. (Foto: dpa Bildfunk, Marijan Murat)

Stark steigende Preise

Sozialverbände: Immer mehr Pflegeheimbewohnern droht die Armut

Stand

Die Kosten für Pflegeheimbewohner in Baden-Württemberg steigen rapide. Die Entlastungszuschläge der Bundesregierung wirken kaum. Sozialverbände schlagen Alarm.

Durchschnittlich 2.619 Euro im Monat kostet aktuell der Platz in einem Pflegeheim in Baden-Württemberg. Damit nimmt das Land einen Spitzenplatz in Deutschland ein. Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt kosten Pflegeheimplätze im Durchschnitt 1.700 Euro pro Monat. Diese Zahlen gehen aus der Statistik hervor, die der Verband der Ersatzkassen (Vdek) am Mittwoch in Berlin veröffentlicht hat. Danach ist auch der Eigenanteil an der reinen Pflege mit 1.286 Euro (ohne Zuschüsse) in Baden-Württemberg am höchsten in Deutschland.

Kleine Pflegereform der alten Bundesregierung zeigt nur geringe Wirkung

Dabei hatte das Bundesgesundheitsministerium noch unter Jens Spahn (CDU) Entlastungszuschläge für Heimbewohner beschlossen. Diese Zuschläge steigen mit der Dauer der Pflegebedürftigkeit. Der Eigenanteil an der reinen Pflege sollte im ersten Jahr im Heim um fünf Prozent sinken und dann immer weiter auf 70 Prozent im vierten Jahr.

Der Eigenanteil für die reine Pflege ist allerdings seit 1. Januar von durchschnittlich 912 Euro auf 964 Euro am 1. Juli gestiegen. Grund sind gestiegene Kosten für Löhne, Lebenshaltungs- und Energiekosten. Die Zuschüsse verpuffen also teilweise.

Seniorin mit Rollator - Bildausschnitt Beine (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Jens Büttner (Symbolbild))
Die Zuzahlungen für die Unterbringung im Pflegeheim sind weiter gestiegen.

vdek: Länder sollen Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen übernehmen

Die Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, sagte am Mittwoch, dass die Entlastung durch die Zuschläge bei gleichzeitig steigenden Pflegekosten vor allem im ersten Jahr nur begrenzt spürbar seien.

"Bei so hohen Eigenanteilen bleibt Pflegebedürftigkeit ein Armutsrisiko."

Deshalb brauche es dringend eine Lösung für das Problem. Elsner sieht auch die Bundesländer in der Pflicht. Sie sollten die Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen übernehmen. "Das würde die Pflegebedürftigen um durchschnittlich 469 Euro im Monat entlasten."

Arbeitgeberverband Pflege: "Kosten-Tsunami" in der Pflege

Auch der Arbeitgeberverband Pflege, der die umsatzstärksten privaten Pflegeanbieter vertritt, schlägt angesichts der explosionsartig steigenden Kosten Alarm. Präsident Thomas Greiner warnte vor einem wahren "Kosten-Tsunami".

"Die Kosten der Altenpflege steigen massiv und irgendjemand muss das bezahlen."

Wenn nichts passiere, so Greiner, blieben die gestiegenen Kosten an den Pflegebedürftigen, ihren Familien und den Kommunen hängen. Greiner fordert deshalb einen Inflationszuschuss des Bundes von 25 Prozent für die gestiegenen Sachkosten wie Unterkunft und Verpflegung. Dies könne auch verhindern, dass immer mehr Pflegebedürftige in die Sozialhilfe abrutschen.

Mehr zu steigenden Kosten für die Pflege

Rheinland-pfalz

Ersatzkassen: Pflegebedürftigkeit bleibt Armutsrisiko Mit diesem Eigenanteil müssen Pflegeheimbewohner in RLP rechnen

Trotz neuer Zuschüsse: Selbst zu zahlende Anteile von Pflegebedürftigen im Heim sind weiter gestiegen. Die Kosten in Rheinland-Pfalz liegen dabei über dem Bundesdurchschnitt.

Absicherung fürs Alter Was tun, wenn die Pflegezusatzversicherung unbezahlbar wird?

Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nur einen Teil der Kosten ab. Eine Zusatzpolice kann die Lücke schließen, doch die Beiträge steigen oft massiv. Ist das zulässig? Gibt es Alternativen?

Marktcheck SWR Fernsehen

Stand
AUTOR/IN
SWR