Die Oberbürgermeister entlang der Gäubahn-Strecke, von Böblingen bis Singen, haben am Dienstag bei der Gäubahn-Konferenz in Böblingen noch einmal ihre größte Sorge vortragen: Sie fürchteten, wegen der Bauarbeiten am Großprojekt Stuttgart 21 und dem künftigen Pfaffensteigtunnel - einer elf Kilometer langen Röhre zwischen Böblingen und dem Flughafen Stuttgart - für Jahre vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgehängt zu werden. "Keine Abbindung ohne Alternative" lautete daher der Slogan der Oberbürgermeister.
Oberbürgermeister zufrieden mit S21-Kompromiss
Mit dem am Montag gefundenen Kompromiss der S21-Projektpartner, sowohl die Panoramabahnstrecke in Stuttgart für einfahrende Gäubahnzüge weiter betreiben zu wollen als auch einen Nordhalt in Stuttgart zu bauen, wenn die Gäubahn über den Pfaffensteigtunnel an den Stuttgarter Bahnkonten angebunden wird, zeigten sich die Oberbürgermeister der Gäubahn-Anrainerkommunen bei dem Treffen mit der Bahn und dem Schienenbeauftragten des Bundes, Michael Theurer (FDP), zufrieden.
"Wir werden endlich gehört. Da tut sich etwas."

Oberbürgermeister begrüßen Finanzzusage des Bundes für die Gäubahn-Sanierung
Die Oberbürgermeister begrüßten, dass es jetzt auch die klare finanzielle Zusage des Bundes für die Sanierung der Bahnstrecke gibt. Die Forderung der Oberbürgermeister, dass die Anbindung an den Hauptbahnhof so lange erhalten bleiben muss, bis eine neue Trassen-Führung fertiggestellt sei, war offenbar beim Bund und der Bahn angekommen. Im Detail deuteten sich jedoch noch viele Konflikte an, etwa über die genaue Streckenführung oder ICE-Haltepunkte in Singen oder Böblingen.
"Wir werden weiter daran arbeiten, Lösungen für die direkte Anbindung der Gäubahn in den Hauptbahnhof zu finden."

Das Ziel bleibe die internationaler Fernverkehrsverbindung Stuttgart-Zürich in den neuen Tiefbahnhof einzubinden, so Theurer. Die verkehrlich optimale Lösung hierfür sei der Pfaffensteigtunnel. "Die Bereitschaft des Bundes für den Ausbau im Rahmen des Deutschlandtakts ist eine einmalige Chance für die Gäu-Neckar-Bodenseebahn", so Theurer weiter.
"Es ist nur die halbe Miete und berücksichtigt in keinster Weise das Problem für die Gäubahnanlieger."
Grundsätzlich begrüßte der Oberbürgermeister von Böblingen, Stefan Belz, dass sich die Projektpartner von Stuttgart 21 auf einen Weiterbetrieb der Panoramastrecke geeinigt haben. Allerdings sei er trotzdem alles andere als zufrieden mit der von den Projektpartnern vorgestellten Lösung, sagte Belz im Vorfeld. Diese sieht vor, dass die Regionalbahnen der Gäubahn über die Panoramastrecke zu einem noch zu bauenden Nordhalt am Stuttgarter Nordbahnhof fahren und dort enden. Das sei für die Gäubahnanlieger inakzeptabel, so Stefan Belz. Sie wären auch mit dieser Lösung weiterhin für mindestens 10 Jahre vom Hauptbahnhof abgekoppelt. Damit sei wenig gewonnen.
Faktencheck und erneute Gäubahn-Konferenz 2023
Belz hofft nun - ebenso wie der Bundesschienenbeauftragte Theurer - auf den anstehenden Faktencheck. Hierbei sollen alle Fakten bezüglich der Panoramastrecke geprüft und ein gemeinsamer Lösungsvorschlag erarbeitet werden. Bis dahin sollten die Anrainerkommunen ihre Fahrplanplanungen koordinieren, um geeignete Umstiege am Flughafen oder in Stuttgart-Vaihingen für die Reisenden in und aus Richtung Süden zu finden, so Theurer.
Zudem riet Theurer allen Beteiligten über Details nicht zu lange zu diskutieren. Denn "Maßnahmen, deren Bau bereits begonnen sei, würden fertig gestellt." So könne man davon ausgehen, dass die Gäubahn bis 2035 durch den Pfaffensteigtunnel fahren, und damit in den Deutschlandtakt eingebunden werde, so der Schienenbeauftragte des Bundes.