Durch die Planänderung sollen manche Züge der Gäubahn über den künftigen Pfaffensteigtunnel nach Stuttgart gelangen - statt wie bisher geplant über das S-Bahn-Netz. Darauf haben sich am Montag bei einem Treffen die S21-Projektpartner - Bahn, Land, Stadt Stuttgart, Region und Flughafen - geeinigt. Dieser neue Tunnel soll fast eine Milliarde Euro kosten. Dafür sollen 270 Millionen aus dem Budget für den Umbau des Bahnknotens und den Bau des neuen Tiefbahnhofs in Stuttgart umgeleitet werden. Das Geld soll in die Erstellung der neuen Röhre zwischen Böblingen und dem Landesflughafen fließen, wie Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Montag in Stuttgart nach der Sitzung des Lenkungskreises zu S21 mitteilte. Der Bund sichere die Finanzierung der weiteren Kosten zu.
Gäubahntunnel soll am Flughafen enden
Die Röhre soll die Gäubahn von Böblingen aus unterirdisch unter den Fildern zum Flughafen führen. Dort soll der Tunnel in den neuen Fernflughafen münden und somit an die Trasse Stuttgart-Ulm angebunden werden. Reisende sollen nach Inbetriebnahme des Gäubahntunnels voraussichtlich ab 2032 vom Flughafenbahnhof weiter in die Stuttgarter Innenstadt zum neuen Tiefbahnhof fahren.
Nordhalt soll kommen - Panoramabahn soll bleiben
Während der Bauzeit des Pfaffensteigtunnels sollen die Gäubahnzüge weiter über die Panorama-Trasse fahren und an einem noch zu bauenden Nordhalt am heutigen Nordbahnhof in Stuttgart enden. Die Panoramastrecke soll auch nach 2032 für den Regionalverkehr und als Ausweichstrecke erhalten bleiben. Bis dahin soll der Tunnel fertig sein. Wann mit dem Bau für den Nordhalt begonnen werden kann, ist noch offen. Und auch wenn der Pfaffensteigtunnel im Bundesverkehrswegeplan in der höchsten Prioritätsstufe ausgewiesen ist, steht auch hier für die Finanzierung ein endgültiger Beschluss des Bundes noch aus.
Landwirte protestieren gegen den neuen Tunnel
Aus Angst um ihre Felder haben Bäuerinnen und Bauern auf der Filderebene bereits mit Dutzenden Traktoren und Landmaschinen gegen den Bau des Pfaffensteigtunnels demonstriert. Sie hätten schon für die ICE-Haupttrasse entlang der Autobahn 8 und Teile des Fildertunnels nach Stuttgart mehr als 36 Hektar landwirtschaftliche Fläche mit besten Böden hergeben müssen, betonen sie vor dem Hintergrund der aktuellen Nahrungsmittelsituation.
Die Umwidmung von 18 Hektar Land habe der S21-Albtunnel bei Kirchheim/Teck gekostet, sagt der 43-jährige Landwirt Martin Gehrung, der die Bauern-Proteste auf den Fildern mitorganisiert. Gehrung baut Gemüse und Getreide in Sichtweite des Flughafens an. Er geht davon aus, dass wenn der Pfaffensteigtunnel für die Gäubahn gebaut würde, weitere 20 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verloren gingen. Die Bahn hingegen weist in ihren Plänen lediglich 6 Hektar aus. Der Planfeststellungsbeschluss für den Gäubahntunnel steht noch aus.