Gewerkschaft fordert mehr Digitalisierung an Schulen

KI und Unterricht: Wie eine Schule in Heidelberg Lernen neu denkt

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Autor/in
Monika Regelin

Eine Schule in Heidelberg hat ein neues digitales Unterrichtszentrum eingerichtet. Dazu gehören unter anderem Tablets und eine sichere Lizenz für eine Künstliche Intelligenz (KI).

Die Waldparkschule im Heidelberger Stadtteil Boxberg ist eine Gemeinschaftsschule mit insgesamt 460 Schülerinnen und Schülern. Durch eine Privatspende in sechsstelliger Höhe hat sie jetzt die Möglichkeit, in Sachen digitale Mediennutzung ganz vorne mitzuspielen - mit einem digitalen Zentrum. Der neue Raum liegt mitten in der Schule und hat zwei große Monitore, Sitznischen für Projektarbeit sowie ein kleines Atrium. Zum digitalen Konzept gehören außerdem dreißig neue Tablet-Computer, ein 3D-Drucker und ein Video-Studio. Mit der Spende hat die Schule auch eine Lizenz für ein sicheres KI-Programm gekauft.

Heidelberg: Mit dem Chatbot europäische Länder kennenlernen

Der Geografieunterricht in der sechsten Klasse sieht jetzt so aus: Der 11-jährige Schüler Yunis hat sich einen Tablet-Computer geschnappt. Darüber schreibt er mit einem Jungen in Tirana, der Hauptstadt von Albanien. Sein Chatpartner heißt Luan. Er ist im selben Alter wie Yunis. Auch er geht um acht Uhr in die Schule und lernt dort Deutsch, Mathe und Albanisch. Das Besondere: Diesen Jungen gibt es nicht wirklich. Luan ist ein Chatbot, den die Lehrer in der Waldparkschule programmiert haben. Ein automatisiertes Computerprogramm, gesteuert durch künstliche Intelligenz.

KI ist ein Roboter, der hergestellt wird, um Fragen zu beantworten und den Kindern zu helfen.

Doch wo bekommt die KI ihre Informationen her? Schritt für Schritt lernen die Sechstklässler, wie Künstliche Intelligenz (KI) funktioniert. Dass man ihr wegen des Datenschutzes zum Beispiel keine allzu privaten Sachen erzählen sollte. Und, dass die Schülerinnen und Schüler immer wieder die Informationen der KI überprüfen müssen. Christine Wietig ist Yunis Klassenlehrerin und kennt die Möglichkeiten der neuen Technik, aber auch ihre Grenzen.

Das Ziel: Verantwortungsvoll und vernünftig mit KI umgehen

Man müsse mit den Schülerinnen und Schülern darüber reden, was die KI könne, sagt die Lehrerin. Dass sie sich manchmal auch Sachen ausdenke, sogar halluziniere. Dass man ihre Quellen kennen und kritisch überprüfen müsse. Die Schülerinnen und Schüler müssten die neue Technik ausprobieren und verstehen, um damit verantwortungsvoll und auch vernünftig umgehen zu können.

Die Schüler Yunis und Jamal mit Tablet im einer Sitzecke im Geografieunterricht
Yunis und Jamal (v.l.n.r.) im Geografieunterricht: Sie schreiben mit einem Chatbot.

Digitalisierung: Schule müsse am Puls der Zeit bleiben

Die Heidelberger Waldparkschule ist eine Gemeinschaftsschule. Ohne die Privatspende könnte man sich die teure sichere KI-Lizenz gar nicht leisten, sagt der Schulleiter, Thilo Engelhardt. Auch die Tablet-Computer, den 3D-Drucker und den neuen digitalen Lernraum mit den großen Monitoren gäbe es nicht.

Es sei aber wichtig, dass die Schule am Puls der Zeit bleibe, so Engelhardt weiter. Das neue Bildungsbarometer habe gezeigt, dass 40 Prozent der Achtklässler digital abgehängt seien und nur rudimentäre Kenntnisse hätten. Schülerinnen und Schüler müssten digitale Kompetenz erlernen.

Es ist wichtig, dass wir unsere Jugendlichen damit in Kontakt bringen, dass sie zukunftsfähig und demokratiefähig bleiben.

KI - manchmal spannender als klassischer Unterricht

Yunis und seine Mitschülerinnen und -schüler finden die neue digitale Spielwiese toll. Am Ende der Geografiestunde haben sie das Gefühl, jemanden in einer europäischen Hauptstadt kennengelernt zu haben. Es mache mehr Spaß, Dinge selbst zu erfragen und nicht einfach nur erklärt zu bekommen, sagt Schüler Jonathan.

Die KI finde er manchmal spannender als die Lehrerin, sagt sein Freund Jakob. Klassenlehrerin Christine Wietig ist deshalb keineswegs beleidigt. Sie freut sich darüber, wie konzentriert und begeistert sich die Elfjährigen mit den von ihr programmierten Chatbots austauschen und dabei jede Menge über Europa und die Menschen vor Ort erfahren. Für die Kinder sei das "superspannend", so die Lehrerin weiter.

Kultusministerium zu Digitalisierung an Schulen in BW

Wie das baden-württembergische Kultusministerium auf SWR-Anfrage mitteilte, sei die Ausstattung der Schulen Aufgabe des Schulträgers, also der Städte und Gemeinden. Klar sei aber, dass digitale Angebote mit Tablets und neue Möbelkonzepte "vielerorts eingerichtet werden". Denn Informatik, KI und Medienbildung sei ein zentrales Element der "aktuellen Bildungsreform an allen weiterführenden Schularten", heißt es vom Ministerium. Dabei werden die Schulträger vom Land unterstützt - etwa mit dem "DigitalPakt Schule" für Digitalisierungsprojekte an Schulen. Der "DigitalPakt Schule" läuft eigentlich Ende 2024 aus. Das Land verhandle aber derzeit mit dem Bund über die Fortsetzung, teilte das Kultusministerium mit.

Gewerkschaft wünscht sich mehr digitale Angebote an Schulen in BW

Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg reiche das nicht aus. "Die Kommunen als Schulträger müssen mehr investieren, die Landesregierung darf sich nicht wegducken und zum Beispiel mehr Qualifizierungsangebote für pädagogische Profis anbieten", teilte Landesvorsitzende der GEW, Monika Stein, schriftlich mit. Die Gewerkschaft fordert außerdem, dass das Land Tools, wie etwa eine KI-Lizenz, zur Verfügung stellt. Dann könne man alle Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg "fit für die KI und die digitale Welt" machen - unabhängig von Privatspenden.

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