Schüler der Realschule Obrigheim erforschen die Geschichte von Vinzenz-Rose

Über 150 Interessierte bei Ausstellungseröffnung

Soll Realschule Obrigheim bald "Vinzenz-Rose-Schule" heißen?

Stand
Autor/in
Friederike Kroitzsch

In Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) engagieren sich Schüler dafür, dass die Realschule in Zukunft "Vinzenz-Rose-Schule" heißt - nach einem Sinto, der den Holocaust überlebte.

Viele Schulen auch in der Region sind nach berühmten Persönlichkeiten benannt, die Realschule in Obrigheim im Neckar-Odenwald-Kreis aber trägt einen vergleichsweise pragmatischen Namen, sie heißt schlicht und ergreifend "Realschule Obrigheim". Geht es nach Obrigheimer Realschülern und ihrem Lehrer Bernhard Edin, könnte sie demnächst umbenannt werden: In Vinzenz-Rose-Schule. Die Schülerinnen und Schüler haben außerdem eine Ausstellung auf die Beine gestellt, die über Rose und das Projekt informiert.

Viele Interessierte und zahlreiche Ehrengäste bei der Eröffnung der Ausstellung

Die Ausstellung ist am Mittwoch eröffnet worden - und über 150 Interessierte kamen. Darunter zahlreiche Ehrengäste wie Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Sandra Boser, Staatssekretärin im baden-württembergischen Kultusministerium sowie Matthias Lautenschläger, Geschäftsführer der Lautenschläger-Stiftung. Die Ausstellung ist bis zum 25. Juli geöffnet, Führungen sind nach Anmeldung möglich.

Schülerinnen und Schüler der Realschule Obrigheim haben die Ausstellung vorbereitet.
Schülerinnen und Schüler der Realschule Obrigheim haben die Ausstellung vorbereitet.

Vinzenz Rose: Vom KZ-Häftling zum Bürgerrechtler

Als Sinto wurde Vinzenz Rose zunächst ins sogenannte Zigeunerlager Auschwitz deportiert, später auch ins KZ Neckarelz. Von dort wurde er täglich zur Zwangsarbeit in den Obrigheimer Gipsstollen gebracht, der nach dem Willen der Nationalsozialisten zur unterirdischen Flugzeugfabrik ausgebaut werden musste. Vinzenz Rose konnte als einziger Häftling aus dem KZ Neckarelz fliehen, gründete später eine Bürgerrechtsbewegung für die Sinti in Westdeutschland, den Vorläufer dessen, was heute der Zentralrat deutscher Sinti und Roma ist.

"Obrigheim ist eine Art Kristallisationspunkt in seiner Geschichte: sie hat hier nicht aufgehört, sie ist hier weitergegangen."

Schüler organisieren Ausstellung über Vinzenz Rose

Selbst in den Pfingstferien waren die Teenager in der Schule, um eine Ausstellung über Vinzenz Rose vorzubereiten. Seit Monaten haben die 15- und 16-jährigen Schülerinnen und Schüler alte Unterlagen und Fotos gesichtet, historische Dokumente und Texte entziffert.

Plakat zur Ausstellung über Vinzenz Rose
Plakat zur Ausstellung über Vinzenz Rose

"Ich finde das superspannend, weil diese Geschichte direkt vor unserer Haustür passiert ist."

Mit der Ausstellung wollen die Schüler auch auf politischer Ebene zur Entscheidungsfindung beitragen. Denn demnächst müssen Schule und die Gemeinde Obrigheim als Schulträger darüber entscheiden, ob die Schule umbenannt wird. Nach dem Wissen von Lehrer Bernhard Edin wäre die Realschule die erste Schule in Deutschland, die den Namen eines Sinto trägt.

Manfred-Lautenschläger-Stiftung befürwortet Umbenennung

Edins Idee wird auch von der Manfred-Lautenschläger-Stiftung unterstützt, die sich für die Belange der Roma und Sinti in Deutschland einsetzt. Vor wenigen Wochen finanzierte die Stiftung den Schülerinnen und Schülern der freiwilligen Geschichts-AG eine Gruppenreise zum Konzentrationslager Auschwitz, in dem Vinzenz Rose inhaftiert war, bevor er ins KZ Neckarelz verschleppt wurde.

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Friederike Kroitzsch

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