Klimaaktivisten der "Letzten Generation" protestieren vor dem Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe mit einem Plakat auf dem steht "Protest muss stören dürfen!".  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Uli Deck)

Anstelle von Klebe-Protesten

Nach Straßenblockaden: "Letzte Generation" plant neue Proteste in BW

Stand

Nach zwei Jahren hatten die Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" ein Ende ihrer Straßenblockaden erklärt. Nun kündigte die Gruppe eine Reihe von Protestversammlungen an - auch in Baden-Württemberg.

Nach der Abkehr von Klebe-Blockaden hat die Aktivistengruppe "Letzte Generation" für nächsten Samstag neue Proteste in zehn Städten angekündigt. Geplant seien "ungehorsame Versammlungen" in Berlin, Bremen, Köln, Leipzig, Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart, Regensburg, München und auf Rügen, teilte die Gruppe am Montag mit. Diese Aktionen sollen demnach mit Menschenmengen Gehwege und Straßen blockieren. Sie sollten "deutlich ungehorsamer" sein als angemeldete Demonstrationen, aber "absolut friedlich". Wie diese Versammlungen genau aussehen sollen und wie lange sie dauern, blieb offen.

Audio herunterladen (3,9 MB | MP3)

Protestaktionen der Gruppe erregen viel Aufmerksamkeit

Die Gruppe hatte vor gut zwei Jahren mit Straßenblockaden begonnen, um auf die Klimakrise hinzuweisen und Gegenmaßnahmen einzufordern. Dabei klebten sich Aktivistinnen und Aktivisten meist auf der Fahrbahn fest, damit sie nicht einfach weggetragen werden konnten. Dazu kamen Proteste in Museen, Stadien, Ministerien. 550 Aktionen zählte allein die Polizei Berlin im vergangenen Jahr. Die Aktionen erregten viel Aufmerksamkeit, aber auch Unmut.

Video herunterladen (38 MB | MP4)

So war im vergangenen Sommer bei einer Straßenblockade der "Letzten Generation" in Mannheim ein Autofahrer ausgerastet und gewalttätig gegenüber den Aktivisten und Aktivistinnen geworden. Vielen Aktivisten und Aktivistinnen wurde wegen Nötigung der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung.

Auch innerhalb der Polizei in Baden-Württemberg scheint die "Letzte Generation" sehr zu polarisieren. So hatte der SWR über einen jungen Polizeibeamten berichtet, der sich bei der "Letzten Generation" für Klimaschutz engagiert hatte und deswegen berufliche Nachteile befürchtete. Zuvor war die Polizei-Hochschule in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) dafür kritisiert worden, Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" zu einer Veranstaltung eingeladen zu haben.

Baden-Württemberg

"Habe großen Respekt für diese Leute" Polizist aus BW: Ich war Aktivist bei der "Letzten Generation"

Ein junger Polizeibeamter aus Baden-Württemberg war bis vor kurzem bei der "Letzten Generation" tätig. Für die Polizei-Gewerkschaft ist das unvereinbar.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Außerdem hatten Mitglieder der "Letzten Generation" eine Polizistin beschuldigt, sie während einer ihrer Klebe-Aktionen in Mannheim und auch danach auf dem Polizeirevier gezielt schikaniert zu haben. Auf einem Video von der Aktion in den sozialen Medien war zu sehen, wie die Polizistin einer auf der Straße festgeklebten Aktivistin Öl über den Kopf kippte.

Video herunterladen (47,2 MB | MP4)

"Letzte Generation" appelliert an den Bundespräsidenten

Ende Januar hatte die "Letzte Generation" ein Ende der Klebe-Proteste angekündigt. Nun wandte sich die Gruppe in einer Pressekonferenz vor dem Schloss Bellevue mit einem Appell an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Dieser solle in einer Rede an die Nation auf die Klimakrise hinweisen und eine Debatte über Sofortmaßnahmen anstoßen, darunter der sofortige Ausstieg aus allen fossilen Energien wie Öl, Kohle und Gas. Steinmeier sei gefordert, "Ehrlichkeit in unsere demokratische Debatte zu bringen". In ihrer Erklärung fordert die Gruppe unter anderem eine Vermögenssteuer zur Finanzierung von Klimaschutz sowie "gerechte Rationierung, die dem Überkonsum der Reichen eine Grenze setzt".

Es sei Zeit, unbequeme Wahrheiten auszusprechen: "Manches, was heute selbstverständlich ist, muss ein Ende finden." Genannt werden in der Erklärung Privatjets und Inlandsflüge sowie eine Verkleinerung der Flug-, Auto- und Chemieindustrie. Sollte nicht umgesteuert werden, sei ein "erneuter Faschismus in Deutschland möglich".

Mehr zur "Letzten Generation"

Baden-Württemberg

"Habe großen Respekt für diese Leute" Polizist aus BW: Ich war Aktivist bei der "Letzten Generation"

Ein junger Polizeibeamter aus Baden-Württemberg war bis vor kurzem bei der "Letzten Generation" tätig. Für die Polizei-Gewerkschaft ist das unvereinbar.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Schwarzwald-Baar-Kreis

"Letzte Generation" in Villingen-Schwenningen Klimaaktivisten bei Polizei-Hochschule: BW-Innenministerium verteidigt Auftritt

Was haben Klimaaktivisten der "Letzten Generation" in einer Polizei-Hochschule zu suchen? Mit dieser Frage setzten sich FDP und AfD auseinander und äußerten Kritik.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Aktiver Widerstand Finanzierung, Ziele, Hintergründe: Das ist die "Letzte Generation"

Die "Letzte Generation" tritt vor allem mit Straßenblockaden in Erscheinung. Welche Ziele verfolgt die Gruppe, wie finanziert sie sich? Antworten und Hintergründe:

Nachrichten, Wetter SWR Aktuell

Mannheim

Straßenblockade der "Letzten Generation" Angriff auf Klimaaktivisten in Mannheim: Polizei nimmt Mann fest

Ein Video der "Letzten Generation" zeigt einen Autofahrer, der die Aktivisten tritt, schlägt und von der Straße zerrt. Die Polizei hat den mutmaßlichen Angreifer festgenommen.

SWR4 BW am Freitag SWR4 Baden-Württemberg

Mannheim

Klima-Aktivistinnen sollen nackt untersucht worden sein "Letzte Generation": Weitere Vorwürfe gegen Mannheimer Polizistin

Bei einem Polizeieinsatz am Samstag in Mannheim hatte eine Polizistin einer Klima-Aktivistin wohl Öl über den Kopf geschüttet. Jetzt erhebt die "Letzte Generation" weitere Vorwürfe.

SWR4 BW am Nachmittag SWR4 Baden-Württemberg

Stand
AUTOR/IN
SWR