Verkehrsschild mit Tempo 100 an einer Straße (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / dpa | Jens_Büttner (Symbolbild))

"Nicht sinnvoll"

Nach EKD-Beschluss zum Tempolimit: Württembergischer Landesbischof lehnt freiwilliges Tempo 100 ab

Stand

Der württembergische Landesbischof Gohl nennt die Selbstverpflichtung der evangelischen Kirche zu einem Tempolimit einen Fehler. Die Kirche dürfe nicht bevormunden.

Der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl fährt nicht freiwillig maximal 100 Kilometer pro Stunde auf der Autobahn. In einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) vom Freitag antwortete er auf die Frage, ob er sich an das Tempolimit für Kirchenleute halte, mit "Nein". Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte bei ihrer Tagung Anfang November ein freiwilliges Tempolimit als Beitrag zum Klimaschutz beschlossen.

EKD-Synode beschließt Tempolimit für kirchliche Dienstfahrten

Die Evangelische Kirche hat sich auf ein freiwilliges Tempolimit bei Dienstfahrten geeinigt. Beschäftigte sollen auf der Autobahn maximal 100 km/h fahren. Der Selbstverpflichtung war eine kontroverse Debatte vorausgegangen.

"Kirche darf nicht als Moralinstitution wahrgenommen werden"

"Diese Selbstverpflichtung war nicht sinnvoll", sagte der Landesbischof. "Solche Vorschriften sind nicht die Aufgabe der Kirche." Die Kirche dürfe nicht in erster Linie als Moralinstitution wahrgenommen werden, die bevormundet. "Da reagieren die Menschen zunehmend allergisch", warnte Gohl.

Ernst-Wilhelm Gohl (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Fährt gerne schneller, als die EKD es will: BW-Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl (Archiv)

Landesbischof nennt Kritik an Klimaaktivisten überzogen

Die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" nahm Gohl in Schutz gegen in seinen Augen unangemessene Kritik. "Es ist völlig abwegig, von einer Klima-RAF zu sprechen", sagte er. "Klimaaktivisten benutzen Kartoffelsuppe für ihre Aktionen, sie kleben sich auf dem Asphalt fest, aber sie morden nicht."

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Aktionen der "Letzten Generation" "kontraproduktiv"

Gleichwohl halte er deren Aktionen für kontraproduktiv: "In der Demokratie geht es darum, Menschen für eine Position zu gewinnen. Ich glaube nicht, dass man viele Menschen damit gewinnt, wenn man Kartoffelsuppe auf ein Kunstwerk schüttet", so Gohl. Im Gegenteil, die "Letzte Generation" erleichtere es jenen, die ohnehin eine andere Meinung verträten, dem Thema der Erderwärmung auszuweichen.

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