Im Einkaufszentrum in der Pforzheimer City weihnachtet es schon sehr: Mehrere Weihnachtsbäume schmücken die Etagen, viel Tannengrün, hunderte von goldfarbenen Christbaumkugeln. WM-Fanartikel dagegen – Fehlanzeige. Auch nicht im Pforzheimer Sportartikelgeschäft von Mario Elsässer. Anders als bei früheren Weltmeisterschaften habe er diesmal lediglich das Deutschland-Trikot im Angebot und das verkaufe sich nur schleppend. Sowas wie WM-Fieber gebe es nicht, sagt er.
Kein Interesse, keine Lust, keine Vorfreude
Zweiter Versuch: Ein Zeitschriftenladen in Pforzheim , normalerweise eine verlässliche Adresse für Fanartikel aller Art. Aber auch hier scheint das Fußball-Großereignis nur eine Nebenrolle zu spielen. Den kleinen Aufsteller mit ein paar Sticker-Alben kann man schon übersehen. Mehr gibt es bei Ladenbetreiber Deniz Mandanioglou nicht. Die Fußball-WM sei uninteressant geworden, sagt er, vielleicht weil die Leute so negativ über Katar redeten.
WM und Adventszeit: Passt das zusammen?
Oder spielt doch eher der Zeitpunkt eine Rolle? Weltmeisterschaft in der Adventszeit – das scheint nicht zu passen. Im Sommer, mutmaßt Mario Elsässer, sei eine WM auch ein Lückenfüller, weil sonst nicht viel laufe. Doch sechs Wochen vor Weihnachten plane doch jeder weihnachtliche Besuche, Geschenke, Weihnachtsfeiern, Skiurlaub. „Die nächsten sechs Wochen hat doch jeder den Terminkalender rappelvoll.“
Fände die WM im Sommer statt und vor allem woanders, dann wäre sie längst dem WM-Fieber verfallen, erzählt eine Passantin. Dann hinge längst der Spielplan an der Wand, erzählt sie, und sie hätte dann auch mit Freunden Public Viewing geplant – natürlich stilecht in schwarz-rot-gold mit Trikot, Fähnchen, Kette und allem, was dazu gehört. Doch das bliebe dieses Jahr alles in der Schublade, erklärt die Frau, aus Prinzip, sagt sie.
Eingefleischte Fans hoffen auf Stimmungsumschwung
Ein Junger Mann hingegen outet sich als WM-Fan. Zwar sei auch er noch nicht im WM-Fieber, doch das komme spätestens beim WM-Finale, da sei er sich sicher. Er freue sich auf die Spiele. Natürlich kenne er die Diskussion um Menschenrechtsverletzungen in Katar. Doch dafür könne die deutsche Nationalelf ja nichts, meint er.
Für Menschen wie ihn hat Lorenz Stiess vor seinem Haushaltswarenladen einen Stand mit Fanartikeln aufgebaut. Große und kleine Flaggen aller teilnehmenden Nationen und manches andere hat er anzubieten. Wie jedes Mal bei Europa - und Weltmeisterschaften. In Pforzheim ist Stiess in diesen Tagen eine Ausnahmeerscheinung. Verkauft hat er am Donnerstag zwar noch nichts, doch er gibt sich optimistisch, dass die Stimmung noch umschlägt. Er selbst freue sich auf die WM, gibt er unumwunden zu.
Fußball-Müdigkeit auch in Karlsruhe
Fragt man in der Karlsruher Innenstadt nach dem WM-Fieber, hört man auch hier viele skeptische Stimmen. "Vom WM-Fieber merke ich noch nichts groß. Ich glaube ich halte mich da dieses Jahr auch ein bisschen zurück, sagt eine Passantin.
"Ich gucke immer gerne Fußball, für mich ändert sich nicht", hält ein anderer Passant dagegen. Meinung hin oder her, am Sonntag ist es soweit. Um 17 Uhr beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft mit dem Spiel Katar gegen Ecuador.