Petition wegen Wasserkosten

Preisschock: Wildberger protestieren gegen teures Trinkwasser

Stand
Autor/in
Cornelia Stenull
Ein Foto von Cornelia Stenull

Nach zwei horrenden Nachzahlungen beim Wasser hat Caroline Schulz aus Wildberg genug. Sie startet eine Petition gegen die "zu hohen" Wasserkosten. Das sagt der Bürgermeister dazu.

Caroline Schulz zahlt in Wildberg im Nordschwarzwald 4,55 Euro für den Kubikmeter Trinkwasser, also pro 1.000 Liter. Damit ist Wildberg (Kreis Calw) zwar nicht die teuerste Kommune in Sachen Wasserpreise in Baden-Württemberg, aber sie ist weit vorne. Der Preis liegt etwa 60 Prozent über dem Durchschnitt. In 17 Gemeinden in Baden-Württemberg ist das Wasser noch teurer.

Das fordert die Petition "Faire Wassergebühren in Wildberg"

Nachdem Caroline Schulz für die Jahre 2023 und 2024 beim Wasser 2.400 und 1.200 Euro nachzahlen musste, war für sie klar: Sie will diese Preise so nicht hinnehmen. Auch in der Facebook-Gruppe von Wildberg mehrten sich die Kommentare über hohe Wasserrechnungen, die gerade verschickt wurden.

Ich dachte, es regen sich so viele auf. Irgendwer muss mal aufstehen und seine Stimme erheben und mal was sagen dazu.

Die Mutter von drei Kindern, die mit ihrer Familie seit zwei Jahren in Wildberg wohnt, startete die Petition "Faire Wassergebühren für Wildberg" - mit Erfolg. Mitte Januar hatten rund 1.800 Menschen die Petition unterschrieben.

Die Forderungen darin:

  • Die Wasser- und Abwassergebühren auf ein faires Niveau senken.
  • Die vollständige Kostenstruktur offenlegen, um Gebühren transparent zu machen.
  • Die Bürgerinnen und Bürger sollen bei Gebührenmodellen mitdiskutieren können.
Flyer für Petition gegen hohe Wasserkosten in Wildberg
Die Petition "Faire Wassergebühren für Wildberg" zeigt: Caroline Schulz will die Preise für frisches Wasser nicht hinnehmen.

Caroline Schulz hofft auf Diskussion über Wasserpreise im Gemeinderat

Von vielen Menschen aus Wildberg und den Nachbargemeinden bekam sie großen Zuspruch - auch über die Facebook-Gruppe. Caroline Schulz hofft darauf, dass das Thema und die Petition im Gemeinderat diskutiert werden. "Ich wünsche mir, dass ein offener Austausch stattfindet - und ehrlich", sagt Schulz.

Inzwischen gibt es von der Stadt eine Stellungnahme zu den Forderungen der Petition. Auf der Website von Wildberg kann diese nachgelesen werden.

Das sagt der Bürgermeister von Wildberg zu den Wasserkosten

Ulrich Bünger (parteilos), Bürgermeister von Wildberg, kann auf der einen Seite nachvollziehen, dass Dinge hinterfragt werden. Den Wasserpreis hält er aber für angemessen und begründet ihn unter anderem mit der großen, kostenintensiven Infrastruktur, die die Gemeinde dafür zur Verfügung stellen muss. Dazu gehören Leitungen, Pumpen oder Aufbereitungs- und Speicheranlagen. Entsprechend schlage sich das in den Wasserkosten nieder.

Laut Bürgermeister kommen auch die Standortfaktoren dazu: Wildberg habe eine schwierige Topografie mit vielen Hügeln, die Wohn- und Gewerbegebiete liegen auf der Höhe. Zudem sei Wildberg eine Flächengemeinde mit rund 57 Quadratkilometern und fünf Stadtteilen, die teilweise 16 Kilometer auseinanderliegen.

Plan des Wasserversorgungsnetzes von Wildberg und Gemeinden.
Das Wasserversorgungsnetz von Wildberg und Gemeinden: Der Standort Wildberg habe laut dessen Bürgermeister eine schwierige Topografie.

Stadt Wildberg investiert in neues Wasserwerk und Leitungen

Dazu komme, dass sich auch Wildberg auf den Klimawandel einstellen müsse, sagt Bünger. Eine Quelle sei bereits am Versiegen. Die Gemeinde müsse sich daher auf Wasserknappheit vorbereiten und in das Leitungsnetz investieren. Beispielsweise werde gerade ein neues Wasserwerk für Wildberg-Gültlingen gebaut, so der Bürgermeister.

Die Kosten von rund sieben Millionen Euro trägt die Stadt nicht alleine, das Land schießt 3,1 Millionen dazu. "Und wenn wir jetzt den Wasserpreis senken würden, dann müssten wir eben andere Einnahmequellen aufmachen, um das wieder ausgleichen zu können", erklärt Bünger.

Wildberg: Bürgermeister Ulrich Bünger und Mitarbeiter stehen vor dem Rohbau des neuen Wasserwerkes
Bürgermeister Ulrich Bünger und Mitarbeiter vor dem Rohbau des neuen Wasserwerkes Wildberg Gültlingen.

Kommunen sind in BW verantwortlich für Wasserversorgung und Preise

Die öffentliche Versorgung mit Trinkwasser in Baden-Württemberg liegt in der Hand der Kommunen. Kommunale Eigenbetriebe sind verantwortlich für die dafür notwendige Infrastuktur. In den Gemeinderäten wird darüber entschieden, wie hoch die Gebühren und Beiträge für Trinkwasser und Abwasser sind, um möglichst kostendeckend zu arbeiten und planen zu können. Die Wassergebühren in Baden-Württemberg steigen kontinuierlich.

Wie setzt sich der Preis für Trinkwasser zusammen? Ein Überblick:

Wasserkosten: Große Unterschiede beim Trinkwasser in BW

Die Unterschiede bei den Wasserkosten in Baden-Württemberg sind deutlich. Am günstigsten war das Trinkwasser im vergangenen Jahr in Ebersbach-Musbach (Kreis Ravensburg), dort kostete der Kubikmeter 0,64 Euro. Am teuersten war es mit 5,69 Euro in Mahlstetten (Landkreis Tuttlingen). Die Stadt Wildberg liegt mit 4,55 Euro im oberen Bereich.

Wasserpreise in Wildberg zu hoch? Wie geht es weiter?

Auch wenn über die Petition im Wildberger Gemeinderat diskutiert werden sollte - die Wasserkosten bleiben erst mal hoch. Für die, die ihre Kosten senken wollen, bleibt nur Sparen beim Wasserverbrauch. Das hat auch Familie Schulz gemacht.

Nach dem Schock über die Nachzahlungsbescheide hat sie ihren Wasserverbrauch deutlich reduziert - so gut es geht: Baden in der Badewanne ist gestrichen, ebenso der Pool für die Kinder im Garten. Den größten Wasserverbrauch hat die Familie beim Wäschewaschen. Bei drei Kindern laufe die Maschine zwei Mal am Tag, erklärt Caroline Schulz.

Ihre Petition hat ein Verwaltungsverfahren angestoßen, das jetzt im Hintergrund läuft. Irgendwann beschäftigt sich der Petitionsausschuss im baden-württembergischen Landtag damit. Was dabei für die Wildberger rauskommt, ist aber noch nicht klar.

Ich muss täglich zehn Fläschchen abspülen, mir bleibt nichts anderes übrig. Genauso wie Wäsche waschen und Duschen. Man kann es ja nicht einfach sein lassen.

Caroline Schulz räumt die Waschmaschine ein. Sie hat eine Petition gegen hohe Wasserkosten in Wildberg gestartet
Bei Familie Schulz läuft die Waschmaschine zwei Mal am Tag und verbraucht entsprechend viel Wasser.
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