Deutschlandticket (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | David Young)

Die Revolution im Nahverkehr

Deutschlandticket: Verkehrsverbünde in Karlsruhe und Pforzheim rechnen mit mehr Fahrgästen

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Heiner Kunold

Mit der Einführung des Deutschlandtickets für 49 Euro rechnen die Verkehrsverbünde in Karlsruhe und Pforzheim mit Fahrgastzuwächsen von bis zu 20 Prozent.

Am 3. April beginnt der bundesweite digitale Vorverkauf für das 49-Euro-Ticket. Das 9-Euro-Ticket hat es vorgemacht: Günstigerer Nahverkehr für jedermann kann funktionieren und wird angenommen. Aber während das 9-Euro-Ticket noch eine politische und zeitlich begrenzte Goodwill-Aktion der Bundesregierung war, kommen jetzt dauerhaft niedrigere Fahrpreise im Öffentlichen Nahverkehr.

Deutschlandweit über Verbundgrenzen hinweg

KVV-Geschäftsführer Alexander Pischon findet das Ticket gut und begrüßt die Vereinfachung: Denn mit dem Deutschlandticket kann jeder Fahrgast auch über Verbundgrenzen hinweg deutschlandweit reisen, soweit er regionale Verkehrsmittel benutzt. Für Vielnutzer sei dies eine großartige Verbesserung, so der KVV-Chef.

Für die meisten wird es deutlich günstiger

Im Karlsruher Verkehrsverbund werden jetzt schon sämtliche Abo-Karten auf das Deutschlandticket umgestellt, denn so gut wie alle Abos im KVV sind teurer als das 49-Euro-Ticket. Oder anders: Für rund 80 Prozent aller Bus- und Bahnnutzer im Großraum Karlsruhe sinken die Fahrpreise um bis zu 50 Prozent.

Mehr Menschen unterwegs in Bussen und Bahnen

Deshalb geht der KVV auch von bis zu 20 Prozent mehr Kunden aus. Der Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis, VPE, ist vorsichtiger in seinen Prognosen. Dort rechnet der Geschäftsführer Axel Hofsäß bis Jahresende mit Zuwächsen bei den Fahrgastzahlen von etwa zehn Prozent.

"Die Busse und Bahnen, zumal in Hauptverkehrszeiten, werden wieder voller werden."

Das unterstreicht auch sein Karlsruher Kollege Alexander Pischon, Geschäftsführer des Karlsruher Verkehrsverbund. Der hofft, mit den erneuten Steigerungen die Corona-Delle ausgleichen zu können. Denn in den Karlsruher Straßen- und Stadtbahnen waren vor Corona deutlich mehr Menschen im Verbundgebiet unterwegs.

Deutschlandweit nicht alles gleich beim Deutschlandticket

Das System 49-Euro-Ticket habe aber auch noch ein paar Kinderkrankheiten, betont der KVV-Chef. So gebe es zum Beispiel bei Themen wie der Fahrradmitnahme oder Partnertickets in den Verkehrsverbünden bundesweit noch Unterschiede. Der VCD im Enzkreis etwa kritisiert, dass hier jeder Abo-Kunde selbst aktiv werden muss, wenn er ein Deutschlandticket haben möchte.

Verwirrung um digitale Form des Tickets

Auch in der Frage eines digitalen Tickets gibt es zunächst noch Übergangslösungen. So erhalten die Abo-Kunden des KVV zunächst Plastikkarten, die sie zum Jahresende dann gegen Chipkarten umtauschen müssen, weil das die bundesweite Regelung sein wird. Alle Kunden, die ab kommenden Montag ihre Tickets digital lösen, erhalten über die App, zum Beispiel beim KVV, auch ein Ticket auf ihrem Smartphone und brauchen keine Plastikkarte mehr. Um die Verwirrung komplett zu machen, können aber auch alle Plastikkartenbesitzer voraussichtlich ab Mai ihre Karte gegen ein digitales Ticket eintauschen.

Wer zahlt langfristig die Defizite?

Unzufrieden ist KVV-Geschäftsführer Pischon beispielsweise mit der Frage der Finanzierung. Sein Verbund rechnet pro Jahr mit Defiziten von mindestens 20 Millionen Euro durch die verbilligten Fahrkarten. Für das laufende Jahr sei die Finanzierung gesichert. Auch ein darüber hinaus mögliches Defizit werde von Bund und Land getragen. Aber schon die Folgefinanzierung 2024 stehe noch auf sehr unsicheren Beinen und von der EU fehle auch noch die endgültige Genehmigung, so Alexander Pischon.

Sparmaßnahmen im Fahrplan und bei Bauprojekten könnten die Folgen sein

Was dem KVV-Chef richtig Sorgen macht, ist die Frage, wie es finanziell grundsätzlich weiter gehen soll: Das 49-Euro-Ticket sei vor allem kundenfreundlich. Aber deshalb erhielten die Verbünde ja nicht grundsätzlich mehr Geld, beispielsweise für Infrastrukturmaßnahmen. Pischon verweist auf steigende Personal- und Energiekosten. Wenn hier nicht nachgebessert werde, könne es passieren, das Takte ausgedünnt und Neubauprojekte verschoben werden müssten, weil das Geld fehle. 

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