Wie können die Anwohner und Nachbarn in Baiersbronn oder in Forbach in die geplante Nationalparkerweiterung Schwarzwald einbezogen werden? Darüber hat sich die Nationalparkverwaltung am Freitagnachmittag in Baiersbronn-Schönmünzach mit zahlreichen interessierten Bürgern ausgetauscht. Der Saal des Kurhauses war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Landesregierung hatte nach dem Kabinettsbeschluss im vergangenen Oktober über die Zusammenlegung der beiden Nationalparkteile einen intensiven Bürgerdialog versprochen. Dafür fiel am Freitag der offizielle Startschuss.
Umweltministerin Walker: "Der Wald soll frei zugänglich bleiben"
Und Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) kam mit festen Zusagen aus Stuttgart: Weil immer wieder die Befürchtung von Anwohnern geäußert worden war, sie könnten im erweiterten Nationalpark quasi „eingesperrt“ werden und dürften den Wald nicht mehr betreten, betonte Walker bei ihrem Besuch in Baiersbronn: "Der Wald wird frei zugänglich bleiben, Beeren sammeln und Holzlagerung bleiben möglich." Diese Versprechen richteten sich vor allem an die Adresse von betroffenen Anwohnern im Langenbach- und Schönmünztal und in Erbersbronn.
Streit jetzt beendet? Anliegergemeinden segnen Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald ab
Es könnte der lang erhoffte Durchbruch sein: Die Anliegerkommunen haben am Montag die geplante Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald abgesegnet. Die Details fehlen noch.
Verwaltung des Nationalparks Schwarzwald bietet Gespräche an
Neben den Zusagen aus dem Umweltministerium will die Nationalparkverwaltung in den kommenden Wochen und Monaten intensive Gesprächsmöglichkeiten für Anwohner anbieten. So soll es regelmäßige Wanderungen und Sprechstunden in den Erweiterungsgebieten geben, versprach Nationalparkchef Wolfgang Schlund. Auch die Gemeinderäte in umliegenden Gemeinden will die Nationalparkführung besuchen, um dort Rede und Antwort zu stehen.
Bei der Infoveranstaltung in Schönmünzach am Freitagnachmittag wurde vor allem eines deutlich: Es gibt nach wie vor große Vorbehalte bei den Anwohnern gegen die geplante Nationalparkerweiterung. Bürgermeister Michael Ruf (CDU) aus Baiersbronn bedankte sich für den Besuch der Ministerin, merkte aber auch an, dass man verlässliche Vereinbarungen brauche und nicht die Katze im Sack kaufen wolle. Sein Amtskollege Robert Stiebler (parteilos) aus dem Nachbarort Forbach merkte an: in den vergangenen Jahren sei gerade im Umgang mit der Bevölkerung viel Porzellan zerschlagen worden. Das dürfe sich nicht wiederholen.
Infrastruktur soll erhalten bleiben
Kritiker hatten der grün-geführten Landesregierung seit Jahren vorgeworfen, sie nehme zu wenig Rücksicht auf die Anwohner und gehe nicht auf deren Bedürfnisse und Sorgen ein. Umweltministerin Walker konterte bei ihrem Besuch: "Wir sichern zu, dass die bestehende Infrastruktur erhalten bleibt und weiterentwickelt wird. Auch wird Brennholz für die örtliche Bevölkerung zu den marktüblichen Preisen verfügbar bleiben. Und es wird ein Konzept zum Schutz der Angrenzer vor Waldbrand und Hochwasser erstellt."
Möglicherweise beruhigt das die Anwohner wenigstens teilweise. Die regionalen Nationalpark-Kritiker und Gegner der geplanten Erweiterung werden sich mit solchen Zusagen aus dem grünen Umweltministerium eher nicht zufriedengeben.
Borkenkäfer bleibt Streitpunkt bei Kritikern
Seit der Gründung des Nationalparks wird über die Gefahr einer massenhaften Vermehrung von Borkenkäfern und die damit verbundene Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung über die Nationalparkgrenzen hinaus diskutiert. Einen Beleg für eine solche Ausbreitung des Schädlings aus dem Park heraus hat es seit seiner Gründung nicht gegeben. Trotzdem wird der Punkt von Gegnern immer wieder aufgegriffen.
Zuletzt von einer Gruppe von Gegnern der Nationalparkerweiterung, die offenbar der CDU nahe steht. Die "IG Nachhaltig leben mit dem Nationalpark" zieht gar Vergleiche zu Borkenkäferentwicklungen im Harz oder in der Eifel und warnt vor "Quadratkilometer großen, kahlgefressenen Wäldern", sowie vor einer Gefährdung angrenzender Waldbestände.
Kritiker fordern: Erweiterung nicht zustimmen
Die Interessengemeinschaft, laut dpa ein Zusammenschluss von Politikern aus Anrainerkommunen, Vertretern der Forstbranche und einer lokalen Bürgerinitiative, vertritt die Auffassung, dass großflächige Waldstilllegungen wie bei der Nationalparkerweiterung, ökologisch nicht vertretbar seien. Ähnliche Argumente waren zuletzt immer wieder aus dem CDU-geführten Landwirtschaftsministerium gehört worden. Sie werden allerdings von Experten und Umweltschützern infrage gestellt. In einer Pressemitteilung fordert die Interessengemeinschaft die kommunalen Politiker im Nationalparkrat auf, einer Erweiterung nicht zuzustimmen.
Nationalparkrat tagt Ende Januar
Die nächste Sitzung des Nationalparkrats könnte also spannend werden. Der tagt Ende Januar und wird dann über die Erweiterung und über die Gebietsabgrenzung zu den von Forst BW bewirtschafteten Pufferzonen entscheiden. Außerdem geht es um erste "Leitplanken" für die Bevölkerung im Erweiterungsgebiet. Mit ihren Versprechen hat Umweltministerin Walker am Freitag die Marschroute vorgegeben.