Am Karlsruher Landgericht hat der Prozess gegen einen mutmaßlichen Salafisten aus Freiburg begonnen. (Foto: SWR, Ines Kunze)

Hat er einen Mann radikalisiert?

Mutmaßlicher Salafist weist vor Gericht Vorwürfe von sich

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Laura Bisch
Laura Bisch, Reporterin und Redakteurin im SWR Studio Karlsruhe (Foto: SWR, SWR)
Ines Kunze
Ines Kunze (Foto: SWR)

Einem mutmaßlichen Salafisten wird die Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vorgeworfen. Vor Gericht bestreitet er einen Großteil der Vorwürfe.

Am Karlsruher Landgericht hat am Montag der Prozess gegen ein mutmaßliches Mitglied der Freiburger Salafisten-Szene begonnen. Zum Auftakt wies der Angeklagte die meisten Vorwürfe von sich: Ihm sei großes Unrecht angetan worden und in der Anklage erkenne er sich überhaupt nicht wieder, sagte er. Ansonsten machte er keine Angaben.

Angeworbener soll psychisch labil gewesen sein

Dem Angeklagten wird vorgeworfen, 2014 Teil der Freiburger Salafisten-Szene gewesen zu sein. Er soll damals den Entschluss gefasst haben, einen anderen Mann an den sogenannten Dschihad heranzuführen - entweder als Kämpfer oder als Selbstmordattentäter. Der Angeklagte habe dem Mann Propaganda-Videos gezeigt, ihn in Trainings körperlich auf den Kampf vorbereitet und schließlich die Ausreise organisiert, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Als Beweismittel wurden vor Gericht Propaganda-Videos der Organisation Islamischer Staat (IS) gezeigt, die den Mann zeigen sollen, der von dem Angeklagten in Freiburg rekrutiert wurde.

Laut Anklage war der Angeworbene psychisch labil und wäre ohne die Unterstützung des Angeklagten weder finanziell noch intellektuell in der Lage gewesen, sich der Organisation IS anzuschließen. Im laufenden Prozess soll geklärt werden, welchen Einfluss der Angeklagte genau auf den Mann hatte.

SWR-Reporterin Ines Kunze über den Prozess:

Mutmaßlicher Salafist soll Mann bei Radikalisierung unterstützt haben

Im konkreten Fall soll der radikalisierte Mann durch die finanzielle und organisatorische Unterstützung des mutmaßlichen Salafisten im Herbst 2014 in das syrisch-irakische Krisengebiet gelangt sein. Dort soll er sich dem sogenannten IS oder einer anderen jihadistischen Gruppierung angeschlossen haben. Im Krisengebiet soll der Mann in den Besitz einer Handfeuerwaffe und Sprengstoff gekommen sein. Auch soll er den Umgang mit einer solchen Waffe sowie die Durchführung eines Sprengstoffanschlages erlernt haben.

So geht es weiter

Für die nächsten Prozesstage wurden einige Zeugen geladen und es müssen noch einige Beweisdokumente übersetzt werden. Entscheidend im Prozess wird unter anderem sein, wie sehr man beweisen kann, dass der Rekrutierte wirklich fest entschlossen war, in den IS-Terror einzusteigen. Und ob es wirklich das Geld des Angeklagten war, mit dem er Waffen gekauft hat.

Als Dschihad wird unter anderem der militärische Kampf religiöser Extremisten bezeichnet.