Dunkler Weg mit Grün drumherum - am Rande steht eine Straßenleuchte mit insektenfreundlicher LED Lampe in Karlsruhe (Foto: Pressestelle, Regierungspräsidium Karlsruhe)

Erste Ergebnisse zu Forschungsprojekt

Insektenfreundliche Beleuchtung in Karlsruhe getestet

Stand
AUTOR/IN
Fabiola Germer
Ein Bild von Fabiola Germer (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Seit 2020 untersucht das Regierungspräsidium Karlsruhe unter anderem in Karlsruhe und Freudenstadt, wie Beleuchtung insektenfreundlicher werden kann. Nun gibt es erste Ergebnisse.

Straßenlaternen, beleuchtete Schaufenster oder Fassadenstrahler: Was für uns Menschen schön aussieht, kann für Insekten und Fledermäuse tödlich sein. Sie werden von künstlichem Licht regelrecht angezogen, schwirren um das Leuchtobjekt solange herum, bis sie vor Erschöpfung sterben. Im Projekt "NaturLicht" des Regierungspräsidiums Karlsruhe zeigen genau ausgerichtete LED-Lampen, wie Insekten besser geschützt werden können.

Etwa 50 Prozent weniger Insekten sterben

Erste Erkenntnisse des Regierungspräsidiums Karlsruhe zeigen, dass in allen drei Untersuchungsgebieten durch insektenfreundlichere Lampen etwa 50 Prozent weniger Insekten sterben als bei herkömmlichen Straßenlaternen.

Ausrichtung der LED-Lampen ist wichtig

Wichtig ist dabei die Ausrichtung der Lampe, sagt Projektleiterin Juliane Körner. Bei dem Projekt wurden neue LED-Lampen genutzt, die so ausgerichtet sind, dass sie beispielsweise nur bestimmte Bereiche einer Straße ausleuchten und nicht mehr großflächig in alle Richtungen strahlen. Grünflächen können so ausgespart werden, erklärt Juliane Körner.

"Wir vermeiden mit den Leuchten, dass die Insekten stark vom Licht angezogen werden."

Um zu überprüfen, wie viele Insekten von den neuen und insektenfreundlicheren Lampen im Vergleich zu herkömmlichen Leuchten angezogen werden und sterben, wurden Insektenfallen an Laternenmasten aufgehängt. Es habe sich gezeigt, dass an Laternen mit LED-Lampen deutlich weniger Insekten zu finden waren als bei umliegenden herkömmlichen Straßenlaternen.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe untersucht, wie wie Beleuchtung insektenfreundlicher werden kann. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Stefan Puchner)
Das Regierungspräsidium Karlsruhe untersucht, wie Beleuchtung insektenfreundlicher werden kann.

Abschirmung und Lichtfarbe wirken auf Insekten

Die Projektleiterin Juliane Körner bezeichnet das Projekt als "sehr großen Erfolg." Man habe erst an einer Stellschraube, nämlich an der Abschirmung des Lichts, etwas verändert. Es gebe noch einige weitere Möglichkeiten, an denen man noch zusätzlich arbeiten könne - zum Beispiel die Lichtfarbe. Ein bernsteinfarbenes Licht könne einen noch größeren Erfolg zeigen, so Körner. Auch die Lichtstärke sei eine Stellschraube, an der man noch drehen könne.

"Es gibt Lösungen! Auch Gute und Einfache."

Erkenntnisse sollen auch für andere Kommunen aufbereitet werden

Die erworbenen Erkenntnisse und Daten müssten nach der offiziellen Versuchsphase Ende Oktober aufbereitet und zusammengefasst werden, erklärt Körner. Dann könnten Handlungsempfehlungen an andere Kommunen in ganz Baden-Württemberg weitergegeben werden, um künftig eine insektenfreundliche Stadtbeleuchtung zu haben.

Gesetz schreibt überall insektenfreundliche Beleuchtung bis 2030 vor

Zudem stehen die Kommunen aber auch vom Gesetz her unter Zugzwang, sagt Körner. Seit 2021 schreibt das baden-württembergische Naturschutzgesetz vor, dass bei Neubau, Um- und Nachrüstungen eine insektenfreundlichere Beleuchtung eingesetzt werden muss. Bis 2030 müssen laut Gesetz alle Beleuchtungsanlagen umgerüstet sein, erklärt Juliane Körner.

"Wir wollen diese Handlung anstoßen, vereinfachen und Ansprechpartner sein."

Projekt "NaturLicht" gibt es seit 2020

"NaturLicht" ist Teil des landesweiten Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg und wurde 2020 ins Leben gerufen. Im Projekt-Zeitraum stehen laut Regierungspräsidium 440.000 Euro zur Verfügung.

Umwelt Lichtverschmutzung – Wie Tiere unter hellen Nächten leiden

Nächtliche Beleuchtung irritiert Mäuse und Fledermäuse, Vögel fangen zu früh zu singen an. Insekten umschwirren Straßenlampen und fallen erschöpft hinein. Doch die Lichtverschmutzung nimmt zu.

SWR2 Wissen SWR2