Mitten in einem Feld in Königsbach-Stein (Enzkreis) mit meterhohem, gelb blühendem Senf steht am Dienstag ein schwarzer Jeep. Es ist ein Spezialfahrzeug mit einer integrierten Bohreinrichtung. 90 Zentimeter tief wird damit eine Metallstange in den Boden gestoßen, Erdklumpen werden abgekratzt, verpackt. Später sollen sie im Labor untersucht werden.
Zu viel Nitrat im Wasser kann Gesundheit schädigen
Der Acker liegt in einem Wasserschutzgebiet, aus dem Trinkwasser gewonnen wird, und wird daher regelmäßig kontrolliert. Wenn in solchen Gebieten zu viel Nitrat ins Grundwasser gelangt, kann das Folgen haben: Nach Angaben des Landwirtschaftsamts im Landratsamt Enzkreis ist der Stoff an sich nicht gefährlich.
Aber wenn Menschen Nitrat über das Trinkwasser aufnehmen, könne es im Körper zu Nitrit umgewandelt werden, so das Landwirtschaftsamt. Und das könne bei Babys die Sauerstoffaufnahme im Blut hemmen. Im schlimmsten Fall könne dies zum Erstickungstod führen. Bei Erwachsenen könnten sich durch zu viel Nitrat krebserregende Verbindungen im Körper bilden.
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Sechs "Nitrat-Problemgebiete" im Enzkreis
Von mehr als 340 Feldern im Enzkreis werden derzeit Proben genommen. Von den 33 Wasserschutzgebieten im Landkreis sind sechs als "Nitrat-Problemgebiete" eingestuft. Sie weisen einen erhöhten Wert auf, liegen aber immer noch unter dem erlaubten Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter.
Nitrat gelangt oft durch die Landwirtschaft ins Grundwasser. Mal ist es stickstoffhaltiger Dünger, der auf den Feldern eingesetzt wird. Mal sind es eine ungünstige Witterung, die Art der Bodenbearbeitung oder die natürliche Beschaffenheit des Bodens.
Werden die Nitratwerte in Wasserschutzgebieten überschritten, gibt es Auflagen für die Landwirte. In "Problemgebieten" dürfen sie dann zum Beispiel den Boden nach bestimmten Kulturen wie Raps oder Mais nicht pflügen. Um die Nitratmenge zu vermindern, können auch "Zwischenfrüchte" zwischen zwei Hauptkulturen helfen, die dem Boden Stickstoff entziehen. So wie der Senf auf dem Feld in Königsbach-Stein.
Wegen Maßnahmen weniger Belastung durch Nitrat
Die regelmäßigen Proben zeigen laut Landwirtschaftsamt Erfolge: Seit den 90er-Jahren sei die Nitratbelastung des Grundwassers in Baden-Württemberg gesunken - zwischen 1994 und 2011 um rund 26 Prozent. Im Enzkreis gibt es heute demnach zum Beispiel keine "Sanierungsgebiete", also Regionen, wo der zulässige Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten wird. Geht es nach den Behörden, soll das auch so bleiben.