Auf dem Gelände der Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) in Karlsruhe herrscht derzeit Hochbetrieb. Die Raffinerieanlagen werden auf Herz und Nieren geprüft.
Wie der Hubschrauber-Einsatz ablief, sehen Sie in diesem Video:
Umfangreiche Arbeiten in der MiRO in Karlsruhe
Mehrere Wochen lang stehen zahlreiche Arbeiten an. Unter anderem werden mehrere Öfen erneuert und mehrere hundert Behälter, Wärmetauscher, Armaturen und Regeleinrichtungen überprüft. Außerdem werden Reparatur- und Reinigungsarbeiten durchgeführt. Alle sechs Jahre werden die Anlagen überprüft und gewartet. Ziel ist es, den sicheren Betrieb zu gewährleisten und die Anlagen für die nächsten Jahre fit zu machen.
Spezialhubschrauber bei der MiRO im Einsatz
Bei den Arbeiten wurde auch ein Spezial-Hubschrauber eingesetzt. Er transportierte an einem rund 30 Meter langen Seil eine rund zwei Tonnen schwere Halterung für eine Hebebühne. Die Halterung wurde auf einen knapp 200 Meter hohen Kamin gesetzt. Daran soll eine Hebebühne befestigt werden, mit deren Hilfe der Kamin innen erneuert wird.
Die TÜV-Großinspektion im Werkteil 2 läuft seit 8. April. Insgesamt 25 Prozessanlagen stehen bis Anfang Mai still und werden genau geprüft. Sie wurden seit Ostern für den planmäßigen sogenannten "Turnaround 2024" schrittweise heruntergefahren. Werkteil 1 läuft weiter im Normalbetrieb. Während des Stillstandes stehe etwas weniger als die Hälfte der Kapazität bei der MiRO zur Verfügung, so der Technische Geschäftsführer Andreas Krobjilowski.
Über 100 Tonnen schwerer Stahlbehälter muss ausgetauscht werden
Größte Einzelmaßnahme ist der Austausch einer rund 30 Meter hohen sogenannten Kolonne in einer Gasölentschwefelungsanlage - ein über 100 Tonnen schwerer Stahlbehälter mit Einbauten. Die Kolonne wird in zwei Teile zerlegt, ausgehoben und anschließend wieder eingebaut.
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Erdöl und die daraus gewonnenen Derivate und Baustoffe stecken in vielen Produkten drin – auch in manchen, in denen wir es wohl nicht vermuten.
Die Kosten für die Instandhaltungsmaßnahmen liegen laut MiRO bei rund 90 Millionen Euro. Bei dem Stillstand gehe es aber auch um mehr als einen "Herz-Nieren-Check". In Projekte rund um die Produktion werden 14 Millionen Euro investiert. Der "Turnaround 2024" wurde im Vorfeld jahrelang geplant.
MiRO Großinspektion kann auch Auswirkungen auf den Verkehr haben
Zur Entlastung im Berufsverkehr wird wieder das Bedarfstor 3 mit eigener Zufahrt über die B36 geöffnet. Insbesondere zum Schichtwechsel um 6 Uhr und um 18 Uhr sei im Bereich der Raffinerie mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen zu rechnen, so das Unternehmen. Auch zusätzliche Parkplätze wurden eingerichtet.
Anfang Mai sollen die Anlagen im Werkteil 2 wieder in Betrieb genommen werden. Dann könnte laut MiRO möglicherweise ein Feuerschein zu sehen sein. Dabei werden über so genannte Fackeln Gase verbrannt, die in der weiteren Umgebung sichtbar und hörbar sein können. Die Anwohner werden um Verständnis gebeten.
2.400 zusätzliche Mitarbeiter im Einsatz
Neben zahlreichen MiRO-Mitarbeitenden sind zusätzlich rund 2.400 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Fremdfirmen im Einsatz. Die MiRO spricht von rund einer Million Arbeitsstunden, die für den "Turnaround 2024" geleistet werden müssen.
Um die Herausforderung zu meistern, gibt es zwei "Stillstandszentren". Dafür wurden Container aufgestellt, in denen zum Beispiel Büros und Besprechungsräume eingerichtet wurden. Außerdem wurde ein Großzelt aufgebaut, in dem 700 Personen gleichzeitig verpflegt werden können. Sicherheit habe oberste Priorität, so Andreas Krobjilowski. Ein Sicherheitskonzept soll Unfälle während der Arbeiten verhindern.
Jeder dritte Liter Benzin in Deutschland aus Karlsruhe
Die MiRO in Karlsruhe ist nach eigenen Angaben die größte Raffinerie Deutschlands. Hier wird unter anderem jeder dritte Liter Benzin und jeder achte Liter Diesel in Deutschland produziert. Rund 15 Millionen Tonnen Rohöl werden laut MiRO jährlich in Karlsruhe verarbeitet. Das seien rund 15 Prozent der deutschen Raffineriekapazitäten.