In der Christrosen-Gärtnerei in Illingen im Enzkreis ist grade Hochsaison: Hier konzentriert sich alles auf die Wochen vor Weihnachten. Ganz konkret: auf die Zeit zwischen dem 1. Advent und Weihnachten. Denn zu dieser Zeit haben Christrosen Hochkonjunktur.
SWR-Reporterin Laura Bisch über den Weihnachtsstress in der Christrosen-Gärtnerei:
Denn die Christrose ist eine Winterblume - viele Konsumenten verbinden sie mit der Weihnachtszeit. Bauern stellten sie früher sogar vor ihren Türen ab, um böse Geister zu vertreiben. Die Superkraft der Christrose: Sie kann auch bei frostigen Temperaturen blühen.
Temperatur, Feuchtigkeit: Die Christrose hat Anspruch
Für Gärtnerei-Inhaber Manfred Geywitz und sein Team birgt das aber auch besondere Herausforderungen. Denn der Blühzeitpunkt der Christrosen muss genau auf diese Zeit fallen, damit die Blüten der weißen Blume aufgehen und bis Weihnachten schön bleiben.
Damit es dazu kommt, müssen einige Kriterien erfüllt sein: Etwa die Temperatur muss stimmen. Acht Grad seien perfekt, erklärt Inhaber Geywitz. Außerdem dürfe es nicht zu feucht sein, dann bekomme man schnell Probleme mit Pilzen im Boden oder an den Blüten. Und auch Wurzelschädlinge beschäftigen den Betrieb immer wieder. Wenn die zuschlagen, kann das laut Geywitz verheerende Folgen haben:
Um die Temperatur zu regulieren, lüfte man heutzutage vor allem, erklärt Geywitz weiter. Die Methode, mit Kühlschläuchen nachzuhelfen, habe sich für den Betrieb in Illingen nicht bewährt - unter anderem, weil die Kosten zu hoch waren. Da nehme man als Betrieb lieber einen gewissen Ausfall in Kauf. Das gehe laut Geywitz aber nur bis zu einem gewissen Grad:
SWR1 Gartentipp Christrosen: Farbenfrohe Überlebenskünstler im Winter
Die Christrose bringt nicht nur Farbe in die triste Jahreszeit, sondern ist extrem robust und winterhart, weiß SWR1 Gartenexpertin Natalie Bauer.
Klimawandel macht Christrosen zu schaffen
Der größte Gegner der Schnitt-Christrose, wie sie in Illingen zu Tausenden angepflanzt wird, sind laut Manfred Geywitz aber die wärmeren Winter. "Das Klima hat uns dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht", erzählt Geywitz. So habe man den ersten Frost sehr spät gehabt - dann fehle der Christrose der Blühimpuls, bemängelt Manfred Geywitz. Der sei aber wichtig: Denn ohne den Blühimpuls bekämen die Christrosen irgendwann Panik, sich zu vermehren und blühten dann überstürzt. Das Ergebnis: zu kleine und zu kurze Christrosen.
Ein Drittel der Ernte wird laut Geywitz daher in der Sortierhalle ausrangiert und landet direkt auf dem Kompost. Diese Quote sei so schlecht wie seit 20 Jahren nicht - die Saison keine besonders gute. Das könne man jetzt schon absehen, erklärt der Betriebsinhaber. Die Christrosen, die für gut befunden werden, gehen laut Manfred Geywitz an Großhändler, die die Blumen an Floristen in ganz Deutschland weiterverkaufen. Viele Christrosen werden auch auf Auktionen in den Niederlanden verkauft.
Einfach blumig Blumige Kugeln
Als Geschenk oder zum selbst erfreuen. Florist Holger Schweizer zeigt uns blumige Kugeln mit Christrosen und Moos.
Kein Weihnachten ohne Christrosen
Ein Teil der Christrosen aus Illingen findet aber auch Absatz im betriebseigenen Laden. Geführt wird der von Anette Kirschner, der Schwester von Inhaber Manfred Geywitz.
Sie ist auch nach all den Jahren von der Blume begeistert. "Ich kann mich wirklich nicht satt sehen. Viele meiner Kunden sagen: 'Sie können doch Weihnachten sicher keine Christrosen mehr sehen.'" Doch das Gegenteil sei der Fall.
Zucht der Christrose von morgen
Damit die Quote der "guten" Christrosen in den kommenden Jahren möglichst besser ausfällt, züchtet Manfred Geywitz zusammen mit Betriebsleiter Uwe Maraite schon jetzt Pflanzen, die in drei Jahren verkauft werden sollen. Die sogenannten Sämlinge werden in einem eigens dafür genutzten Gewächshaus herangezogen und überwacht. Geywitz und Maraite haben sie teils von Hand bestäubt und so befruchtet. Mutter- und Vaterblumen wählen sie nach Größe, Blüte und Klimaresistenz aus. Die perfekte Christrose zeichnet sich laut Geywitz unter anderem durch einen langen, stabilen Stil und eine becherförmige Blüte aus.
So züchtete bereits Emil Geywitz die Christrosen. Er gründete den Betrieb vor rund 90 Jahren und gab ihn zuerst an seinen Sohn und der dann an Manfred Geywitz weiter. Der spezialisierte ihn dann vor rund zwanzig Jahren auf Christrosen als Schnittblumen.
Blumenbaden als besondere Belohnung
Obwohl der auf Schnittblumen spezialisierte Betrieb seit rund zwanzig Jahren ausschließlich Christrosen verkauft, darf die orangefarbene Studentenblume in einem Gewächshaus nicht fehlen. Sie wird nur angepflanzt, um einen guten Boden zu erzeugen. Außerdem unterdrückt sie laut Betriebsleiter Maraite Bodenschädlinge.
Und noch einen Vorteil hat sie: Sie muss nicht schön bleiben, um verkauft zu werden. So hat sich laut Geywitz die innerbetriebliche Tradition des "Blumenbadens" etabliert. Wie das aussieht? Geywitz und die Erntehelferinnen, die am Tag im Einsatz sind, lassen sich genüsslich in die orangefarbene Blumenwiese fallen.