Wann kommt die Energiewende im Nordschwarzwald? Reges Interesse gab es bei dem Informationsabend an den Plänen Thema Windkraft und Sonnenenergie im Nordschwarzwald (Foto: SWR)

Informationsabend für Bürgerinnen und Bürger

Energiewende im Nordschwarzwald: Stimmung dreht sich pro Windkraft

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Peter Lauber
Ein Bild von Peter Lauber (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Bis 2032 müssen zwei Prozent der Landesfläche für die Erzeugung von Wind und Sonnenenergie ausgewiesen werden. Der Regionalverband Nordschwarzwald hat die Pläne am Mittwoch vorgestellt. Jetzt ist die Meinung der Bürger gefragt.

Rund 150 interessierte Bürgerinnen und Bürger aus dem ganzen Nordschwarzwald haben sich am Mittwoch im Kurhaus von Bad Wildbad eingefunden. Thema des Abends: Windkraft und Solarenergie. Unter ihnen auch zahlreiche Kommunalpolitiker. Alle interessierten sich für die Frage: Welche Flächen in meiner unmittelbaren Umgebung sind potenziell für die Erzeugung von Wind- oder Sonnenenergie vorgesehen?

Windpark in Simmersfeld, Kreis Calw (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Der aus 14 Anlagen bestehende Windpark in Simmersfels (Kreis Calw) besteht bereits seit 2007.

Energiewende im Nordschwarzwald: Ja, aber wie?

Beim Thema erneuerbare Energien gehe es inzwischen nicht mehr um Ja oder Nein, sondern nur noch um das Wie, stellte Verbandsdirektor Sascha Klein gleich zu Beginn der Veranstaltung fest. Es gelte, ein Bundesgesetz umzusetzen, das die Regionen verpflichtet, bis 2032 zwei Prozent ihrer Flächen für Wind- und Solarenergie zu sichern.

Die Energiewende kommt jetzt in den Nordschwarzwald.

Seit fast fünf Jahren arbeite man an der Umsetzung des Gesetzes, so Klein. Zunächst seien, auch mit Beteiligung der Kommunen, nach bestimmten Kriterien wie Natur- und Artenschutz oder Auswirkungen auf Landschaft und Lebensqualität Suchräume festgelegt worden.

Flächen für Energiewende immer weiter reduziert

In mehreren Schritten seien diese Flächen immer weiter reduziert worden, bis die "Entwurfskulisse" entstand, die am Mittwoch in Bad Wildbad vorgestellt wurde. Sie umfasst derzeit noch 3 Prozent der Verbandsfläche. Die Region Nordschwarzwald besteht aus den Landkreisen Calw, Freudenstadt und Enzkreis sowie der Stadt Pforzheim.

SWR Reporter Peter Lauber war beim Informationsabend in Bad Herrenalb dabei:

Ab sofort können Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen Einwände oder Ergänzungsvorschläge einbringen. Dazu wurde auf der Seite des Regionalverbands im Internet eine Beteiligungsplattform eingerichtet. Bis Ende kommenden Jahres muss die Region laut Gesetz zwei Prozent ihrer Fläche für Wind- und Sonnenergie gesichert haben und einen Beschluss vorlegen.

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Windkraft: Nur noch wenige kritische Töne

Auf der Infoveranstaltung in Bad Wildbad nutzten viele Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, mit den Fachleuten des Regionalverbands ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen und Anregungen loszuwerden. Im Wesentlichen sei es nur noch um Detailfragen gegangen, zeigt sich Sascha Klein überrascht.

Tenor: Warum gerade hier und nicht dort, warum ist diese Fläche rausgefallen oder jene dazugekommen? Anders als bei früheren Veranstaltungen seien nur noch wenige kritische Töne gegen Windkraft laut geworden.

Warum bei mir? So war’s früher. Jetzt heißt es eher: warum nicht zusätzlich hier oder da? Es findet ein extremer Paradigmenwechsel statt.

Gerade beim einstigen Reizthema Windkraft habe sich die Stimmung gedreht, meint auch der Vorsitzende des Regionalverbands, Klaus Mack. Immer mehr Bürger seien der Ansicht, man müsse auch vor Ort etwas dafür tun, um die Energieversorgung zu sichern. Schon 2021 habe der Verband den einen Beschluss mit dem Ziel gefasst, die Region zu hundert Prozent mit regenerativer Energie zu versorgen.

Auf der Langenbrander Höhe im Kreis Calw entsteht derzeit ein Windpark mit vier Anlagen. (Foto: SWR)
Auf der Langenbrander Höhe im Kreis Calw entsteht derzeit ein Windpark mit vier Anlagen.

Ein Ziel, das viele Besucher der Infoveranstaltung gutheißen. "Was hast du lieber: ein Atomkraftwerk oder einen Braunkohletagebau vor der Haustür – oder ein Windrad?" sei er mal von seinem Sohn gefragt worden, erzählt ein älterer Mann aus Waldachtal. Die Antwort war für ihn klar. Obwohl er von potenziellen Flächen für Windkraft fast eingekreist sei, spricht sich auch ein Besucher aus Würzbach klar für diese Art der Energieerzeugung aus. "Sonst kommt bald gar kein Strom mehr aus der Steckdose."

Solarmodule als Nachteil für Tourismus?

Dennoch blieben auch kritische Stimmen nicht aus. Dass vor ihrer Haustür gleich 15 Windkraftanlagen geplant seien, erzürnt eine Frau aus Oberreichenbach. "Ein Unding", sagt sie – obwohl sie grundsätzlich nichts gegen Windenergie habe.

Ein Hoteliers-Ehepaar aus Baiersbronn sieht gar den dortigen Tourismus bedroht, sollten all die Flächen mit Solarmodulen zugebaut werden, die derzeit dafür ausgewiesen sind. Stattdessen sollte und könnte im Nordschwarzwald die Wasserkraftgewinnung weiter ausgebaut werden, meinen beide.

Wir haben viele Flaute-Zeiten, wo kein Wind weht und keine Sonne scheint. Wo soll dann der Strom herkommen?

Regionalplan soll ein "Feuer frei" verhindern

Bis September 2025 muss der Regionalplan Wind und Sonnenenergie vorliegen. Daran wolle man sich auch unbedingt halten, machte Verbandsdirektor Klein klar. Denn sonst bestehe die Gefahr des "Feuer frei". Dann könnte jeder Investor kommen und bauen "was er will, wo er will und so oft er will". Und genau das gelte es, auch im Sinne der Bürger, zu verhindern.

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