Jule Janson, Vize-Weltmeisterin der Betonbauer (Foto: Pressestelle, SWR, Bauwirtschaft Baden-Württemberg)

22-Jährige holt Silber bei den "WorldSkills 2022"

Jule Janson aus Mühlacker ist Vize-Weltmeisterin im Betonbau

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Peter Lauber
Ein Bild von Peter Lauber (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Deutschland ist Vize-Weltmeister! Nicht im Fußball, dafür im Betonbau. In Salzburg fanden kürzlich die "WorldSkills 2022" statt - die Weltmeisterschaft der Handwerksberufe. Dort holte Jule Janson aus Mühlacker Silber.

Ausgerechnet in einer klassischen Männerdomäne erkämpfte sich die 22-Jährige gemeinsam mit ihrem Teamkollegen Jonas Hopf aus dem thüringischen Probstzella Platz zwei bei den Betonbauern. Als erste Frau überhaupt stand Jule Janson auf dem Siegertreppchen. Bei den "WorldSkills" waren die besten Gesellen Deutschlands in verschiedensten Handwerksberufen gegen Teilnehmer aus weiteren 60 Ländern angetreten.

Inzwischen geht die 22-Jährige wieder im elterlichen Bauunternehmen ihrem Job nach. Frostige Temperaturen um die null Grad herrschen an diesem winterlichen Vormittag auf der Baustelle bei Knittlingen. Dick eingepackt mit Anorak, Mütze und Handschuhen arbeitet Jule Janson an der Verschalung für den Neubau eines Wohnhauses. Nicht einfach bei dieser Witterung, doch selbst an diesem Tag macht ihr der Job Spaß, meint sie.

Brücken bauen und Bagger fahren – ein abwechslunsgreicher Beruf

Kurz vor dem Abi stand für Jule fest: Ich will auf die Baustelle. Für klassische "Frauenberufe" wie Friseurin, Kauffrau oder Arzthelferin war sie nicht zu haben. Sie liebt es draußen zu arbeiten und sie liebt die Abwechslung. "Schalen" gehöre zu ihren Lieblingstätigkeiten, aber zwischendurch mal Baggerfahren sei auch "ganz cool, erzählt sie. Ihre Aufträge seien sehr vielfältig: von der Erstellung von Rohbauten, über Entwässerung, bis zum Einbau von Stahlträgern. Sie könnte auch Brücken bauen oder Industriebauten, sagt Jule, doch ihre Firma sei auf Hausbau spezialisiert.

"Ich erschaffe etwas mit meinen Händen, und das sehe ich abends. Das ist zufriedenstellender als an einem Bürotisch zu sitzen."

Alltäglicher Kampf gegen Vorurteile

Vorgezeichnet war ihr Weg zur Betonbauerin nicht, auch wenn ihre Mutter ein eigenes Bauunternehmen leitet. Im Gegenteil. Von Anfang an musste Jule auch gegen Vorurteile ankämpfen. Während ihrer Ausbildung habe sie ein Subunternehmer gefragt, was sie als Frau hier zu suchen habe. Selbst ihre Mutter sei anfangs nicht von ihrem Berufswunsch begeistert gewesen. Und dann, so Jule Janson, kursiere immer noch die Vorstellung, dass in diesem Beruf eher dicke Muskeln gefragt seien als Hirnschmalz.

"Allein schon einen Bewehrungsplan zu erstellen, da haben manche Studierte schon ihre Schwierigkeiten. Ohne Köpfchen geht’s nicht.“

Alle Vorurteile widerlegte Jule spätestens, als sie zuerst Landes-, dann Bundessiegerin der Betonbauer wurde. Ihre noch immer ausschließlich männlichen Kollegen meinen heute, dass sich durch Jule sogar das Arbeitsklima verbessert habe.

"Man redet ein bisschen netter, ein bisschen anständiger als mit einem Mann.“

Was nicht heiße, dass sie nicht selbst schon mal klare Ansagen machen müsse, wenn etwas nicht so läuft, wie es sollte. "Und dann spuren die Kerls auch", meint sie und lacht.

Jule Janson, Vize-Weltmeisterin der Betonbauer (Foto: Pressestelle, SWR, Bauwirtschaft Baden-Württemberg)
Jule Janson bei Verschalungsarbeiten

Als Vorbild und Mutmacherin Werbung für das Handwerk machen

Inzwischen studiert Jule Janson nebenher Bauingenieurwesen. Allerdings eher halbherzig, wie sie gesteht. Denn ihre Zukunft sieht sie weiterhin auf der Baustelle. Sie will Vorbild und Ansporn sein für andere junge Frauen, die auch mit einem typischen Männerberuf liebäugeln, sich aber vielleicht nicht trauen.

"Es gibt sicher viele andere junge Frauen, die sagen: das ist genau mein Ding. Dann darf man sich einfach nicht unterkriegen lassen."

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