Berührungsängste sind hier fehl am Platz: Noch bevor am Abend das ATOLL Festival für zeitgenössischen Zirkus zum neunten Mal im Karlsruher Kulturzentrum Tollhaus startet, konnten Interessierte aus Karlsruhe selbst Hand und Fuß anlegen. Bei einem Workshop für Partnerakrobatik mit Profis der Companie Gravity & Other Myths aus Australien. Ganz unter dem Motto: Vorerfahrung? So viel wie möglich, aber nicht nötig.
Profi-Akrobatin beim ATOLL Festival: Vertrauen wichtig
Akrobatin Emily Gare von Gravity & Other Myths sieht darin kein Problem. Sie selbst ist zwar schon dabei, seit sie acht Jahre alt ist – ein festes Alter zum Anfangen gibt es ihrer Ansicht aber nicht. Das zeige auch ihre Erfahrung, erzählt sie.
Ich kenne Leute, die erst in ihren späten Zwanzigern angefangen haben. Jede Zeit ist eine gute Zeit zum Anfangen.
Es gehe vor allem darum, die Angst zu überwinden und Vertrauen zu den Menschen aufzubauen, mit denen man Gruppen-Akrobatik mache, glaubt die gebürtige Neuseeländerin. Gerade beim Einstieg sei es schwer, das aufzubauen und nicht die einzelnen Mitglieder zu sehen, sondern die Gruppe als Organismus. "Freundschaft hilft", ergänzt die Akrobatin lächelnd.
Towern lernen beim ATOLL Festival leicht gemacht
Eine Form davon sind sogenannte Tower, also Türme, die in der Akrobatik aus Menschen gebaut werden. Heißt in der Praxis: Menschen, die etwa auf den Schultern anderer Menschen stehen. Bis zu vier Menschen können im Profi-Bereich so "towern". Genau das sollen die Workshopteilnehmerinnen und -Teilnehmer lernen – zumindest zu zweit.

Kursteilnehmerin Natalia Haagen hat sich getraut: Obwohl sie noch keine Vorerfahrung in dem Bereich hatte. Dafür bringt sie allerdings eine große Portion Faszination mit. Die, so erzählt sie, kommt etwa von ihrer Tochter, die Akrobatik macht. Und sie zahlt sich aus: Nach einer guten Stunde steht Natalia Haagen auf den Schultern von Ash Youren, einem weiteren Akrobaten von Gravity & Other Myths, und strahlt über das ganze Gesicht. "Ich fand es ganz toll, einmal zu fliegen", sagt sie grinsend.
Raus aus der Komfortzone für die Akrobatik in Karlsruhe
Auch bei Cecilia Kohlrepp nebenan lassen die Fortschritte nicht lange auf sich warten. Nach wenigen Minuten traut auch sie sich unter Anleitung der Profis auf die Schultern einer anderen Kursteilnehmerin. Sie wird sogar selbst zur Trägerin – zur sogenannten Base – und kann so etwas ganz Neues ausprobieren.
Ihr Wunsch an den Workshop hat sich damit auch erfüllt, erklärt die junge Frau: "Ich wollte auch etwas machen, was mich so ein bisschen aus meiner Komfortzone holt und was ich noch nicht so gemacht habe und ich glaube, das war ganz gut."
Viel Technik bei Akrobatik in Karlsruhe
Bei einigen Kursteilnehmenden mit Vorerfahrungen sehen die Skills – wie sie die Profis nennen – schon richtig gut aus. Teilweise wird sogar im Handstand getowert, also auf den Händen einer anderen stehenden Person. Akrobat Ash erklärt, Akrobatik habe mehr mit Technik als reiner Kraft zu tun. Außerdem gehe es um den Spaß. Und den haben die Kursteilnehmenden sichtlich. Natalia Haagen geht beeindruckt nach Hause. Für sie steht fest: Sie würde gerne weitermachen mit der Akrobatik. Ihre Augen strahlen.

Für Profi-Akrobatin Emily Gare ist das auch die Hauptsache. Sie freue sich vor allem, den "Funken" zu sehen, den man am Anfang noch bekomme, wenn man einen neuen Skill lernt, erklärt sie. Das heize auch bei ihr wieder dieses Gefühl an – auch noch nach all den Jahren.
Hier finden Sie eine Übersicht aller Workshops zum Mitmachen beim ATOLL Festival!