Zwei, der sieben Igel-Babys, die in der Igelstation in Schömberg (Kreis Calw) aufgepäppelt werden.

Bestand geht zurück

Auch in BW immer häufiger in Not: Igel ist Tier des Jahres 2024

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Corinna Scheller
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Der Igel ist das Tier des Jahres 2024. Damit will eine Stiftung auf die wachsende Bedrohung der Tiere aufmerksam machen. Igel-Auffangstationen in Baden-Württemberg sind oft überlastet.

Das Tier des Jahres 2024 ist der Igel. Das gab die Deutsche Wildtierstiftung am Montag bekannt. Damit habe sich der Igel deutlich gegen das Eichhörnchen und den Rotfuchs durchgesetzt, heißt es. Gewählt hatten die Spenderinnen und Spender der Stiftung.

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"Mit dem Igel hat ein Wildtier die Wahl zum Tier des Jahres gewonnen, das wohl jedes Kind kennt, das es aber in unserer Kulturlandschaft immer schwerer hat", sagte Wildtierbiologe und Stiftungsvorstand Klaus Hackländer. Der Igel wird auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands in der Kategorie "Vorwarnliste" geführt. Das bedeutet, dass Igel in Deutschland noch nicht gefährdet sind, es aber wohl bald sein könnte, heißt es auf SWR-Nachfrage vom BUND Baden-Württemberg.

Igelbestand geht deutlich zurück

Zahlen zum Igelbestand in Baden-Württemberg oder belastbare Studien gibt es laut NABU derzeit nicht. Forschungen in anderen Regionen wie Bayern, Hessen oder in der Schweiz und Beobachtungen hätten aber gezeigt, dass der Bestand drastisch abnehme. Um die Zahl der Igel deutschlandweit zu erfassen, hat der NABU ein gemeinsames Projekt mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung gestartet.

Den Igeln fehlt die Nahrungsgrundlage.

Für den Rückgang des Igelbestandes gibt es laut Experten viele Gründe. Einer davon sei der Klimawandel, heißt es von BUND und NABU. Die Tiere leiden unter Hitze und Trockenheit, zudem finden sie immer weniger Nahrung und Lebensräume. "Es gibt immer weniger Insekten. Den Igeln fehlt deshalb die Nahrungsgrundlage", sagt Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin beim BUND Baden-Württemberg.

Tierheime und Auffangstationen in BW päppeln Igel auf

Tierheime und Auffangstationen in Baden-Württemberg rechnen damit, dass sie in diesem Winter viele Igel retten müssen. Die Tiere seien häufig unterernährt und bräuchten Hilfe, heißt es zum Beispiel vom Stuttgarter Tierheim. Das Tierheim Mannheim päppelt gerade insgesamt 16 Igel auf. Das sind so viele wie noch nie. Die Auffangstation könne keine weiteren Igel mehr aufnehmen, so das Tierheim. Etwa 40 Menschen rufen täglich dort an, weil sie einen Igel gefunden haben, der wohl Hilfe benötigt.

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Mehr Igel in der Stadt als auf dem Land

Auf dem Land haben aufgeräumte Agrarlandschaften die früher üblichen Hecken, Gehölze und artenreichen Wiesen verdrängt. Deshalb haben auch Igel ihren Lebensraum verlagert: In Städten gibt es laut Deutscher Wildtierstiftung mittlerweile bis zu neunmal so viele Igel wie auf dem Land. Aber auch dort werde der Lebensraum knapp, sagt Lilith Stelzner vom BUND.

Wer Igel im eigenen Garten schützen möchte, sollte unter anderem auf den Einsatz von Schädlingsgift verzichten. In Gärten mit "wilden Ecken", in denen sich die Tiere verstecken oder Nachwuchs zur Welt bringen können, fühlen sich Igel wohl. Schottergärten bieten ihnen hingegen wenig Lebensraum. Auch Mähroboter werden laut Stelzner immer mehr zur Gefahr für die Tiere. Sie rät dazu, wenn möglich auf Mähroboter zu verzichten oder sie nicht nachts oder in der Dämmerung einzusetzen.

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