An der Zapfsäule auf der Baleareninsel stand bei dem Mosbacher (Neckar-Odenwald-Kreis) nach dem Tanken der Betrag von 68,04 Euro. An der Kasse musste Ralf Tiefenthaler aber nur 61,77 Euro zahlen – fast sieben Euro weniger. Etwas verdutzt nahm er die Tankquittung (siehe Foto) mit in sein Feriendomizil und schaute sich die Rechnung dort genauer an.
Der Beleg zeigt, dass ein sogenannter "Bonif. RDL 6/2022" abgezogen wurde - der Tankrabatt ist in Spanien somit ersichtlich für jeden.
In Deutschland sei der Tankrabatt, so Tiefenthaler, der beruflich Versicherungsexperte ist, eine regelrechte "Black Box". Man wisse als Autofahrer überhaupt nicht, ob und wie der Rabatt wirklich berücksichtigt und abgezogen werde.
"In Spanien sieht der Autofahrer auf der Tankrechnung sofort: Der Staat hilft, da ist der Nachlass."Dass in Deutschland im Zusammenhang mit dem Tankrabatt inzwischen sogar über eine Übergewinnsteuer diskutiert wird, verstehe er nach dieser Erfahrung noch weniger.
Medienberichten zufolge subventioniert die spanische Zentralregierung jeden getankten Liter Treibstoff seit dem 1. April bis zum 30. Juni mit 20 Cent. Das Besondere dabei: 15 Cent steuert der Staat bei, fünf Cent die Mineralölkonzerne.
Und der Tankrabatt wird eben auf der Tankrechnung explizit und gesondert aufgeführt. Die Zahlenkombination 6/2022 verweist auf das entsprechende Dekret der Regierung vom März. Die spanischen Tankstellen können die Rückerstattung des gewährten Tankrabatts beantragen.
Natürlich werden auch in Spanien die allgemein hohen Kraftstoffpreise kritisiert. Die Nationale Kommission für Märkte und Wettbewerb (CNMC) will laut Berichten dafür sorgen, dass der Rabatt von 20 Cent pro Liter alle Fahrer in vollem Umfang erreicht. Und sie hat angekündigt, die Gewinnspannen der Unternehmen genau zu prüfen.
Weinsberger Tankstellenbetreiber ernüchtert
In Weinsberg (Kreis Heilbronn) betreibt Marco Ehmann eine kleine freie Tankstelle. Er hatte von Anfang an Bedenken, was den Tankrabatt betrifft. "Was kommt beim Autofahrer überhaupt an?", lautete seine Befürchtung. Inzwischen weiß er: Es kommt wenig an.
Der Einkauf sei für die freien Tankstellen mittlerweile auch schwierig. Die Preise schwankten stark. Und vom Tankrabatt sei für die Autofahrer an den Zapfsäulen nur wenig zu spüren.
Zum spanischen Modell meint der Weinsberger Tankstellenbetreiber, es sei zwar gut, den Rabatt direkt zu sehen. Allerdings fragt sich Marco Ehmann, welchen bürokratischen Aufwand dieses Verfahren wohl nach sich ziehe. Wenn Tankstellen da jeden Beleg sammeln müssten, klinge das nach sehr viel Arbeit.
ADAC sieht Kartellamt am Zug
Der Automobilclub ADAC kann auf SWR-Anfrage nichts zu dem spanischen Tankrabatt-Modell sagen. Das Thema werde aber auch beim ADAC weiter diskutiert. Die Verärgerung sei auch dort groß.
Im Moment fördere der Steuerzahler die Gewinne der Mineralölindustrie, die die Krisensituation offenbar auf Kosten der Verbraucher zur Gewinnmaximierung nutzten.
Scharfe Kritik auch von den Verbraucherschützern
Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband äußert sich nicht konkret zum spanischen Modell. Scharfe Kritik gibt es aber an der momentanen Tankrabatt-Praxis in Deutschland.
Die Senkung der Energiesteuer sei jedoch noch nicht vollständig an die Autofahrer weitergegeben worden, heißt es in einem Statement auf SWR-Anfrage. Somit drohe eine wichtige Entlastungsmaßnahme zu verpuffen.
Süddeutsche Urlaubsrückkehrer benachteiligt?
Ralf Tiefenthaler, der sich als Versicherungsexperte mit Zahlen auskennt, kann darüber hinaus auch nicht verstehen, weshalb der Tankrabatt in Deutschland schon Ende August ausläuft. Familien im Süden Deutschlands seien benachteiligt und am Ende sogar mehr belastet. "Für Familien in Baden-Württemberg und Bayern ist das doch ungerecht, die Sommerferien gehen bis September. Bei der Rückreise sind dann noch höhere Spritpreise fällig."