Großer Andrang am Crailsheimer Tafelmobil

Einkaufs- und Begegnungsort

Immer mehr Menschen auf Crailsheimer Tafelmobil angewiesen

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Immer weniger Menschen sind in den Tafelladen in Crailsheim gekommen. Aber nicht, weil sie die Tafel nicht mehr bräuchten. Daher wird das Tafelmobil immer wichtiger.

Krisen, Krieg und dadurch steigende Kosten - immer mehr Menschen in Deutschland sind auf die Unterstützung der Tafeln wie in Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) angewiesen. Der dortigen Tafelchefin Karin Coffey ist aber aufgefallen, dass in ihren Laden immer weniger Menschen kommen. Doch nicht etwa, weil sie die Unterstützung nicht mehr bräuchten. Viele, vor allem auch ältere Menschen, schafften es wohl nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Crailsheimer Bildstraße, so Coffey. Daher kommt dem Tafelmobil inzwischen eine ganz zentrale Rolle zu.

SWR-Reporterin Ines Hennings hat das Crailsheimer Tafelmobil auf einer seiner Touren begleitet:

Täglich unterwegs - immer woanders

Die Idee zum Tafelmobil kam Karin Coffey schon vor über zwei Jahren. Schon damals fiel ihr auf: Es "fehlen" Leute im Tafelladen. Doch auch die sollen die Unterstützung von der Tafel in Anspruch nehmen können. Coffeys Idee: Die Tafel zu den Menschen bringen - mit einem Tafelmobil. Das kann man sich wie einen Wagen auf dem Markt vorstellen, mit Warenauslage, Kasse und Co. - ein mobiler Supermarkt sozusagen. Und seitdem fährt es in und um Crailsheim eine täglich wechselnde Route. Wo das Tafelmobil an welchem Tag Halt macht, das kann man bei der Tafel erfragen.

Nicht nur Einkaufen, sondern auch Begegnungsort

In den vergangenen zwei Jahren wurde das Tafelmobil immer wichtiger, da sich das Problem, dass die Menschen es nicht mehr in den Laden schaffen, weiter verschärft hat. Aber auch ein ganz anderer Punkt spielt eine große Rolle: der soziale Faktor. Das Tafelmobil ist auch Begegnungsort. Hier haben sich zum Beispiel eine ältere Frau und eine alleinerziehende Mutter kennengelernt. Mittlerweile feiern die beiden Weihnachten zusammen.

Wir müssen an alle denken.

Doch nicht immer kann man allen Wünschen gerecht werden. Verkauft wird, was gerade da ist. Und da muss dann auch mal rationiert werden, erklärt Heinz Engelhardt, der ehrenamtlich im Tafelmobil hilft, "manche wollen fünf Paprika und wir haben nur zehn dabei, das können wir dann halt nicht geben, wenn 20 Leute dastehen. Dann kriegen sie halt nur zwei." Das sei oft auch schwierig, doch man müsse an alle denken, so Engelhardt.

Als sie merkte, dass es immer weniger Menschen in den Tafelladen schaffen, kam Karin Coffey die Idee zum Tafelmobil.
Als sie merkte, dass es immer weniger Menschen in den Tafelladen schaffen, kam Karin Coffey die Idee zum Tafelmobil.

Crailsheimer Geschäftsleute spenden für die Finanzierung

Inzwischen helfen 20 Ehrenamtliche mit, die täglichen Touren im Umkreis von 30 Kilometern um Crailsheim zu stemmen. Dass es das Tafelmobil in Crailsheim überhaupt gibt, ist einigen Spendern zu verdanken. Karin Coffey erzählt, ohne die Unterstützung von örtlichen Geschäftsleuten hätte sie das heutige Tafelmobil, das 80.000 Euro gekostet hat, nicht anschaffen können.

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