Sven Teichmann aus Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) schaffte es, in zwei Jahren 500.000 Followerinnen und Follower auf Instagram zu erreichen. Durch seine Kanäle "Teichners Pizza Palace" konnte er sich inzwischen als Influencer selbstständig machen. Er ist außerdem zweimaliger "Spiegel"-Bestsellerautor und Start-up-Gründer. Die Umstellungen, die sein neuer Job mit sich brachten, waren nicht so leicht für ihn.
Selbstständig als Influencer
"Das hat sehr viel Mut gebraucht", sagt Teichmann über seinen Schritt in die Selbstständigkeit. Seine Eltern hätten ihm damals abgeraten, sich als Content Creator in den Sozialen Medien selbstständig zu machen. Doch er wusste, er muss sich entscheiden: Sich selbstständig machen oder Social Media aufgeben.
Neben seinem Vollzeitjob steckte Teichmann jede freie Minute in seine Kanäle. "Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich nicht mehr kann." Nach Feierabend produzierte er Videos, die er dann bis spät in die Nacht geschnitten hat. Seinen halben Jahresurlaub verbrauchte er für wichtige Events. Deshalb reduzierte er Anfang 2023 erst auf eine Teilzeitstelle, im Oktober kündigte er dann seinen Angestelltenjob.
Das Pizza-Hobby zum Beruf gemacht
Angefangen hat alles 2022 während der Corona-Pandemie. Sven Teichmann suchte nach einer neuen Beschäftigung. Deshalb baute er sich einen Pizzaofen im Garten. Er erinnert sich an seine ersten Pizzen: "Das ist total in die Hose gegangen." Schnell kam ein gekaufter Pizzaofen in den Garten. Er merkte, dass Pizzabacken ihm Spaß macht. Deshalb postete er irgendwann Fotos von seinen Pizzen auf Instagram. Prompt folgten Rezeptanfragen im Internet.

Auch sein Bruder Marcel war begeistert. Er fand die Bilder "cool". Dann postete Sven sein erstes Video, das laut eigener Aussage sehr schlecht war. Vorher hatte er sich noch Verbesserungsvorschläge bei Marcel eingeholt. Das Video sei sehr gut angekommen. Bald darauf folgten weitere Videos. Alle wurden vorher von Bruder Marcel verbessert.
Zwischen Steuern, Versicherungen und Struktur
Das Leben als Selbstständiger bringt viele Hürden mit sich. Gerade mit dem Thema Steuern hat Sven zu kämpfen. Die Rechnungen sammeln, sich immer mit seinem Steuerberater austauschen, das sei nicht sein Interessensgebiet. Auch die Kranken- und Pflegeversicherung muss er jetzt komplett übernehmen, das gehe ins Geld.
Die Selbstständigkeit ist richtig teuer, das hätte ich davor gar nicht gedacht.
Zu Beginn der Selbstständigkeit hatte der Influencer Probleme, sich zu strukturieren. "Ich habe gearbeitet bis zum Geht-nicht-mehr", erinnert sich Teichmann. Denn hinter einem 60-Sekunden-Video stecken oft acht bis zwölf Stunden Arbeit. Dann schenkte ihm sein Bruder einen To-Do-Kalender. Das half ihm, seinen Tag zu strukturieren.
Du brauchst viel Struktur in deinem Alltag, sonst bist du verloren.
Sich Pausen gönnen könne er aber nach wie vor schlecht. "Bei mir gibt es eine Sieben-Tage-Woche, es gibt immer was zu tun", erzählt er. Inzwischen hat er zwei Tage in der Woche, an denen er keine Inhalte auf den Plattformen hochlädt. Außerdem hat er einen Kameramann und bekommt Unterstützung beim Videoschnitt. Und er versucht, seinen Ausgleich im Fitnessstudio zu finden. Beim Videospiele spielen mit seinen Kumpels könne er auch sehr gut abschalten.
Selbstständig als Influencer: Angst vor der Irrelevanz
Besonders die kreative Arbeit macht Teichmann Spaß. Er macht sich aber Sorgen, irgendwann nicht mehr so abliefern zu können, wie er es jetzt tue. "Meine größte Angst ist aber, dass ich irgendwann nicht mehr so gerne gesehen werde, wenn ich das schon sehr lange mache", erzählt er. Deshalb müsse man sich immer wieder neu erfinden. "Ich finde, du darfst dich nicht nur auf eine Sache fokussieren, sondern musst dich weiterentwickeln".
Dafür habe er auch schon Pläne. In Zukunft will er Videos draußen in seinem Garten drehen. Eine Video-Idee: "Ein richtig geiles Butterchicken machen, dazu ein leckeres Naan-Brot. Ich will eine Fusion schaffen", erzählt Teichmann.
Geschäftspartner, Brüder und selbstständig
Sein Bruder Marcel unterstützte ihn von Anfang an. Marcel hat früher selbst Videos auf der Plattform YouTube hochgeladen, arbeitete bei Agenturen, wo er Content Creator betreute. Seit Svens erster bezahlter Kooperation mit einer Firma übernimmt er das Management. Seit einem halben Jahr ist auch Marcel selbstständig.

Zusammen haben die Brüder das Start-up "Teichners" gegründet. In ihrem Onlineshop verkaufen sie von Sven kreiertes Mehl, aber auch alles rund um das Thema Backen. Mit dem Bruder zusammenzuarbeiten, empfinden beide als schön. "Klar sind wir Brüder und diskutieren mal, wir haben uns als Kinder schon auf der Couch gekloppt", so Marcel. "Aber es hat mehr Vorteile, weil wir schneller und konkreter miteinander sprechen."
Doch der größte Vorteil an ihrer Zusammenarbeit sei ihr Vertrauen. "Sven kann sich sicher sein, dass ich ihn nicht verarsche und umgekehrt“, sagt Marcel. Normalerweise habe so ein Künstler-Management-Vertrag viele Klauseln, bei den Brüdern dagegen beruhe viel auf Vertrauen. Sven sieht die Schwierigkeit ihrer Zusammenarbeit darin, seinen Bruder auch als Geschäftspartner in Besprechungen zu sehen. Das sei ihm am Anfang enorm schwergefallen.
Vision für die Zukunft in der Selbstständigkeit
Zusammen wollen Sven und Marcel ihren Onlineshop so weit ausbauen, dass sie davon leben können. Deshalb sollen noch viele Produkte folgen, die ersten schon Anfang 2025. Die beiden können sich unter anderem auch einen Videokurs zum Backen vorstellen. Doch Svens große Vision ist es, eine Restaurantkette mit neapolitanischen Pizzen in ganz Deutschland zu haben.