Gegendemonstration der queeren Community in Heilbronn (Foto: SWR, Gegendemonstration der queeren Community in Heilbronn)

Polizei meldet keine Vorkommnisse

Demos von Querdenkern und queerer Community in Heilbronn verlaufen friedlich

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Theresa Halder / Laura Cloppenburg

Am Sonntag hat sich die "Heilbronner Querdenken" Gruppe zur Demonstration um den Erhalt der Familienstrukturen getroffen. Die queere Community rief zur Gegendemo.

Die Demonstrationen in Heilbronn am Sonntag sind alle friedlich und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Das hat die Polizei dem SWR auf Anfrage mitgeteilt. Die sogenannte Heilbronner Querdenken Gruppe 713 hatte am Mittag zu einem symbolischen Spaziergang zum "Erhalt der Familienstruktur" aufgerufen. Im Gegenzug organisierte das Netzwerk gegen Rechts Heilbronn und Mitglieder der queeren Community Gegendemonstrationen. Insgesamt waren 170 Teilnehmende vor Ort.

Gegendemonstration der queeren Community in Heilbronn (Foto: SWR, Gegendemonstration der queeren Community in Heilbronn)
Gegendemonstration der queeren Community in Heilbronn

Der "CSD", zu dem "Querdenken 713" eingeladen hat, steht ausgeschrieben für einen sogenannten "Childrens Street Day". Unter diesem Titel, erinnernd an den bekannten "Christopher Street Day", hat die Gruppierung laut Veranstaltungsflyer am Sonntag auf dem Heilbronner Kiliansplatz den "ersten symbolischen Familienspaziergang zum Erhalt der Familienstruktur" veranstaltet. Wie ein Beben ging das durch die queere Community in Baden-Württemberg. Sabrina Paulino von der "Diversen Brille" in Heilbronn erklärt, warum.

Ärger in der queeren Community

Der CSD, der für Toleranz und Offenheit gegenüber allen Lebensformen steht, werde hier instrumentalisiert für gegenteilige Zwecke, beklagt auch das junge Bündnis queerer Menschen in Heilbronn "Cheers Queers" auf seinem Instagramkanal. Die Querdenken-Bewegung nutze hier "Kinder als Mittel des Ausdrucks ihrer Ideologie". Die Veranstaltung diene offensichtlich der einseitigen Verbreitung des traditionellen Familienbilds "Mutter, Vater, Kind".

Veranstaltungsflyer "CSD" Querdenken 713 aus dem öffentlichen Telegram-Infokanal (Foto: https://querdenken-713.de/)
Screenshot aus einer öffentlichen Telegram-Gruppe: mit diesem Flyer wirbt Querdenken 713 für einen "CSD", der vielfältige Familienformen ausschließt.

Das schließe andere Lebensformen - vom alleinerziehenden Vater bis hin zu gleichgeschlechtlichen Eltern - aus und sei zutiefst menschenfeindlich, kritisiert auch Sabrina Paulino, die sich für Antidiskriminierung einsetzt.

Kreativer Gegenprotest: Vielfalt der Familie feiern

Mit mehreren anderen Heilbronner Gruppierungen für Toleranz, wie dem Bündnis gegen Rechts, der AWO und der Antidiskriminierungsstelle, haben "Cheers Queers" und Paulino daher zu einer Gegendemonstration am Sonntag aufgerufen.

"Wir werden nicht zulassen, dass sie den Christopher Street Day für ihr verachtendes Menschenbild instrumentalisieren."

Um 12.30 Uhr haben das Bündnis am Heilbronner Kiliansplatz zum "ersten richtigen Heilbronner CSD für Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstbestimmung" eingeladen. Andere baden-württembergische Gruppen aus der CSD-Szene hatten bereits ihre Unterstützung angekündigt.

"Querdenken 713" hat auf unsere Anfrage bislang nicht reagiert. Auf dem Flyer heißt es, die Veranstaltung sei von einer Privatperson angemeldet worden. Die Stadt Heilbronn bestätigt das gegenüber dem SWR. Angemeldet waren 200 Demonstrierende um 13 Uhr auf dem Kiliansplatz. Die Gegendemonstranten sind ab 12.30 Uhr vom Kiliansplatz zum Bollwerksplatz gezogen um dort ein buntes Familienfest zu feiern - für alle Familienformen.

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