Hier, auf einer Baustelle in Heilbronn, trifft die Zukunft auf die Vergangenheit. Zwar hatte man damit gerechnet, bei den Bauarbeiten zum neuen Innovationspark für Künstliche Intelligenz auf das ein oder andere antike Fundstück zu stoßen, doch dieser Fund übertrifft die Erwartungen der Archäologen: Eine antike Fernstraße und weitere bauliche Überreste aus ferner römischer Zeit, erzählt Andrea Neth, die zuständige Archäologin des Landesdenkmalamts.
Auf Heilbronner Baustelle entdeckt: Bisher einmaliger Fund in BW
Fest stand schon vor Baubeginn: Die Baufläche im Stadtteil Neckargartach ist als archäologisches Kulturdenkmal ausgewiesen. Deshalb waren vor Baubeginn großflächige "Rettungsgrabungen" erforderlich und Archäologen vor Ort. Was sie fanden? Vielleicht ein bisher unbekanntes römisches Straßendorf?
Möglich. Denn bei den Grabungen wurde unter anderem ein rund 500 Meter langer antiker Straßenabschnitt gefunden. Die rund 14 Meter breite Fernstraße hat den Forschern zufolge wohl die beiden ehemaligen Kastellplätze im Stadtteil Böckingen und Wimpfen (heute Kreis Heilbronn) verbunden, so Neth weiter.
Der Fund sei einmalig im Land, hieß es von den Forschern. Denn zum ersten Mal sei in Baden-Württemberg ein so langer antiker Straßenabschnitt samt aller dazugehörigen Strukturen ausgegraben worden, so das Regierungspräsidium Stuttgart. Selbst die charakteristischen römischen Entwässerungsgräben zu beiden Seiten der Straße seien noch entdeckt worden.
Die Zahl, Art und Anordnung der Funde lässt den Schluss zu, dass dieses Dorf - auch aufgrund seiner direkten Anbindung zur Straße - wahrscheinlich als Raststation, Handelsplatz und Niederlassung von Handwerkern genutzt wurde.
Baustelle gibt alte Geheimnisse preis: Archäologen finden Götter-Statue
Und damit nicht genug. Die Archäologen konnten einen weiteren besonderen Schatz bergen: Sie fanden bei den Grabungen mehrere Teile einer Statue aus Sandstein. Den Angaben zufolge handelt es sich um die Überreste eines lebensgroßen Abbildes des römischen Gottes Merkur. Das erkenne man an der typischen Flügelhaube und einer Hand, die einen Beutel umschließt, heißt es.
Verzögern die Funde die Bauarbeiten?
Jetzt stellt sich natürlich die alles entscheidende Frage: Wie geht es mit den Bauarbeiten für den KI-Innovationspark weiter? Verzögern die Funde - wie anfangs befürchtet - die Arbeiten? Das Regierungspräsidium Stuttgart sagt: "Nein. Ab März 2025 sollen die Bauarbeiten wie geplant losgehen."
Was passiert mit den Funden?
Eine Grabungsfirma aus Tübingen hat alle Fundstücke gesichert, wird sie reinigen und beschriften, sagt Andrea Neth. Mit dabei ist zum Beispiel der Kopf der Merkurstatue, römische Schuhnägel und auch viele Gegenstände aus der Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit sowie aus dem Mittelalter. Eventuell kommen auch ein paar Sachen restauriert zurück nach Heilbronn ins Museum, so Neth weiter.