Unfall-Ermittlungsteam der Polizei ravensburg (Foto: SWR, Moritz Kluthe)

Spurensicherung und Ermittlungsarbeit

So arbeitet die Polizei Ravensburg bei Unfällen

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Moritz Kluthe
SWR-Redakteur Moritz Kluthe Autor Bild (Foto: SWR)

Für schwere Unfälle mit Verletzten oder gar Toten gibt es eine eigene Abteilung bei der Polizei Ravensburg, den Verkehrsunfallaufnahmedienst. Sie werden immer wieder zu Unfällen in der Region gerufen.

An Unfallstellen mit schwer verletzten oder toten Menschen kommen neben Rettungssanitätern und Feuerwehrleuten auch Polizistinnen und Polizisten des Verkehrsunfallaufnahmedienstes. Sie ermitteln, wie es zu dem Unfall kam und sind auch flüchtigen Fahrern auf der Spur. Die Beamten arbeiten bei der Aufnahme von Unfällen unter anderem mit Drohnenbildern, erklärt Polizist Patric Osswald. Am Unfallort dauere die Spurensicherung meist eine halbe bis ganze Stunde.

SWR-Reporter Moritz Kluthe hat sich die Arbeit des Verkehrsunfallaufnahmedienstes erklären lassen:

Polizei muss Spuren sichern

Wenn Patric Osswald und seine Kolleginnen und Kollegen zu einem Unfall gerufen werden, teilen sie sich auf. Ein Kollege übernimmt die sogenannte subjektive Spurensicherung, spricht also mit Augenzeugen sowie mit den Einsatzkräften von Feuerwehr und Rettungsdiensten. Ein weiterer Kollege sichert die sogenannten objektiven Spuren. Das heißt, Fotos von den Unfallspuren, wie zum Beispiel von Reifenspuren und Splittern, zu machen. Drohnen helfen dabei, einen Überblick vom Unfallhergang zu bekommen.

Unfall-Ermittlungsteam der Polizei ravensburg (Foto: SWR, Moritz Kluthe)
Drohnen helfen bei der Ermittlungsarbeit der Polizisten.

"Eine Unfallstelle ist sehr schnelllebig. Sie sieht schon ganz anders aus, wenn die Feuerwehr das Auto zerpflückt hat, um den Verletzten zu bergen."

Deshalb sei neben Präzision auch Schnelligkeit bei der Spurensicherung gefragt. Osswalds Team, das neben dem Hauptstandort in Weingarten noch Standorte in Kißlegg (Kreis Ravensburg) und Sigmaringen hat, ist auf Verkehrsunfälle spezialisiert. Daher gehören auch einige besondere Ausrüstungsgegenstände zum Inventar der Einsatzfahrzeuge, unter anderem Messinstrumente, die das Gefälle der Straße feststellen, verschiedene Kreiden zur Markierung des Unfallortes und auch Drogentests. Außerdem haben die Beamten einen orangen Plüschelefanten dabei.

"Der sogenannte Polifant ist gedacht, um traumatisierte Kinder, die durch einen Unfall etwas Schreckliches erlebt haben, zu beruhigen."

Auch für die Polizistinnen und Polizisten ist es nicht immer ganz einfach, damit umzugehen, was sie tagtäglich bei schweren Unfällen erleben. Dafür gebe es aber auch hauptamtliche Betreuer, die Unterstützung anbieten, erklärt Osswald. Wenn er zu einem Unfallort gehe, versuche er die Situation nicht zu nah an sich herankommen zu lassen.

"Klar, das macht schon etwas mit einem. Man muss schon einen gewissen Schutzschirm aufbauen."

Ermittlungen zu Unfallflucht

Neben den traumatischen Aspekten des Berufes müssen die Beamten vom Unfalldienst auch immer wieder ermitteln, wenn Fahrerflucht bei schweren Unfällen begangen werde. Ein Großteil der Unfallfluchten im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg sind laut Verkehrsbericht des Polizeipräsidiums Ravensburg einfache Parkplatzrempler, also kleine Unfälle, die die normalen Streifendienste übernehmen.

Aber bei den schweren Unfällen sind auch Osswald und seine Kollegen zuständig. Wie genau er Unfallflüchtige aufspürt, möchte er nicht sagen. Aber es gebe eine Reihe von Ermittlungsmethoden, etwa die Auswertung von Lackspuren am Unfallauto.

Digitale Daten vom Unfallfahrzeug auslesen

Bei anderen Unfällen greifen Beamte des Verkehrsunfallaufnahmedienstes mittlerweile auch auf digitale Daten der Unfallfahrzeuge zurück. Mithilfe eines Gerätes lassen sich ähnlich wie beim Flugschreiber die letzten Sekunden vor dem Unfall rekonstruieren. Die Daten zeigen unter anderem auf, wie schnell das Auto war und wann gebremst wurde. Diese Art von Technikauswertung wird aber noch nicht so häufig angewendet. Denn in Europa müssen Pkw-Hersteller Neuwagen mit der dafür notwendigen Bordelektronik erst seit diesem Jahr ausstatten.

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